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Der Widersacher

Der Widersacher

Titel: Der Widersacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Sexualakt beteiligt oder lächelte direkt in die Kamera oder blickte dem Betrachter mit einem ängstlichen oder schmerzverzerrten Gesichtsausdruck entgegen.
    Fotos, auf denen besondere persönliche Kennzeichen zu erkennen waren, wurden einer speziellen Kategorie zugeordnet. Darunter fielen Personen, die Schmuck trugen oder tätowiert waren oder Leberflecken im Gesicht hatten. Diese Merkmale würden den Ermittlern im weiteren Verlauf des Verfahrens bei der Identifizierung der Opfer helfen.
    Bosch spürte, wie ihn diese Tätigkeit innerlich aushöhlte. Am schwierigsten anzusehen waren die Augen der Opfer. Sehr vielen war abzulesen, dass sie wussten, dass sie nicht mehr lange zu leben hatten. Das grub einen tiefen Brunnen hilfloser Wut in Bosch. Hardy hatte jahrelang eine blutige Schneise durch das Land geschlagen, und niemand hatte sie bemerkt. Jetzt blieb ihnen nichts mehr, als Fotos zu sortieren.
    Irgendwann klopfte es, und Teddy Baker kam herein. Sie hielt einen Ordner in der Hand.
    »Ich dachte, das könnte euch interessieren. Es wurde bei der Einlieferung ins MDC gemacht.«
    Sie nahm eine Vergrößerung aus dem Ordner und legte sie auf den Tisch. Darauf war der Rücken eines Mannes zu sehen. Zwischen den Schulterblättern war die Darstellung eines Friedhofs mit schwarzen Kreuzen eintätowiert. Einige der Kreuze waren alt und verblichen, und die Tinte hatte sich mit der Haut gedehnt. Andere Kreuze waren scharf umrissen und sahen neu aus. Unter dem Bild standen in schwarzer Schrift die Wörter
Bene Decessit.
    Bosch hatte schon einige solcher RIP -Tattoos gesehen, in der Regel jedoch an Gangmitgliedern, die damit die Verluste ihrer eigenen Kumpel festhielten. Dieses dagegen war neu für ihn und dennoch nicht überraschend. Es wunderte Bosch auch nicht, dass Hardy einen Tattoo-Künstler gefunden hatte, der die Friedhofsdarstellung offensichtlich nicht verdächtig genug gefunden hatte, um die Polizei zu benachrichtigen.
    »Das ist unser Mann«, sagte Baker.
    »Und hast du die Kreuze gezählt?«, fragte Bosch.
    »Klar. Siebenunddreißig.«
    Bosch hatte weder ihr noch den anderen gesagt, dass Hardy die Zahl seiner Opfer mit siebenunddreißig angegeben hatte. Das hatte er nur Kiz Rider erzählt. Er fuhr mit dem Finger unter den zwei Wörtern auf Hardys Rücken entlang.
    »Ja«, sagte Baker. »Wir haben es gegoogelt. Ist Lateinisch und bedeutet ›gut gestorben‹. Als ob sie alle gut gestorben wären.«
    Bosch nickte.
    »Unfassbar«, sagte Chu. »Dieser Typ ist echt krank.«
    »Können wir das Foto behalten und zu den anderen geben?«, fragte Bosch.
    »Klar, kein Problem.«
    Bosch legte das Foto auf die Seite des Tischs. Er würde es nicht der Sammlung für die Anklage hinzufügen, mit der er zum DA gehen würde.
    »Okay. Danke, Teddy.«
    Damit schickte er sie weg. Er wollte sich wieder mit den Fotos befassen. Er musste Lily finden.
    »Braucht ihr beiden vielleicht Hilfe?«, fragte Baker. »Gandle hat uns nämlich absolut nichts zu tun gegeben. Aus den Augen, aus dem Sinn, schätze ich mal.«
    Als Gandle die Aufgaben verteilte, hatten sie und Kehoe Hardy zur Einlieferung ins MDC gefahren.
    Es entwickelte sich rasch zu der Sorte Fall, an dem jeder beteiligt sein wollte.
    »Eigentlich haben wir alles ganz gut im Griff, Teddy«, sagte Bosch rasch, bevor sein Partner ihr anbieten konnte, bei ihnen einzusteigen. »Vielleicht können die anderen bei den Videos Hilfe brauchen.«
    »Okay, vielen Dank. Dann frage ich die mal.«
    Der Ton, in dem sie das sagte, machte klar, dass sie ihn für einen egoistischen Arsch hielt. Sie ging zur Tür, drehte sich aber noch einmal zu ihnen um.
    »Wisst ihr, was komisch ist?«, fragte sie.
    »Was?«, fragte Bosch.
    »Keine Leichen. DNA gibt es in dem Reihenhaus zur Genüge. Aber wo sind die ganzen Leichen? Wo hat er die versteckt?«
    »Ein paar wurden gefunden«, sagte Bosch. »Lily Price zum Beispiel. Andere hat er versteckt. Das ist Hardys letzter Trumpf. Wenn wir damit durch sind, ist das sein einziges Druckmittel. Er rückt die Leichen raus, wir verzichten auf die Todesstrafe.«
    »Glaubt ihr, darauf lässt sich der DA ein?«
    »Ich hoffe nicht.«
    Daraufhin verließ sie das Zimmer, und Bosch machte sich wieder an die Arbeit.
    »Was sollte das gerade, Harry?«, fragte Chu. »Wir müssen noch an die tausend Fotos durchsehen.«
    »Ich weiß«, antwortete Bosch.
    »Warum lassen wir uns dann nicht von ihr helfen? Sie und Kehoe gehören zu OU . Sie wollen sich nur nützlich machen.«
    »Ich

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