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Der Wert des Blutes: Kriminalroman (German Edition)

Der Wert des Blutes: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Wert des Blutes: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Leather
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Äußersten treiben; er war bereits nervös genug.
    Er grinste boshaft und sagte etwas zu ihr, ebenfalls auf Spanisch. Das Messer schwankte, aber nicht so stark, dass sich für mich ein Versuch gelohnt hätte, es mir zu schnappen; außerdem sah er verdammt viel stärker aus als ich, und ich bezweifelte, dass ich ihn würde überwältigen können, mit oder ohne Messer. Sein Grinsen wurde anzüglich und er sagte noch etwas zu ihr, dieses Mal leiser, und sie beschimpfte ihn. Lachend nahm er das Messer von meinem Gesicht und ging auf sie zu.
    »Lass sie in Ruhe!«, schrie ich und griff nach dem Messer. Fluchend zog er es weg und ratschte es quer über meinen Arm. Es war scharf wie eine Rasierklinge und schnitt durch den Lederärmel in mein Fleisch. Als er das Messer zurückzog, brannte mein Arm vor Schmerz. Ich schrie auf und er holte aus und zielte mit der Klinge auf meine Brust. Ich dachte, ich müsstesterben. Echt. Doch als das Messer ganz knapp vor meiner Brust war, verschwamm alles, und bevor ich wusste, was los war, bewegte sich sein Arm nicht mehr und Terry hielt sein Hand gelenk gepackt. Wahnsinn! In einem Augenblick stand sie da, die Arme an den Seiten herunterhängend, im nächsten langte sie an mir vorbei, packte ihn am Handgelenk und fixierte ihn mit ihrem Blick. Sie wirkte ruhig und gelassen; ihren Mund umspielte sogar ein Lächeln. Er knurrte und fluchte, und seine Halsadern schwollen an, als er sich gegen Terry stemmte, doch das Messer kam nicht näher. Ich beobachtete, wie sich ihre Nägel in sein Fleisch gruben. Sie sprach mit ihm, leise dieses Mal, immer noch auf Spanisch, aber ich hörte die Drohung aus ihrer Stimme heraus. Ich war so hypnotisiert wie er und stand reglos da, spürte nicht mal mehr den Schmerz in meinem Arm.
    Er stemmte sich noch stärker gegen sie, doch es nützte ihm nichts, und dann bewegte sie sich so schnell, dass ich später nicht mehr wusste, wie sie es gemacht hatte, aber in dem einen Moment war sein Arm ausgestreckt, im nächsten stand er in einem unnatürlichen Winkel ab und ein splitterndes Knacken ließ mir das Blut in den Adern gefrieren. Er schrie nicht; er sackte auf der Stelle besinnungslos in sich zusammen, während das Messer scheppernd auf den Gehweg fiel.
    »Los, komm, Jamie«, sagte sie und nahm meinen Arm. »Ich will das hier nicht den Cops erklären müssen. Mit denen stehe ich momentan nicht auf gutem Fuß.«
    Wir rannten zum Wagen, und sie bestand darauf, dass ich ein Stück fuhr, bevor ich die Verletzung an meinem Arm ansah. Als sie der Meinung war, wir hätten nun genügend Abstand zumverhinderten Räuber, befahl sie mir rechts ranzufahren und die Jacke auszuziehen. Es war nur ein kleiner Schnitt – das dicke Leder hatte mich vor ernsthaftem Schaden bewahrt –, und ich glaubte nicht, dass er genäht werden musste. Terry nahm meine Hand und zog meinen Arm an ihre Lippen. Langsam wanderte der Mund über die Haut, bis er zu dem Schnitt kam, dann leckt sie das Blut ab. Ich spürte, wie ihre Zunge an den Rändern der Wunde entlangfuhr, dann ein sanftes Saugen.
    »Hey, was machst du denn da?«, fragte ich.
    Sie hielt inne und hob den Kopf. Die Lippen waren blutverschmiert, was mich daran erinnerte, wie ich sie zum ersten Mal im Präsidium gesehen hatte. »Du weißt nicht, was er vorher mit der Klinge gemacht hat«, sagte sie. »Ich reinige die Wunde.«
    »Was ist mit Aids?«
    »Jamie, ich glaube kaum, dass man sich an einem Klappmesser mit Aids anstecken kann.«
    »Nicht ich, sondern du. Du solltest mit Blut vorsichtig sein.«
    Sie musterte mich streng. »Dr. Beaverbrook, wollen Sie mir damit etwa sagen, dass Sie HIV-positiv sind?«
    »Nein, natürlich nicht, es ist halt nur …«
    Sie leckte wieder die Wunde und sah mir dabei tief in die Augen. Es tat nicht weh – ganz im Gegenteil, es wirkte sehr schmerzlindernd, und um ehrlich zu sein, war das echt sexy. Ich las ein Lächeln in ihren Augen und streckte den gesunden Arm nach ihr aus, um ihr übers Haar zu streichen.
    »Du solltest vorsichtig sein«, sagte ich.
    »Wir meinst du das?«
    »Dich mit dem Kerl anzulegen. Gott, der hätte dich doch glatt umlegen können.«
    Sie schnaubte verächtlich. »Nein! Nicht mal im Traum!«, sagte sie. »So einer kann mir doch gar nichts tun. Keiner kann mir irgendwas tun, Jamie. Glaub mir.«
    »So fühlen sich alle, wenn sie jung sind, Terry. Man denkt, dass man ewig lebt und einem nichts passieren kann. Mir ging das auch so – so wie uns allen. Man denkt, man kann nach einem

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