Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Wert des Blutes: Kriminalroman (German Edition)

Der Wert des Blutes: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Wert des Blutes: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Leather
Vom Netzwerk:
Auto unfall aufstehen und weggehen, bei einer Flug zeugexplosion überlebt man als Einziger, und man wird nie ernsthaft krank, man lebt ewig. Man fühlt sich unsterblich.«
    Sie nickte, die Augen weit aufgerissen, und ich legte meinen Handrücken auf ihre Wange. Sie fühlte sich kühl und trocken an, wie Porzellan, nur weich.
    »Das ist eine Selbsttäuschung, Terry. Glaub es einem, der es wissen muss. Wenn man älter wird, merkt man, wie wenig Zeit wir haben und wie kostbar das Leben ist. Man muss lernen, keine Risiken einzugehen. Es braucht nur ein Irrer mit einem Klapp messer daherzukommen und alles ist vorbei.«
    Sie schüttelte entschieden den Kopf. »Nein, das glaube ich nicht, Jamie.«
    »Die Leichenschauhäuser sind voller Jugendlicher, die dran glauben mussten, weil sie es nicht glauben wollten«, sagte ich. »Du änderst dich noch. Wie alle anderen.«
    Sie hob den Kopf ganz dicht an meinen, unsere Nasen berührten sich fast. »Mir kann nichts passieren, Jamie. Und so lange du bei mir bist, kann auch dir nichts passieren.«
    Ich versuchte meinen Arm zu heben, um ihr die Wunde zu zeigen, aber sie schob ihn weg, presste ihre Lippen auf meine und küsste mich leidenschaftlich, ohne den Blick von mir zu lösen. Ich versuchte ihr klar zu machen, dass sie sich irrte, dassman aus dem Unsterblichkeitskomplex herauswuchs, dass man sich mit dreißig der körperlichen Schwächen nur zu bewusst wurde und man dann nachts nicht schlafen konnte, weil das Herz im Sekundentakt die Zeit abhakte. Aber dann verlor ich mich in dem Kuss, und als ich die Hand hob, wollte ich damit nur ihren Nacken liebkosen und ihr nicht das Blut zeigen. Schließlich riss sie sich los und bat mich, zu mir nach Hause zu fahren. Während der Fahrt erkundigte sie sich nach meiner Arbeit, meiner Studienzeit, meiner Forschung. Nach Deborah fragte sie nicht und ich erklärte es nicht.
    Als ich die Haustür öffnete, überkamen mich heftige Schuldgefühle, als ob Deborah dort mit einem Arsenal an Sarkasmus und Bitterkeit warten würde, doch natürlich war da nichts, und vielleicht war das schlimmer.
    Terry war die erste Frau, die ich mitbrachte, seit mich Deborah verlassen hatte. Ich wollte das Licht einschalten, aber Terry legte ihre Hand auf meine und flüsterte: »Nein, lass das«, und dann schlang sie die Arme um mich und schloss die Tür mit der Hacke, während sie mich küsste. Ich legte meine Arme um ihre Taille und hob sie hoch, sodass ihr Kopf mit meinem auf gleicher Höhe war. Sehen konnte ich ihn nicht, denn es war stockfinster in der Diele, aber ich spürte, dass ihre Augen noch offen waren und mich ansahen. Wie alt war sie? Fünfundzwanzig, hatte sie gesagt, oder um den Dreh. Gott, ich konnte mich kaum erinnern, wie man sich mit fünfundzwanzig fühlte, wenn man dachte, man würde ewig leben. Als ich in dem Alter war, musste sie also vierzehn gewesen sein und hatte sich wohl nur Sorgen darum gemacht, in welchen Jungen sie verknallt war oder ob sie es ins Cheerleaderteam schaffen würde.
    »Du bist so weit weg«, sagte sie.
    »Was bin ich?«
    »Ganz woanders mit deinen Gedanken, aber du sollst dich auf mich konzentrieren, Jamie. Okay?«
    »Okay«, sagte ich und dann küsste ich sie wieder.
    »Schlafzimmer«, sagte sie.
    »Schlafzimmer?«
    »Trag mich ins Schlafzimmer«, sagte sie, zog die Beine hoch und schlang sie um meine Taille. Sie fühlte sich federleicht an, obwohl ich ihre starken jungen Schenkel spürte.
    »Ich kann nicht sehen, wohin ich trete«, jammerte ich.
    »So dunkel ist es nicht«, sagte sie. Doch, war es, und zwar stockdunkel. Ich stolperte in Richtung Schlafzimmer und stieß ein paarmal an die Wände und einmal mit dem Schienbein gegen einen Couchtisch, worüber sie lauthals lachte.
    Ich erreichte das Schlafzimmer mit Mühe und Not und legte sie aufs Bett. Die Jalousien waren hochgezogen, daher konnte ich sie zum ersten Mal im Schein des großen weißen Mondes sehen, der mitten am kalifornischen Nachthimmel stand. Sie schüttelte ihre Jacke ab, warf die Beine hoch, löste ihren Gürtel und strampelte, um ihre Hose abzustreifen. »Mach schon, Jamie«, kicherte sie. »Mach dich nackt.«
    Der Reißverschluss an der Motorradjacke machte ein ratschendes Geräusch, als ich sie auszog, und ich zog mir das T-Shirt über den Kopf. Dann streifte ich die Jeans ab und Hunderte Reiskörner rieselten leise auf den Teppich.

DER STAR
    Als ich aufwachte, war sie fort, und ich konnte mich nicht erinnern, dass sie in der Nacht gegangen war.

Weitere Kostenlose Bücher