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Der Wert des Blutes: Kriminalroman (German Edition)

Der Wert des Blutes: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Wert des Blutes: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Leather
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schloss sich die Hand des anderen Beamten fester um den Griff seiner Waffe. Das schmeckte mir nicht – nicht ein bisschen. Ausnahmsweise wäre ich mal für einen Vampirscherz dankbar gewesen oder wenn sie sich bekreuzigt hätten, alles, nur um die Spannung zu lockern.
    »Und wenn ich das nicht will?«, fragte ich.
    »Dann kommen wir trotzdem rein, Sir«, sagte er. Ich gab meinen Widerstand auf, drehte mich um und ging ins Schlafzimmer. Der Gummikauer folgte mir und sah mir zu, wie ich einen Anzug auswählte. Wenn ich schon in der Patsche saß, dann rollenkonform. »Habe ich noch Zeit zum Duschen und Rasieren?«, fragte ich ihn.
    »Das geht auch noch im Präsidium, Sir«, sagte er.
    Na sicher, dachte ich, das kennt man ja. Die netten, freundlichen Polizisten in der Stadt erlauben den armen, missverstandenen Gesetzesbrechern immer, gekämmt und gewaschen ins Kreuzverhör zu marschieren. Ich zog mich an, band mir eine rote Alphakrawatte um und ging dann mit ihnen zum Wagen. Sie sprachen auf dem ganzen Weg zum Präsidium nicht ein Wort mit mir, nicht ein lausiges Wort. Abgesehen von Strafzetteln für zu schnelles Fahren befand ich mich zum allerersten Mal auf der falschen Seite des Gesetzes, und ich konnte nachvollziehen, warum so viele der Männer und Frauen, die ich vernehmen musste, so nervös wirkten. Die Ungewissheit war so beängstigend. Zumindest kannte ich das Verfahren bei der Polizeiund hatte auch einen teuren Anwalt, den ich im Notfall anrufen konnte, aber trotzdem hatte ich fürchterlichen Schiss. Sie begleiteten mich hinein, nahmen mich in ihre Mitte wie einen Massenmörder und führten mich durch den Empfangsbereich. Ich erkannte mehrere Beamte, aber alle wichen meinem Blick aus. Wir gingen durch das Morddezernat, und ich suchte nach De’Ath, aber von ihm gab es keine Spur. Captain Canonico allerdings war da. Er stand am Wasserspender und füllte einen kegelförmigen Pappbecher. Er erblickte mich, als er sich aufrichtete, und grinste boshaft.
    »Offenbar stecken Sie diesmal bis zum Hals in der Scheiße, Beaverbrook«, sagte er.
    »Was ist denn los, Captain?«, fragte ich.
    »Ein paar Schwergewichte aus Washington möchten ein Wörtchen mit Ihnen reden.« Er kippte das Wasser in sich hinein, wischte sich mit dem Handrücken den Mund ab und nickte dem Gummikauer zu. »Sie wollen Sie in meinem Büro sehen.« Dann wandte er mir den Rücken zu und füllte sich den Becher wieder auf. Die Tatsache, dass irgendwer so mächtig war, um dafür Canonicos Büro zu requirieren, machte mich noch nervöser, und mein übersäuerter Magen grummelte, als sie mich zu dem Zimmer brachten und anklopften. Ein Mann in einem grauen Anzug öffnete, sah den uniformierten Beamten und dann mich an. Er öffnete die Tür noch weiter. Ich sah Rivron von einem Stuhl aufstehen. Er wich meinem Blick aus, als er an mir vorbeiging. Er wirkte schuldbewusst, aber ich vermutlich auch.
    Die Tür fiel ins Schloss. Da waren zwei Männer, beide in grauen Anzügen, blank geputzten schwarzen Schuhen und frischenweißen Hemden. Damit endete die Ähnlichkeit. Derjenige, der die Tür geöffnet hatte, war groß und dünn und hatte eine fahle Gesichtshaut, beinahe Leichenblässe, bleiche Lippen und Augen von einem überraschend lebhaften Grün, das so gar nicht zum Rest seiner farblosen Erscheinung passen wollte. Der andere war ebenso hochgewachsen, knapp über eins achtzig, aber er hatte dickes rötliches Haar, und die Stupsnase und Pausbacken waren mit Sommersprossen übersät. Er war breitschultrig, zur Collegezeit offenbar Footballspieler gewesen. Er hatte noch ein paar Jahre vor sich, bis er aus dem Leim gehen würde. Beide waren Anfang dreißig, aber ihre Augen wirkten viel älter, als hätten sie sich die meiste Zeit in ihrem Arbeitsleben gelangweilt. Keiner von beiden machte Anstalten, mir die Hand zu schütteln, aber beide stellten sich vor, der Dünne als Sugar und der Footballspieler als Hooper. Das wars. Keine Vornamen, kein Rang. Ich fragte nach ihrer Legitimation, und sie lächelten wie Raubtiere, die Beute wittern. »Gibts nicht«, sagte Hooper.
    »Nicht wirklich«, sagte Sugar.
    »Was soll das denn heißen?«, fragte ich.
    »Na ja«, sagte Sugar, »wenn Sie uns mit einem wirklich tollen Staranwalt kommen, der die Unterstützung eines sehr wichtigen Richters hat, dann könnten wir vielleicht, ganz vielleicht, eine Telefonnummer in Washington vorweisen, die er wählen könnte. Und dann würde sich der Richter mit Ihrem Anwalt unterhalten und

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