Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Wert des Blutes: Kriminalroman (German Edition)

Der Wert des Blutes: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Wert des Blutes: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Leather
Vom Netzwerk:
Ich fühlte mich, als wären sämtliche Knochen in meinem Körper gebrochen und wieder zusammengefügt worden. Ich hatte blaue Flecken auf den Schenkeln und Bissspuren auf den Schultern – zwar waren die nicht blutig, aber ich konnte ihre Zahnabdrücke erkennen. Zeitweise hatte sie sich wie ein Tier gebärdet, geschrien, gebissen und gekratzt, aber sie war auch sanft, zärtlich und fantasievoll gewesen, und sie hatte Sachen mit mir angestellt, die noch nie jemand mit mir gemacht hatte. Ein Teil von mir wollte fragen, woher sie wusste, wie man so viel Freude spendete und was sie wie und wie lange tun musste, aber im Grunde wollte ich das gar nicht hören, denn was sie mit mir im Bett gemacht hatte, lernt man nicht aus Büchern – das kennt man nur aus Erfahrung. Noch nie hatte ich so tollen Sex gehabt wie mit ihr, und ich bezweifelte, dass es mit anderen je wieder so sein würde. Ich hatte sie gefragt, ob sie verhüten wollte, doch sie lachte und sagte nein, sie könne auf keinen Fall schwanger werden, und ich fragte mich, ob diese leichtsinnige Einstellung mit demUnsterblichkeitskomplex einherging. Aber als ich sie fragte, ob sie die Pille nahm, küsste sie mich nur und rollte mich auf den Rücken, und ich fragte nicht noch einmal.
    In der Nacht hat sie, glaube ich, einmal telefoniert, denn ich erinnerte mich vage, dass ich aufwachte und sie auf der Bettkante sitzen sah und sie etwas in einer Sprache flüsterte, die ich nicht erkannte, die aber slawisch klang, vielleicht Polnisch oder Russisch. Im Halbschlaf streckte ich die Hand nach ihr aus und sie wuschelte mein Haar und legte das Telefon weg und liebte mich noch einmal. Vielleicht habe ich mir den Teil auch nur eingebildet.
    Das Kissen hatte eine Kuhle und ich rollte zu ihrer Seite des Betts und blieb dort liegen, mit dem Gesicht nach unten, und atmete ihren Geruch ein. Ich ging duschen und sah, dass sie das Bad benutzt hatte; die Duschkabine war nass, zwei Handtücher waren feucht und ein paar von ihren Haaren steckten in einer Bürste. Ich zupfte eines heraus und ließ es durch meine Finger gleiten, zog es auseinander, um zu sehen, wie lang es war. Es war vollkommen glatt.
    Ich mag glattes Haar. Als sich Deborah eine Dauerwelle legen ließ, ohne mich vorher zu fragen, was ich davon hielt, war ich richtig sauer. Mir missfiel ja schon der Anblick ungemein, aber noch schlimmer war der Brandgeruch, der tagelang anhielt. Terrys Haar duftete frisch und sauber, aber als ich eines davon über meine Haut gleiten ließ, spürte ich auch, wie stark es war. Ich hielt es so hoch, wie ich mir ihren Kopf vorstellte, wenn sie neben mir stünde, und dann ließ ich es frei schwingen. Ich malte mir aus, dass sie hier wäre und zu mir hochsähe, die Zähne lächelnd auseinandernähme und sich aufdie Zehenspitzen stellen würde, um mich zu küssen. Als ich meinen dummen Gesichtsausdruck im Spiegel sah, ließ ich das Haar schnell wieder auf die Ablage über dem Wachbecken fallen. Es steckten noch mehr in der Bürste, und eines davon war ganz weiß. Ich zog es aus den Borsten und wickelte es um meinen linken Zeigefinger. Es fühlte sich genauso an wie das schwarze Haar, war aber vollkommen farblos.
    Ich duschte, wickelte mich in einen weißen Frotteebademantel und ging in die Küche, um mir einen Kaffee zu kochen. Nirgendwo lag eine Nachricht von ihr, aber am Anrufbeantworter blinkte das rote Lämpchen. Ich dachte, sie hätte etwas für mich hinterlassen, aber es war Peter Hardy, der mich um Rückruf bat. Ich wählte seine Nummer und erwartete halb, seinen Anrufbeantworter zu erwischen, aber nach dem dritten Klingeln nahm er ab.
    »Endlich reden wir miteinander«, sagte ich.
    »Hallo Jamie. Ich habe kurz nach Mitternacht versucht, dich anzurufen. Warst du mit den Irren auf der Piste?«
    »Nur mit einer«, lachte ich.
    »Wie war sie denn so?«
    »Das erzähle ich dir bei Gelegenheit mal. Jetzt aber nicht, okay?«
    »Klar. Also, wegen des Films,
Zeit des Flieders
. Willst du ihn sehen?«
    »Du hast eine Kopie?«
    »Nein, aber ich kenne jemanden, der eine hat, und er will sie mir leihen. Der Haken ist, es gibt kein Video, darum müssen wir in einen Vorführraum gehen.«
    »Ist das ein Problem?«
    »In L.A.? Natürlich nicht. Aber so arme Schlucker wie unsereins müssen nun mal ohne Pools, Jacuzzis und Vorführräume auskommen.«
    »Äh, ich habe aber einen Pool, Peter. Und einen Jacuzzi.« Deborah hatte auf beides bestanden, als wir ein Haus suchten. Die würden mir nicht

Weitere Kostenlose Bücher