Der Weltensammler: Roman (German Edition)
finsteren Augenbrauen und erzürnten Gesichtsausdrücken, Bergbauern, die lange Pistolen und Jatagans am Gurt trugen sowie einige Kleidungsstücke über der Schulter, und deren brodelnde Unzufriedenheit zum Ausbruch kam, als ein Untergeordneter verkündete, sein Herr, der Zuständige, sei an diesem Tag nicht mehr zu sprechen. Die Wartenden packten den Überbringer des Hohns am Kragen und bezichtigten ihn und seinen Herrn der Faulheit, und die Flüche, die aus ihrem Rachen knurrten, zwangen den Beamten zu elaborierten Entschuldigungen, Beschwörungsformeln eines Dompteurs, dem die Kontrolle über seine wilden Tiere entgleitet.
Am nächsten Tag erhielt Mirza Abdullah die Erlaubnis, jeden Teil Ägyptens frei bereisen zu dürfen.
Es war nicht leicht, zu den Zimmern in der Karawanserei hinaufzusteigen. Das enge Treppenhaus war besetzt. Die Stufen waren so steil, daß die Träger von Wand zu Wand schwankten. Auf die Träger folgten Frauen in massiger Gruppe, die ihr Gespräch Stufe um Stufe nach unten führten, während ihre Kinder die Lücken zwischen ihnen ausfüllten und mit ihren Händen die schmutzigen Wände entlangrutschten. Als die letzte der Frauen an ihm vorbeiging, erschienenoben drei Soldaten, die sich in der Enge einen Witz teilten. Sie blieben stehen, für die Pointe, und setzten ihren Abstieg grölend fort. Mirza Abdullah schlüpfte hinter ihnen sofort in den Aufgang. Auf halbem Weg kam ihm ein übergewichtiger älterer Mann entgegen, der keine Anstalten machte, sich gegen die Wand zu drücken. Mirza Abdullah stellte sich vor und der Mann auch: Hadji Wali, Händler, Stammgast in diesem Wakalah. Dürfte ich Sie einladen zu einem Tee? Höflich nahm Mirza Abdullah an. Ich muß einige Anweisungen geben, der Händler wies zum Innenhof und lachte wohlbeherrscht. Unten waren die Werkstätten, die Läden, die Lagerräume. Und ich muß hinauf, sagte Mirza Abdullah. Sie sind der Jüngere, meinte der Händler, diese wenigen Stufen, fast keine Anstrengung für Sie. Und er lachte wieder. Seine trübseligen Augen und sein redseliger Mund hatten sich offenkundig nicht miteinander abgesprochen.
Die zwei Zimmer, die jedem Gast zur Verfügung gestellt wurden, waren nicht möbliert. Flecken von der Größe zerquetschter Mücken dekorierten die Wände. Dicke Spinnweben hingen von den schwarzen Sparren hinab, durch die Fenster schlüpfte staubige Luft, vom ursprünglichen Glas war Fraktur geblieben, an Stellen mit Papier überklebt. Mirza Abdullah lehnte sich hinaus. Immerhin besser, als sich den Innenhof teilen zu müssen mit angebundenem Vieh, heulenden Bettlern und Dienern, die sich auf gewaltigen Baumwollballen ausstreckten und versonnen kratzten. Hadji Wali durchquerte den Innenhof, er winkte ihm zu und wiederholte mit Gesten die ausgesprochene Einladung. Wenig später tauchte ein Diener auf, der ihn ins behaglich eingerichtete Außenzimmer des Händlers führte.
Diese Stadt, dieses Kairo ist eine Pestilenz – Hadji Wali hatte sich auf den Kelim gelegt, aber sein Kopf kam auf dem runden Kissen nicht zur Ruhe –, wer hat die verfluchte Eingebung gehabt, hier eine Stadt zu errichten, zwischen stinkendem Wasser und totem Gestein? Alles, was an diesem Ort kriecht und kreucht, beißt entweder oder sticht. Es ist mir zuwider, Alexandria zu verlassen, aber die Geschäfte können keinen Bogen um Kairo machen; mit Plagen zahlen wir für Wohltat und Segen. Und Sie, was hat Sie hierher verschlagen? Daß Sie nicht aus diesem Staubloch stammen, das sehe ich Ihnen an,das höre ich Ihnen an. Rauchen Sie, was zieren Sie sich so, rauchen Sie nur, mir bekommt der Rosengeschmack nicht, aber der Geruch, er vertreibt für einige Augenblicke das Hiersein. Wie ein gewöhnlicher Perser sehen Sie mir nicht aus. Ich verstehe, ich verstehe. Wahrlich, Sie sind weit gereist, dagegen erscheinen mir meine Reisen wie Besuche bei den Nachbarn. Sie begehen einen Fehler, das muß ich Ihnen sagen, ich kenne meine Landsleute, wenn sie schwach sind im Glauben, richten sie sich auf, indem sie über die irregeleiteten Perser herziehen, mit Beschimpfungen, aber manchmal auch mit Hieben. Ich versichere Ihnen, Sie werden ein Dreifaches von dem zahlen, was die anderen Pilger zahlen, und Sie werden sich glücklich schätzen, wenn Sie während der Hadj nur einmal verprügelt werden. Trinken Sie noch einen, trinken Sie. Legen Sie den Titel Mirza ab, Sie müssen sich nicht in Ihrer ganzen Wahrhaftigkeit vorstellen, als Sheikh werden Sie um einiges
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