Der widerspenstige Highlander
ihrer Verwunderung antwortete er: »Ich habe mir die Sterne angesehen.«
Sie schaute zum Himmel empor.
»Und ich habe darüber nachgedacht, was Ihr vorhin gesagt habt. Wie jeder von ihnen seine eigene Geschichte hat.«
Sie lächelte über diese überraschende Erwiderung. »Kennt Ihr die Geschichten?«
»Nein. Nur die von Euch vorhin. Würdet Ihr mir mehr erzählen?«
Nora erbebte bei seiner Bitte. Sie ahnte, dass er normalerweise so etwas nie sagen würde.
Er streckte seine Hand nach ihr aus, und das gab ihr das Gefühl, etwas Besonderes erreicht zu haben.
»Nun, Mylord, Ihr wisst, wie gerne ich den Klang meiner eigenen Stimme höre ...«
Er stieß ein Lachen aus, dann streckte er sich wieder auf dem Boden aus wie eben, als sie ihn gefunden hatte.
Erfreut über sein Lachen legte sie sich neben ihn und suchte sich eine bequeme Stellung.
»Kommt her.« Ewan zog sie an seinen warmen Körper, sodass sie ihren Kopf auf seine Schulter betten konnte.
Noras Herz klopfte lauter, als sie sich an ihn schmiegte. Noch nie hatte ein Mann sie so gehalten. Ihr Kopf ruhte auf seiner Schulter, seinen Arm hatte er um ihre Mitte geschlungen, sodass seine Hand auf ihrem Bauch lag.
Es war sehr intim und erschütternd, und sie fühlte sich seltsam. Sein satter männlicher Duft war anregend und wärmte sie am ganzen Körper.
Sie war sich seiner Kraft deutlich bewusst. Seiner harten Muskeln, die sie beschützten. In ihr breitete sich eine merkwürdig pulsierende Hitze aus, die sie nicht verstand.
Sie räusperte sich und deutete auf das Sternbild des Orion. »Kennt Ihr die Sage von dem Jäger Orion?«
»Nein.«
Sie zeigte ihm die einzelnen Sterne des Bildes, Orions Gürtel, seinen Kopf, seine Arme und Beine. »Könnt Ihr seinen Umriss erkennen?«
»Aye.«
»Nun, vor langer Zeit im alten Griechenland war Orion ein mächtiger Jäger. Geboren als Sohn des Meeresgottes Poseidon und der Euryale durchforstete er die Welt auf der Suche nach seiner einen wahren Geliebten ...«
Ewan hörte sich schweigend ihre Erzählung an, wie Orion jahrelang die Hand von Merope und die Zustimmung ihres Vaters zu ihrer Verbindung zu gewinnen suchte. Und wie Orion des Wartens so müde wurde, dass er Merope mit Gewalt nahm. Zur Strafe blendete ihr Vater Orion, der danach durch die Welt wanderte, bis er die Göttin Artemis fand, die sich in ihn verliebte. Ihr Bruder Apoll, verärgert über diese Liebe, verleitete Artemis durch eine geschickte Täuschung dazu, Orion zu töten, der daraufhin von der Göttin an das Firmament gehoben wurde, damit sie stets an ihn erinnert würde.
»Müssen sich all Eure Geschichten um unglückliche Liebe drehen?«, erkundigte sich Ewan. »Gibt es keine, in der jemand seine große Liebe heiratet und glücklich bis an sein Lebensende mit ihr lebt?«
Sie wandte den Kopf, sodass sie ihn ansehen konnte, und lächelte. Sein Magen zog sich zusammen.
»Es gibt die Sage von Cupido und Psyche. Sie lebten glücklich miteinander. Würdet Ihr lieber ihre Geschichte hören?«
»Aye, bitte.«
Während Ewan dem lieblichen Klang ihrer Stimme lauschte, strich er müßig mit der Hand über ihren Arm zu ihren Fingern. Sie waren so zart und zierlich im Vergleich zu seinen. So weich. Er nahm ihre Hand in seine und fuhr mit dem Daumen über ihre sorgfältig gepflegten Fingernägel.
Der Drang, ihre Hand an seine Lippen zu ziehen und an den Fingern zu knabbern, war so heftig, dass er nicht sicher war, wie es ihm gelang, ihn niederzuringen. Er legte den Kopf schräg, um sie anzusehen, während sie sprach. Leichtes Rosa färbte ihre Wangen, wenn sie von Liebe und Vertrauen erzählte.
Wie sehr er sie begehrte.
Genau jetzt, da sie so friedlich in seinen Armen lag.
Wie wäre es wohl zu spüren, wie sie sich an ihm rieb? Sie warm und willig unter sich liegen zu haben?
Stattdessen legte er seine Wange auf ihr Haar und begnügte sich damit, sie einfach nur zu halten. Genoss ihre weiche Weiblichkeit.
Als Nora mit ihrer Geschichte zu Ende war, fiel ihr auf, dass Ewan völlig entspannt war.
Um genauer zu sein, schlief er tief und fest.
»Ewan?«, flüsterte sie und schaute ihn an.
Er rührte sich nicht.
Ihr Bär lag mit leicht geöffneten Lippen da, die Finger in ihren Zopf geschoben. Merkwürdig, dass sie es gar nicht bemerkt hatte, als er ihr Haar berührt hatte.
Denn sie war sich jeder seiner Bewegungen bewusst gewesen.
Sie hatte seine Zärtlichkeiten gespürt, als er ihre in seine Hand genommen hatte, ihr Handgelenk und ihren Arm
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