Der Widerschein
flüsternd berichtete, wie er auf der Flucht vor walisischen Banditen diese in einem Nebelfeld abhängen konnte, um eine Edeldame unversehrt nach London zurückzubringen – da legte sich, zum ersten Mal seit langem, ein Lächeln in Gerlachs Gesichtszüge.
Durch das Schaukeln des Bootes vermischte sich seine Aufregung mit der abenteuerlichen Geschichte, die er unfreiwillig mit anhören musste. Ein nahes Donnern ließ das Boot erzittern; die anderen Menschen blickten ängstlich in den aufleuchtenden Nebel hinein.
Sein Lächeln hielt an, überrascht lachte Gerlach nun sogar leise auf.
London, flüsterte er. London!
Der Nebel um das Boot begann zu flimmern, es schien plötzlich heller zu werden.
Zufrieden schloss er seine Augen, sog durch die Nase die Meeresluft in sich hinein.
Bereits nach wenigen Atemzügen war Gerlach tief und fest eingeschlafen.
1. Auflage
© Frankfurter Verlagsanstalt GmbH,
Frankfurt am Main 2013
Alle Rechte vorbehalten
Herstellung und Umschlaggestaltung: Laura J Gerlach
Umschlagmotiv: Aert van der Neer, Landscape with Windmill ;
Pieter Bruegel d. Ä., Die Dulle Griet
Satz und eBook: psb, Berlin
ISBN: 978-3-627-02201-3
© Juliane Jäger
David Schönherr, 1980 am Niederrhein geboren, lebt in Leipzig. 2007 gewann er mit seinem Regiedebüt König Ubu beim Internationalen Festival für Theaterregie in Trient den Preis der Festivaljury sowie den Preis der Jungen Jury. Von 2008 bis 2012 leitete er das Festival versionale und ist seit 2011 beim Theater der Jungen Welt in Leipzig als Theaterpädagoge engagiert. Der Widerschein ist sein erster Roman.
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