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Der widerspenstige Highlander

Titel: Der widerspenstige Highlander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kinley MacGregor
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entfliehen.
    Gleichgültig, was Ewan auch unternahm, es war immer da. Schmerzte, quälte ihn. Fordernd und hoffnungslos. Es klagte ihn an, Unrecht getan zu haben, und hielt ihm vor, wie wertlos er war. Wie großes Unheil er seiner ganzen Familie gebracht hatte.
    Trinken war die einzige Möglichkeit, den Schmerz zu lindern.
    Trinken war alles, was ihm noch geblieben war.
    »Ewan?«
    »Lasst mich in Ruhe, Nora«, knurrte er ohne anzuhalten. »Ich muss allein sein.«
    »Ewan«, wiederholte sie, diesmal eindringlicher.
    Er drehte sich zu ihr um.
    Sie stellte sich vor ihn, ihr Gesicht war blass und sorgenvoll im Mondschein. »Ich denke, Ihr seid ein guter Mann, und wenn Kieran auch nur halb der Mann war, der Ihr seid, dann ist es eine Schande, dass er nicht länger hier ist. Isobail war eine Närrin, wenn sie das nicht erkannt hat.«
    Ihre Worte berührten ihn.
    Sie kam näher, langsam wie ein Geist in der diesigen Nachtluft.
    »Fasst mich nicht an, Nora«, hauchte er, als sie die Hand ausstreckte, um ihn im Gesicht zu berühren.
    »Warum?«
    »Wenn Ihr mich anfasst, werde ich Euch küssen, und wenn ich Euch jetzt küsse, bin ich nicht sicher, dass ich die Kraft haben werde, aufzuhören und mich mit einer bloßen Kostprobe von Euren Lippen zufriedenzugeben.«
    Nora zitterte bei seinen geflüsterten Worten.
    An dem Funkeln in seinen Augen erkannte sie, dass er die Wahrheit sprach. Er begehrte sie.
    Ein Teil von ihr sehnte sich nach seiner Berührung, und ein Teil in ihr fürchtete sie. Sie fürchtete sich vor dem, was sie für ihn empfand.
    Hier gab es keine Unwahrheiten. Kein Versteck.
    Sie konnte Catarina belügen, aber nicht sich selbst.
    Nora war niemals mit einem Mann intim gewesen, bis heute hatte sie nie mehr gefühlt als flüchtige Neugier auf die Berührung eines Mannes.
    Aber aus irgendeinem Grund war sie mehr als nur neugierig auf Ewan.
    Wie würde es sich anfühlen, einen Mann wie ihn zu halten?
    Einen, der wild und ungezähmt war?
    Einen, der sie allein durch den Klang seiner tiefen, vollen Stimme zittern machen konnte?
    Würde er sanft zu ihr sein oder sie einfach wie ein Tier besteigen, dessen einziges Verlangen darin bestand, für sich Befriedigung zu finden?
    Geh zu ihm und sieh selbst...
    Sie stand unschlüssig. Die Luft zwischen ihnen war durchdrungen von Verlangen. Voller Sehnsucht und Hunger. Sie beide wollten es.
    Alles, was sie tun musste, war die Hand auszustrecken und es sich zu nehmen.
    Sie wich einen Schritt zurück.
    Er stieß erleichtert den angehaltenen Atem aus. »Geht zurück ins Lager, Mädchen«, sagte er. »Ich komme bald nach.«
    Nora schaute ihm nach, wie er zwischen den Bäumen verschwand.
    Mit schwerem Herzen über das, was sich eben zugetragen hatte, und die Tatsache, dass sie ein Feigling war, kehrte Nora ins Lager zurück, wo Catarina sie erwartete.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Catarina.
    »Ehrlich gesagt, ich bin mir nicht sicher.« Nora sah in die Richtung, wo Ewan gewesen war. »Ich kann nicht verstehen, was Ewan an sich hat, das mich so fesselt. Es ist unbegreiflich.«
    »Das ist kein Geheimnis. Er ist ein anständiger Mensch, so viel ist sicher. Und er sieht gut aus und ist stark.«
    »Ich habe schon viele gut aussehende Männer in meinem Leben getroffen, aber keiner von ihnen ...« Nora konnte sich nicht dazu bringen, es auszusprechen.
    Catarina hob eine Augenbraue. »Keiner von ihnen hat was?«
    »Nichts«, beeilte Nora sich zu antworten. »Ich benehme mich wie eine Närrin.« Damit entschuldigte sie sich und ging zu dem behelfsmäßigen Lager, das Ewan ihr in der Nähe des Feuers bereitet hatte.
    Der Boden war kalt und unbequem, aber sie gab sich Mühe, nicht länger darauf zu achten, während ihre Gedanken immer wieder zu dem zurückkehrten, was zwischen ihr und Ewan vorgefallen war, seit sie in seine Höhle gekommen war.
    Catarina legte sich schlafen, und Nora lauschte auf das reichlich laute Schnarchen der vier Männer, die zu der Gauklerin gehörten. Sie konnte sich des Gefühls nicht erwehren, dass Pagan nur einen leichten Schlaf hatte, wenn er überhaupt schlief. Da war etwas an ihm, das wachsam schien, selbst wenn er ruhte.
    Stundenlang beobachtete sic die Sterne und wartete, doch Ewan kam nicht zurück.
    Ewan vergaß die Zeit, während er auf einer kleinen Lichtung lag und in den Himmel schaute. Er sollte ins Lager zurückkehren, aber er hatte keine Lust, dort zu sein, gezwungen, etwas anzuschauen, was er nicht haben konnte.
    Nora konnte er immer noch schmecken.

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