Der widerspenstige Highlander
Spartaner gewesen, dessen Frau gestorben war. Außer sich vor Kummer schaute er zum Himmel empor und verlangte Rache an dem, der dafür verantwortlich war. Die Königin des Himmels«, sie zeigte auf eine Gruppe Sterne ein Stück weiter, die entfernt wie die Umrisse einer Frau aussahen, »sagte ihm, in der Trauer über den Tod eines geliebten Menschen gäbe es keine Befriedigung. Nur Schmerzen findet man dort. Daher fragte er sie, wann der Schmerz denn nachlassen würde. Darauf antwortete ihm die Königin, niemals. Der Schmerz ist es, der uns zeigt, wie sehr wir geliebt haben. Wenn man wahrhaft liebt, dann wird man den Schmerz über den Verlust des anderen stets im Herzen tragen.«
Er betrachtete sie eindringlich. »Warum erzählt Ihr mir das?«
Sie erwiderte seinen Blick und hoffte, dass sie ihn dazu bringen konnte, über seine Schuldgefühle hinwegzusehen. »Ich erzähle Euch das, denn wenn Ihr Kieran so geliebt habt, dass es Euch auch solange danach noch schmerzt, dann muss er vor seinem Tod gewusst haben, wie Ihr fühlt.«
»Aye. Er ist gestorben, weil ich ihn verraten habe.«
»Nein«, widersprach sie. »Er ist gestorben, weil er anders als Ihr nicht in der Lage war, mit dem Schmerz zu leben.«
Ein Muskel an seinem Kinn begann zu zucken, und er wandte sich ab. »Das tröstet mich nicht.«
Sie legte ihm die Hand auf den Arm und spürte seine Muskeln arbeiten. Armer Ewan. Würde er sich jemals verzeihen können, woran er gar nicht schuld war?
Wie sehr wünschte sie sich, sie könnte ihn davon überzeugen, seine Schuldgefühle beiseite zu schieben und wieder Freude am Leben finden.
»Die Königin blickte Abrides an«, nahm sie die Geschichte wieder auf, »und fragte ihn, wen sie für den Tod seiner Frau umbringen sollte.
>Töte mich<, sagte er. >Denn es war mein Wunsch nach einem Sohn, der sie das Leben gekostet hat. Wäre ich mit ihr allein zufrieden gewesen, wie ich es hätte sein sollen, wäre sie jetzt bei mir.<
Die Königin schüttelte kummervoll den Kopf und entgegnete: >Wir alle müssen sterben. Das kann niemand ändern. Doch wie wir leben, solange wir auf der Erde sind, das ist, was zählt. Ich werde dich nicht töten<, erklärte sie, >weil dein Tod nichts in Ordnung bringen würde. Das kannst du nur, indem du lebst.<«
»Zu leben bringt nichts in Ordnung«, sagte Ewan, und seine tiefe Stimme war kaum lauter als ein Flüstern.
»Vielleicht. Aber denkt Ihr wirklich, Euer Bruder würde sich Euren Tod wünschen?«
»Wenn er noch am Leben wäre, da bin ich sicher, würde er mich erschlagen.«
Nora verzog ihre Lippen zu einem schwachen, traurigen Lächeln und glaubte das keine Sekunde. »Euch eine Tracht Prügel verpassen, das vielleicht, aber er würde Euch nie umbringen. Ich denke, hätte Kieran die Kraft gehabt weiterzuleben, hätte er jemanden gefunden, der seiner Liebe würdig war, und ihr beide würdet jetzt über Eure Vernarrtheit in Isobail lachen.«
Zorn flammte in seinen Augen auf, verwandelte sie in ein stürmisches Blau. »Ihr habt nicht das Recht, über meinen Bruder zu reden. Ihr kanntet ihn nicht und Ihr versteht nicht...«
»Ich verstehe es schon, Ewan.«
Sie streckte eine Hand aus und berührte ihn im Gesicht, drehte es zu sich, bis er sie ansah. Sie wollte, dass er die Wahrheit erkannte. Verzweifelt. »Ich weiß genau, wie es ist, jemanden aus ganzem Herzen zu lieben und dann lächelnd mit anschauen zu müssen, wie derjenige geht und eine andere heiratet. Ich weiß, wie sehr es schmerzt. Ich weiß genau, wie sehr ich mir gewünscht habe zu sterben, als mir das zugestoßen ist. Jedes Mal, wenn ich darüber nachdenke, dass ich jetzt nicht fürchten müsste, mein Leben mit Ryan verbringen zu müssen, wenn ich ihn geheiratet hätte, könnte ich vor hilfloser Wut schreien.«
In seinen Augen glommen Flammen, als wäre ihre Erklärung für ihn schmerzlich. »In wen wart Ihr verliebt?«
Nora wich zurück, als die Erinnerung sie mit Wucht traf. »Michel de Troyes.«
Selbst nach all der Zeit versetzte es ihr einen Stich, nur seinen Namen auszusprechen. »Er kam vor drei Sommern zu der Burg meines Vaters. Er war einfach unvorstellbar. Gut aussehend, charmant, gebildet. Er hat mich zum Lachen gebracht, bis mir die Seiten wehtaten. Ich dachte, er empfände dasselbe für mich, bis ich erfuhr, dass eine Kammerfrau meiner Mutter sich heimlich mit ihm getroffen hat. Am Ende musste ich ihnen lächelnd Glück wünschen, obwohl ich mir insgeheim wünschte, Joan die Haare einzeln
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