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Der Wert des Blutes: Kriminalroman (German Edition)

Der Wert des Blutes: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Wert des Blutes: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Leather
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mit dem Unflat der Westküste so schnell über den Atlantik, wie Fleet Street dafür zahlen wollte. Nur äußerst selten kreuzten sich unsere Pfade beruflich, aber wir betranken uns oft und gern zusammen. Beide durchlitten wir schmerzhafte Scheidungen. Schmerzhaft teure.
    »Jamie«, sagte er. »Was machen die Bestien? Hält euch der Vollmond auf Trab?«
    »Das kannst du laut sagen«, erwiderte ich. »Und mir ist gerade der Knoblauch ausgegangen.« Wenn Hardy mich aufzog, machte mir das nichts aus. Er war schon okay. »Hey, was kannst du mir über Greig Turner sagen?« Hardy war ein Filmfreak, immer auf der Jagd nach Neuem, aber er kannte auch die alten Filme aus dem Effeff. Er verfügte über eine umfangreiche Videobibliothek in seiner Wohnung, Hunderte von Schwarz-Weiß-Klassikern. Von den meisten hatte ich noch nie was gehört.
    »In welchem Zusammenhang?«
    »Filme. Schon älteren Datums, Dreißigerjahre, denke ich mal. Vielleicht auch aus den Vierzigern.«
    »Wie hieß er noch gleich?«
    »Turner. Greig Turner.«
    »Schauspieler oder Regisseur oder was?«
    »Keine Ahnung, Pete. Ich kenne nur sein Bild. Er sah gut aus, darum vermute ich, dass er Schauspieler war. Aber das ist nur geraten.«
    »Du hast ‹sah gut aus› gesagt. Glaubst du, er ist tot?«
    »Das Foto sah alt aus – er könnte inzwischen gestorben sein.« Ich fischte die Karte aus der Tasche, auf der ich Turners Namen notiert hatte. »Er war in einem Film mit dem Titel
Zeit des Flieders

    »
Zeit des Flieders

    »Ja. Er saß auf einem Regisseurstuhl, und ‹Greig Turner› und
Zeit des Flieders
standen auf der Rückenlehne.«
    »Ja, okay, ich finde das für dich raus. Sollte nicht allzu schwer sein. Ich melde mich bei dir, okay? Wie läuft der Jahrhundertprozess?«
    »Ich habe heute Nachmittag einen Termin bei meinem Anwalt.«
    »Ja? Ich auch. Hey, hast Du mal den Film
Der Fremde im Zug
gesehen? Den von Hitchcock? In dem planen zwei Typen …«
    »Ja, schon gut – du machst meinen Kram und ich deinen, was? Nein danke!«
    »Für den Fall, dass du es dir anders überlegst …«, sagte er. Das sollte ein Scherz sein, das war mir klar, aber er war etwas zu realistisch. Ich legte auf, trank meinen Kaffee aus und tigerte im Zimmer herum, ohne mich entspannen zu können. Ich sah auf meine Uhr. Drei Uhr. Noch eine Stunde, bis ich bei Harrison in der Kanzlei sein sollte. Mehr als genug Zeit. Ich überlegte, was wohl dieses Mal das Problem war. Ich hatte gedacht, dass Deborah und ich die finanzielle Seite endlich geklärt hatten. Sie hatte klar zu verstehen gegeben, dass sie weder das Haus noch den Wagen wollte, nur Bares, und Chuck hatte mit der knallharten blöden Kuh, die sie als Anwältin engagiert hatte, einen Deal ausgehandelt, der hinten zu viele Nullen hatte. Wenn eine sechs Jahre lange Ehe den Bach runtergeht, ist das schon schlimm genug, aber dass dazu noch alles, was ich in den letzten zehn Jahren verdient hatte, mit wegschwamm, war kaum zu ertragen.
    Ich fuhr den Wagen zu einer Tankstelle auf dem Weg zu Chucks Kanzlei, prüfte den Ölstand, das Kühlwasser und den Reifendruck und tankte. Ich kam zehn Minuten zu früh, aber ich musste nicht warten, er ließ mich von seiner Sekretärin zu ihm hineinführen und begrüßte mich mit einem warmen Händedruck. Einem Händedruck, der meines Wissens so um die fünfhundert Dollar die Stunde wert war. Er winkte michzu einem großen Ledersessel, der ihn mindestens drei Stunden Arbeitszeit gekostet haben musste, netto, und lehnte sich in seinem eigenen zurück.
    Er legte die Fingerspitzen aneinander und runzelte die Stirn. »Wir haben ein Problem, Jamie«, sagte er leise.
    »Wir?«
    Er lächelte schwach. »Ich bin auf deiner Seite«, sagte er.
    »Ich bin ganz Ohr«, sagte ich.
    Er nickte. »Okay, wir haben uns jetzt über den ehelichen Zugewinn, Kranken- und sonstige Versicherungen und die Bankguthaben geeinigt. Die Gegenseite war mit der Aufteilung, wie ich sie bei unserem letzten Treffen skizziert habe, einverstanden. Doch leider muss ich dir mitteilen, dass dich die Gegenseite jetzt auch der Grausamkeit bezichtigt.«
    »Wieso denn Grausamkeit?«
    »Seelische Grausamkeit. Zu den Klängen von zweihunderttausend Dollar.«
    »Deborah behauptet, dass ich grausam zu ihr war? Ich fass es nicht.«
    »Du darfst nicht vergessen, dass sie eine der schärfsten Anwältinnen von L.A. beauftragt hat. Carol Laidlaw ist ein mieses Arschloch und eine Lesbe obendrein. Wenn sie fertig ist, wird dich deine Frau aus

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