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Der Weltensammler: Roman (German Edition)

Der Weltensammler: Roman (German Edition)

Titel: Der Weltensammler: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilija Trojanow
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mußte die praktischen Dinge erledigen. Wer hätte sie sonst erledigt? Und das erwies sich als schwierig, wir hatten es nicht bedacht. Sie haben sich geweigert, sie zu verbrennen.
    – Wer?
    – Die Priester. Burton Saheb war fassungslos. So zornig, ich dachte, er würde die Verbrennung mit vorgehaltener Waffe erzwingen. Ich wollte ihm den Grund verschweigen, ich umging seine Fragen, er trieb mich in die Ecke, schließlich mußte ich ihm sagen, daß es eine Frage der Reinheit war. Ob sie wegen der Beziehung zu ihm als unrein gelte. Ja, sagte ich, auch deswegen.
    – Sie haben eine Lösung gefunden?
    – Ich traf einen Mann, in der Nähe der Verbrennungsstätte. Einer der Aussätzigen, die sich dort herumtrieben. Sein halbes Gesicht war weggefressen, sogar eine Hälfte seiner Zunge. Sein Anblick war nicht zu ertragen. Er redete mit einer Stimme, die bei lebendigem Leibe gehäutet wurde. Hast du dich verlaufen, Jungchen? Ich wollte davoneilen. Doch ich blieb stehen. Frag mich nicht, wieso. Ich erzählte ihm sogar von unserer Sorge. Wir werden euch helfen, sagte er. Bringt den Leichnam hierher, in der Nacht, wenn alle schlafen, und wir werden tun, was getan werden muß. Wir haben einen Pujari, wenn euch so was wichtig ist. Selbst seine Spucke ist heiliger als die Heuchler, die euch weggeschickt haben. Die verkriechen sich nachts, da müssen sie verspeisen, was sie tagsüber erbeutet haben. Nie habe ich Hilfe so ungern angenommen. Wir hatten keine andere Wahl. Es war ein guter Vorschlag, wenn auch mit drohender Stimme vorgetragen. Es hat lange gedauert, bis ich Burton Saheb überzeugt hatte. Bis er verstanden hatte, daß uns nichts anderes übrigblieb. Sein ganzer Einfluß und seine ganze Macht waren nutzlos. Ich wollte unter den Dienern nach Freiwilligen suchen, die uns helfen würden, ihre Leiche zum Fluß zu tragen. Er hielt mich zurück. Wir beide werden das tun, sagte er. Nur wir beide. Das ist unsere Pflicht. Wir wickelten sie in einige Tücher. Wir warteten, bis sich alle schlafen gelegt hatten. Ich öffnete die Tür des Bubukhanna und das Tor zur Straße, wir packten sie, ich an den Beinen, Burton Saheb am Kopf, und wir gingen los …
    Der Lahiya schrieb alles mit, Zeile um Zeile füllte sich mit NaukaramsBericht, und zwischen den Zeilen flatterten seine Gedanken, entfernten sich von dieser faden Beschreibung. Sturm und Tod und Mitternacht und Verbrennungsstätte, was für eine Bühne, und dieser einfallslose Mensch beschrieb es wie ein Inventar. Wo waren die Nackten, die Schamlosen, die überquellende Töpfe mit Juwelen bewachen, vergraben von knorzigen Gierhälsen, denen der Geiz jegliche Angst geraubt hat? Wo war der Yogi, der mit zwei Schienbeinknochen auf einem Schädel grausige Festtagsmusik spielt? Der Lahiya hörte kaum noch zu, er konnte es nicht abwarten, sich zu verabschieden. Er eilte nach Hause, wischte den Gruß seiner Frau zur Seite, zog sich sofort in das zweite Zimmer zurück, in Sorge, auch nur eine einzige seiner vielen Ideen könnte sich verflüchtigen, bevor er sie niedergeschrieben hatte. Hastig notierte er das erste Bild, das ihm eingefallen war, zeichnete bisterfarbige Wolken, die über die Hochebene des Firmaments rollten, unförmig wie plumpe Ungeheuer. Und vor ihnen, im Mittelpunkt, zwei Männer, ein Herr und sein Diener, beide Fremde an diesem Ort, in dieser Nacht, beide miteinander verbunden auf mehr Wegen, als sie es wissen, als sie es sich eingestehen mögen. Sie schleppen schwer an einem Leichnam, an der verstorbenen Geliebten, ihrer Geliebten. Die Sichel des Mondes ist nicht heller als der Stoßzahn eines Elefanten, der aus einem Schlammloch steigt. Der Herr hievt den Leichnam über seine Schulter, er ist ein starker Mann, der selbst das Gewicht verflossener Liebe durch einen Sturm schleppen kann. Der andere, der Diener, sucht nach dem Pfad, mit unsicheren Schritten, als erwarte er, jeden Augenblick zu stolpern. Es beginnt zu regnen. Der Boden des Weges glimmert, ein schauriges Weiß. Ein ferner Lichtstrahl bricht durch alle Geflechte, wie ein Strich aus Gold, der über die dunkle Oberfläche eines Probiersteins ädert. Die beiden Männer folgen diesem Lichtstrahl, sei es, weil nichts anderes leuchtet, sei es, weil der Diener ahnt, daß es die einäschernden Feuer der Verbrennungsstätte sind, die so fragend die Nacht durchdringen. Sie erreichen die Smashaana, eine offene Fläche neben dem Fluß, ein Ort, der selbst tagsüber zu meiden ist. Verlassen, so scheint es den beiden

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