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Der werfe den ersten Stein

Der werfe den ersten Stein

Titel: Der werfe den ersten Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kanger
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Handschellen ab. Er drückte ihn auf einen Stuhl, setzte sich auf die andere Seite des Tisches und schaltete den Computer an.
    »Diebstahl in Autos auf dem Vallonvägen in Skultuna«, sagte er leise zu sich selber, während er gleichzeitig die Worte eingab.
    »Wie heißt du?«, fragte er, ohne sich zu dem Mann an der anderen Seite des Tisches umzuwenden.
    Der Mann antwortete nicht.
    »Wie heißt du?«, wiederholte der Polizist.
    »Nicht Schwedisch«, antwortete der Mann.
    » Name, what is your name? « , versuchte es der Polizist auf Englisch.
    »Shimi.«
    » How do you spell that? «
    Der Mann antwortete nicht.
    »Ausweis, Pass, do you have that? «
    »Nein, Pass.«
    »Dann muss ich wohl raten, Shimi.«
    Er buchstabierte den Namen auf einem Zettel und zeigte ihn dem Mann. Shimi nickte.
    »Okay, Shimi, what more? Was mehr?«
    »Dragan.«

23
    Zum ersten Mal seit fast einem Jahr hatte Mikael bis zum Weckerklingeln durchgeschlafen. Er lag noch im Bett, als seine Mutter von unten an der Treppe rief: »Frühstück, Kind!«
    Langsam schwang er die Beine über die Bettkante, stellte die Füße auf den Fußboden und stemmte sich hoch. Die Alltagshose lag ein paar Schritt entfernt, er stieg hinein und zog ein T-Shirt an. Dann ging er nach unten. Stina und Peter saßen schon am Frühstückstisch. Mikael setzte sich auf seinen Platz. Margareta gab mit einem Löffel Grütze auf die Teller.
    An der Schmalseite des Tisches stand ein hervorgezogener Stuhl vor einem tiefen Teller und einem Löffel. Peter aß von der Grütze und schaute zu dem leeren Platz.
    »Warum deckst du für Vater?«, fragte er.
    »Falls er kommt«, antwortete Margareta.
    Sie aßen, ohne ein Wort miteinander zu wechseln. Als alle fertig waren, stand Margareta auf und räumte den Tisch ab.
    »Wir machen es wie üblich«, sagte sie. »Als ob es ein ganz gewöhnlicher Sonntag wäre. Aber wir müssen mit den Rädern zur Kirche fahren. Ich habe eure besten Hemden gebügelt.«
    »Ich komm nicht mit«, sagte Mikael.
    »Was sagst du da?«
    »Ich bleib zu Hause.«
    »Aber das kannst du doch nicht machen. Das kannst du nicht, Mikael.«
    Er stand auf und ging hinauf in sein Zimmer, ohne zu antworten. Seine Mutter legte die Schürze ab und folgte ihm sofort.
    »Mikael, was soll Vater sagen?!«
    »Ich weiß nicht«, antwortete Mikael und zuckte mit den Schultern. »Er ist ja nicht hier.«
    »Aber er kommt wieder. Was wird er sagen, wenn er erfährt, dass du nicht in der Kirche warst?!«
    Er schaute seine Mutter an.
    »Ich werde nie wieder in die Kirche gehen.«
    Sie griff sich an die Brust. Ihre Lippen bebten.
    »Mikael«, keuchte sie, »aber Mikael …«
    Margareta blieb stehen und wartete. Schließlich war das Schweigen zwischen ihnen fast greifbar und sie wollte die Treppe hinuntergehen.
    »Mutter«, sagte Mikael.
    Sie drehte sich, das Gesicht voller Hoffnung, heftig um.
    Mikael schwieg einen Augenblick und sprach dann mit leiser Stimme.
    »Grüß Benjaminsson«, sagte er.
    »Was meinst du damit?«
    »Tu nur, was ich dir sage. Grüß Benjaminsson von mir, wenn du ihn in der Kirche triffst.«
    »Ich verstehe nicht«, flüsterte sie und ging langsam die Treppe hinunter.
    »Wir machen uns jetzt fertig«, sagte sie zu Peter und Stina mit lauterer Stimme.
    Als Margareta Adolfsson vor dem Haus auf ihr Fahrrad stieg, schaute sie zu Mikaels Fenster hinauf. Es war leer. Peter und Stina waren schon losgefahren. Sie stand allein auf dem Hof.
     
    Vor der Kirche kam ihnen der Gemeindeleiter entgegen und nahm Margareta Adolfssons Hand.
    »Nichts Neues von Bertil?«, fragte er.
    »Nein«, sagte sie.
    »Hab Vertrauen. Gott wacht über die Seinen.«
    »Ja, das tut er.«
    Der Gemeindeleiter sah Peter und Stina an.
    »Wo ist Mikael?«
    Margareta Adolfsson schwieg einen Augenblick. Dann antwortete sie fast flüsternd: »Er konnte heute nicht kommen.«
    »Er ist doch hoffentlich nicht krank?«
    »Nein, aber er konnte nicht.«
    Ein Großteil ihrer Zusammenkunft wurde Bertil Adolfssons Verschwinden gewidmet.
    Der Gemeindeleiter las Texte aus der Bibel, die ihnen in einer schweren Stunde Trost spenden und besonders Margareta, Peter und Stina den Sinn dieser Prüfung erklären konnten.
    Mikael erwähnte er nicht.
    Nach der Betstunde versammelten sie sich zum Kaffee. Als Margareta Adolfsson eine Tasse vor Simon Benjaminsson gestellt und einen Schritt zurückgetreten war, zögerte sie.
    »Mikael möchte, dass ich dich grüße«, sagte sie.
    Simon Benjaminsson drehte sich so hastig um, dass er

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