Der widerspenstige Highlander
Ihr Duft verwirrte ihm die Sinne und ließ ihn voller Verlangen nach ihr wie einen verhungernden Bettler zurück.
Alles, was er sich jemals in seinem Leben gewünscht hatte, war eine Frau zu finden, die ihn so ansah wie Frauen gewöhnlich seine Brüder ansahen. Ohne dass ihr Blick von ihm zu einem seiner Brüder weiterwanderte und dort hängen blieb.
Das war zur Hälfte der Grund, weshalb er so leicht auf Isobails Lügen hereingefallen war. Er dachte, dass er wenigstens einmal nicht um Zuneigung wetteifern müsste. Dass eine Frau ihn lieben konnte, anstatt nach seinen Brüdern zu gelüsten.
Das hatte sich als Lüge herausgestellt.
Zweifellos würde sich auch Nora so entpuppen. Wenn sie Lochlan erst einmal sah, würde sie sich überschlagen, um seine Aufmerksamkeit zu gewinnen. Welche Frau würde das auch nicht? Sein Bruder war hoch gewachsen, aber im Gegensatz zu ihm nicht unnatürlich groß. Lochlan besaß die Art blonder männlicher Schönheit, die Frauen reihenweise in Ohnmacht fallen ließ.
Zu allem Überfluss war Lochlan auch noch Laird.
Ewan seufzte. Was hatte er dagegen einer Frau zu bieten?
Nichts.
Er besaß eigenes Geld von den Ländereien, die sein Vater ihm hinterlassen hatte, aber sie waren nicht mit dem Reichtum seines Bruders zu vergleichen. Es war zwar mehr als genug, um ihm und seiner Frau ein ausgesprochen komfortables Leben zu ermöglichen, aber er könnte sie nicht mit irdischen Gütern überschütten.
Dennoch war er davon überzeugt, einer Frau nie genügen zu können. Besonders keiner Frau wie Nora. Sie war anmutig und feinsinnig. Eine echte Dame.
Vermutlich gehörte sie zu einem reichen Lord, der sie unglaublich verwöhnt hatte. Ihre Kleider und ihre Stute waren von allerbester Qualität, und es war offensichtlich, dass sie eine umfassende Bildung erhalten hatte.
Sie war zierlich und elegant.
Wunderbar.
Solche Frauen lagen außerhalb seiner Reichweite. Sie gehörten zu Männern wie Lochlan, die selbst wortgewandt und gebildet waren und gute Manieren besaßen. Nicht zu Männern, die so riesig waren, dass sie sich bücken mussten, wenn sie durch eine Tür treten wollten. Oder die ihre Beine so gut wie nie ohne Schwierigkeiten unter einen Tisch stellen konnten.
»Ewan?«
Er zuckte erschreckt zusammen, als Noras Stimme aus der Dunkelheit ertönte.
»Was tut Ihr hier?«, fragte er unwirsch.
»Ich konnte nicht schlafen.«
Er setzte sich auf, als sie näher kam. Sie trug nur ein dünnes Hemd und hatte sich ein Plaid um die Schultern gelegt. Ihr blondes Haar hatte sie zu einem Zopf geflochten, der ihr über eine Schulter bis auf die Hüften fiel. Sie war im hellen Licht des Mondes wunderschön anzusehen.
Ein Anblick, der ihm den Atem raubte.
»Ihr hättet im Lager bleiben sollen, Nora. Es ist gefährlich für Euch, allein durch den Wald zu wandern.«
»Ich wusste doch, dass Ihr hier seid.«
»Aye, aber was, wenn Ihr Euch verlaufen hättet?«
»Ihr hättet mich gefunden.«
»Und wenn nicht?«
»Ihr hättet mich gefunden«, wiederholte sie voller Überzeugung. Sie kniete sich neben ihn, ihr Gesicht war im Mondschein deutlich zu erkennen. »Ich habe das Gefühl, dass, wenn Ihr es Euch in den Kopf setzt, Ihr sogar einen Berg verrücken könntet, sofern es sein muss. Ganz zu schweigen davon, eine Frau zu finden, die sich im Wald verlaufen hat.«
Er verspürte den Drang zu lächeln. Wie gelang ihr das nur? Wie konnte ihre bloße Anwesenheit bewirken, dass ihm leichter ums Herz wurde?
Ewan studierte den anmutigen Schwung ihrer Wangenknochen und überlegte, wie es wohl wäre, sie mit seiner Zunge nachzufahren. Ihre sahnige Haut mit seinen Lippen zu kosten.
Ihr wohliges Stöhnen zu hören.
Gegen seinen Willen fiel sein Blick auf die Bänder ihres Hemdes. Es wäre allzu einfach, die Hände auszustrecken und die Schleife zu lösen, die den Stoff zusammenhielt.
Oder, noch besser, sie mit den Zähnen aufzuziehen ...
Blut rauschte wie Feuer durch seine Adern, ließ ihn pulsieren, hart werden. Er wollte sie kosten. In ihrem Geruch und ihrer Wärme untergehen, bis er alles vergaß außer ihr und welche Gefühle sie in ihm weckte.
Es wäre der Himmel.
Nora konnte nicht mehr atmen, als sie die Hitze in Ewans Blick bemerkte. In seinen hellen Augen war heute Nacht kein Eis, sondern brennendes Verlangen. Er schien völlig nüchtern zu sein.
Sie war sich nicht sicher, warum sie zu ihm gekommen war, aber sie verspürte ein merkwürdiges Drängen.
»Was treibt Ihr hier?«, fragte sie.
Zu
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