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Der Widersacher

Der Widersacher

Titel: Der Widersacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Stattdessen hob er in einer einlenkenden Geste die Hände.
    »Könnten Sie uns einen Gefallen tun, Frau Doktor? Sagen Sie Pell bitte nicht, dass wir hier waren, um uns nach ihm zu erkundigen.«
    »Das würde ich sowieso nicht tun. Es würde ihn nur beunruhigen. Wenn mich jemand nach Ihnen fragt, werde ich bloß sagen, dass Sie wegen des letzten Vandalismusvorfalls hier waren.«
    »Hört sich gut an. Was wurde als Letztes zerstört?«
    »Mein Auto. Jemand hat ›Ich liebe Babyficker‹ draufgesprayt. Wenn sie könnten, würden sie uns hier liebend gern wegekeln. Sehen Sie den Mann, der Clayton im Kreis gegenübersitzt? Der mit der Augenklappe?«
    Bosch schaute und nickte.
    »Er ist nach der Arbeit auf dem Weg von der Bushaltestelle hierher den T-Dub Boyz in die Hände gefallen. Das ist die Gang hier im Viertel. Sie haben ihm mit einer zerbrochenen Flasche ein Auge ausgestochen.«
    Bosch drehte sich ihr wieder zu. Er wusste, sie meinte eine Latino-Gang aus dem Tujunga Wash. Die Mitglieder von Latino-Gangs waren berüchtigt für ihre Intoleranz und Brutalität gegenüber Menschen mit abweichendem Sexualverhalten.
    »Wurde deswegen schon jemand verhaftet?«
    Sie lachte abschätzig.
    »Um jemand zu verhaften, müssten erst mal Ermittlungen angestellt werden. Aber leider kommt es hier bei Fällen von Vandalismus oder Gewalt nicht zu Ermittlungen, weder vom LAPD noch von sonst jemandem.«
    Bosch nickte, ohne sie anzusehen. Er kannte das zur Genüge.
    »Aber jetzt, wenn Sie keine weiteren Fragen mehr haben – ich muss wieder zurück an die Arbeit.«
    »Ja, das war alles«, sagte Bosch. »Machen Sie sich wieder an Ihre sinnvolle Arbeit, Frau Doktor, und wir machen uns an unsere.«

[home]
    9
    B osch kam mit einem Stapel Akten unter dem Arm von der Hall of Records in die Polizeizentrale zurück. Es war schon nach fünf, und der Bereitschaftsraum war fast leer. Chu war bereits gegangen. Das machte Bosch nichts. Auch er wollte nach Hause, um sich dort die Akten und die DVD aus dem Chateau Marmont anzusehen. Gerade als er die Ordner in einen Aktenkoffer packte, sah er Kiz Rider in den Bereitschaftsraum kommen und direkt auf ihn zusteuern. Er schloss hastig den Aktenkoffer. Er wollte nicht, dass ihn Rider nach den Unterlagen fragte und mitbekäme, dass sie nichts mit dem Irving-Fall zu tun hatten.
    »Harry, eigentlich dachte ich, du würdest dich bei mir melden«, sagte sie statt eines Grußes.
    »Werde ich auch, sobald es etwas zu melden gibt. Hallo übrigens, Kiz.«
    »Für Nettigkeiten habe ich keine Zeit, Harry. Der Chief macht mir Druck, und ihm wiederum machen Irving und die Stadträte Druck, die er dafür hat gewinnen können.«
    »Wofür gewinnen?«
    »Dass auch sie wissen wollen, was mit seinem Sohn passiert ist.«
    »Na, was ein Glück, dass du diese Bürde für uns schulterst, damit wir Ermittler in Ruhe unserer Arbeit nachgehen können.«
    Sie ließ frustriert den Atem entweichen. Bosch konnte unter dem Kragen ihrer Bluse die gezackte Linie einer Narbe an ihrem Hals sehen. Sie erinnerte ihn an den Tag, an dem Kiz angeschossen worden war. An ihren letzten Tag als seine Partnerin.
    Er stand auf und nahm den Aktenkoffer vom Schreibtisch.
    »Gehst du etwa schon?«, rief sie.
    Bosch deutete auf die Uhr an der Rückwand des Raums.
    »Es ist fast halb sechs, und ich bin schon um halb acht reingekommen. Ich habe gerade mal zehn Minuten auf der Motorhaube meines Autos Mittag gegessen. Wie man es auch dreht und wendet, heißt das, ich habe etwa zwei Überstunden eingefahren, die mir die Stadt nicht mehr bezahlt. Deshalb, ja, ich fahre jetzt nach Hause, wo meine kranke Tochter darauf wartet, dass ich ihr etwas Suppe ans Bett bringe. Das heißt, natürlich nur, wenn du nicht im Stadtrat anrufst, ob sie das auch genehmigen.«
    »Harry, was soll dieses blöde Getue? Ich bin’s, Kiz.«
    »Welches Getue? Weil ich wegen der politischen Einmischung in meinen Fall sauer bin? Dann will ich dir mal was sagen: Ich habe noch einen anderen Fall – ein neunzehnjähriges Mädchen, das vergewaltigt und dann umgebracht und einfach auf den Felsen am Jachthafen liegen gelassen wurde, wo sich die Krabben über ihre Leiche hergemacht haben. Schon komisch, aber deswegen hat mich niemand aus dem Stadtrat angerufen.«
    Kiz nickte verständnisvoll.
    »Ich weiß, Harry, es ist nicht fair. Für dich zählt jeder, oder es zählt keiner. Aber in der Politik ist das anders.«
    Bosch sah sie durchdringend an. Ihr wurde rasch unbehaglich.
    »Was ist denn

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