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Der Wert des Blutes: Kriminalroman (German Edition)

Der Wert des Blutes: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Wert des Blutes: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Leather
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Gefängnissen und Nerven kliniken in Groß britannien durchgeführt hatte, und dann begann ich an einem Computerprogramm zu arbeiten, das mithilfe von einfachen Fragen undAntworten den Geisteszustand eines Menschen feststellen konnte. Es bedeutete viele Jahre Arbeit, aber schließlich brachte ich es auf einen Stand, in dem man es mit einem beachtlichen Grad von Genauigkeit anwenden konnte. Ich legte mehrere wissenschaftliche Publikationen vor, die großen Anklang fanden, und ging auf ein paar Vortragsreisen. Dann erhielt ich eines Tages einen Anruf aus dem Londoner Büro einer amerikanischen Headhunting-Firma. Drei Monate später war ich in Los Angeles und verdiente das Fünffache von dem, was ich als Postdoktorand in der Forschung bekommen hatte.
    Der Umzug nach Los Angeles war sehr sinnvoll, sowohl aus persönlichen Gründen – ich war von jeher Amerikafan – aber auch, weil es der ideale Ort für die Forschung über Soziopathen und Psychopathen und einer ganzen Reihe anderer psychischer Abnormitäten war. Einfach ausgedrückt, gab es in Los Angeles pro Quadratmeter mehr Verrückte als irgendwo sonst auf Gottes grüner Erde, und während ich ein unverschämt hohes Salär bezog, rechnete ich damit, auch noch eine stattliche Anzahl wissenschaftlicher Publikationen raushauen zu können. Das hat auch geklappt. Wohlgemerkt, es gab auch eine Schattenseite. Ich verlor meine Tochter, und meine Frau verließ mich und hetzte mir eine Anwältin auf den Hals, die genauso sympathisch war wie ein Rottweiler mit einem sensationell niedrigen IQ. Und prompt hatte ich einen Spitznamen weg, Jamie D. Beaverbrook, Vampirjäger. Man muss Amerika doch einfach lieben!
    Den Spitznamen verdankte ich dem ersten Fall, den mir das LAPD anvertraute. Es ging um einen Obdachlosen in den Sechzigern, der einen anderen Obdachlosen im Streit um einenEinkaufswagen aus dem Supermarkt erwürgt hatte. Der Mann behauptete, Stimmen hätten ihm das befohlen, doch das Programm erklärte ihn für zurechnungsfähig. Als ein Detective ihn zu seiner Zelle zurückbrachte, griff ihn der Obdachlose an, biss ihm ein Stück vom Ohr ab und schrie, er sei Dracula und ich Van Helsing. Ich ließ ihn ein zweites Mal durch das Programm laufen, um sicher zu sein, und der Kerl war zurechnungsfähig, allerdings mit einem größeren Alkohol- und Drogenproblem. Seitdem gab mir fast das ganze LAPD die Schuld am zerfleischten Ohr des Polizeibeamten.
    Ich schrieb als Erstes das Gutachten über Kipp und druckte es aus. Ich heftete die Seiten in einem blauen Ordner ab und beschriftete ihn mit »Kipp, H.«. Dann holte ich mir noch einen Kaffee aus der Küche. Ich stellte die Tasse auf den Schreibtisch, dann ging ich die Morgenzeitung holen. Ich setzte mich aufs Sofa und begann sie zu lesen, und dann merkte ich, dass mein Unterbewusstsein auf Zeit spielte. Es versuchte, den Augenblick hinauszuzögern, an dem ich das Gutachten über Ferriman, T. beginnen würde. Wieso eigentlich, grübelte ich. Weil sie so hübsch war? So jung? Weil sie so hilflos wirkte und doch gleichzeitig so selbstbeherrscht?
    Ich schlug die Zeitung zu und setzte mich wieder an den Schreibtisch. Dann rief ich ihre Datei auf den Bildschirm und las die Antworten durch. Sie waren so, wie man sie von einer ausgeglichenen jungen Frau erwartet – nicht zu aggressiv, nicht zu selbstbezogen. Die Sorte Mädchen, die eine gute Freundin oder Geliebte abgibt. Es kostete mich doppelt so viel Zeit wie das Gutachten über Kipp. Nicht, dass sie ein komplizierterer Fall gewesen wäre – vielmehr ertappte ich mich immer wiederdabei, dass ich sie in einem guten Licht erscheinen lassen wollte, dann aber merkte, es könne auch so wirken, als ob ich voreingenommen wäre. Dann schwenkte ich um und beurteilte sie zu streng. Der Witz lag beim Beaverbrook-Programm aber gerade darin, dass es Gefühle völlig ausschalten sollte. Das Urteil sollte vollkommen objektiv ausfallen, und das war es auch fast immer, doch in ihrem Fall musste ich mich ständig zwingen, neutral zu bleiben. Und die ganze Zeit sah ich vor meinem geistigen Auge das Mädchen in der Gasse mit der schwarzen Lederjacke, ihre Lippen an meinem Hals. Nein, ich erwähnte den Traum nicht in meinem Gutachten.
Das erste Mal, da tuts noch weh …
    Ich druckte es gerade aus, als das Telefon klingelte. De’Ath war dran. Er erkundigte sich, wie ich vorankam.
    »Gerade fertig geworden«, sagte ich und hielt den Hörer neben den Laserdrucker, damit er es hören konnte. »Wie laufen

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