Der widerspenstige Highlander
die Arme um ihn und drückte ihn.
Der Anblick schnitt Ewan ins Herz.
»Ich dachte, du seiest tot!«, erklärte Nora aufgeregt, ehe sie ihn vor Freude, dass er am Leben war, auf die Wange küsste. »Oh, dem Himmel sei Dank für seine Gnade!«
Ewan hatte das Gefühl, als habe ihm jemand einen Hieb in den Magen verpasst. Er hatte dem Mann zwar nicht den Tod gewünscht, aber ...
»He, sei doch vorsichtig!«, erwiderte Ryan scharf und stieß sie fort. »Man hat mich beinahe umgebracht, ich fürchte, mein Magen wird nie mehr der Alte sein.«
Nora beachtete ihn und seine mürrische Warnung nicht weiter. »Ich bin nur froh, dass sie dich nicht getötet haben.«
»Ich auch«, räumte Ryan ein. »Obwohl, um ehrlich zu sein, ich fühle mich, als sei ich tot und in die Hölle gekommen, wo der Teufel mich unablässig mit unerträglichen Schmerzen quält.«
Catarina ging an Ryan vorbei und holte einen Topf mit Salbe aus dem Wagen, den sie Ewan brachte.
Gekränkt und wütend rieb er die Medizin auf seine blutigen, aufgeschrammten Handgelenke, die pochten und scheußlich brannten.
Nora schien ihn völlig vergessen zu haben, während sie sich bei Ryan nach dessen Verletzungen erkundigte.
Und warum sollte sie das auch nicht?
Schließlich war Ryan ihr Verlobter.
Ryan würde ihr Ehemann sein.
An der Art und Weise, wie sie ihn behandelte, konnte man gut sehen, dass es genau das war, was sie wollte. In Todesgefahr zu schweben brachte jede Frau dazu, ihre wahren Gefühle zu erkennen.
Nora wandte sich von Ryan ab und schaute zu Ewan und Catarina.
Ewans Miene war merkwürdig verkniffen. Und in seinen Augen stand ein Schmerz, der zuvor nicht dort gewesen war.
Sie ließ Ryan stehen und ging zu Ewan. »Geht es dir gut?«
»Ja, fein.«
Sie schaute auf seine wund gescheuerten Handgelenke, die nun mit weißer Salbe bedeckt waren. »Tun sie sehr weh?«
Er schüttelte wortlos den Kopf und gab Catarina den Topf zurück.
Nora holte sich Catarinas Nähzeug. »Hier, leg dich hin, dann werde ich ...«
»Ich denke, es ist am besten, wenn wir möglichst rasch aufbrechen«, fiel Ewan ihr barsch ins Wort. »Viktor, gebt mir Euer Schwert. Ich nehme den Platz auf dem Kutschbock, da ich mich in der Gegend hier am besten auskenne.«
Viktor nickte, schnallte sich das Schwert von der Hüfte ab und reichte es ihm.
»Ewan«, begann Nora in warnendem Ton. »Du bist verwundet.«
Seine Antwort war knapp und kalt. »Ich werd’s überleben.«
Sie schaute zurück und sah, dass Ryan Ewan finster anstarrte.
Ewan dachte doch gewiss nicht...
Nein. Dafür war Ewan zu vernünftig. Er konnte nicht eifersüchtig auf Ryan, die Kröte sein. Sicherlich wusste er, dass sie nur aus Erleichterung, weil er nicht ihretwegen gestorben war, zu ihm gelaufen war.
Nora wollte auf die Sitzbank vorne auf dem Wagen steigen.
»Du wirst hinten gebraucht, Nora«, sagte Ewan scharf. »Dann sind wir schneller.«
»Wie das?«
»Geh einfach nach hinten.« Sein barscher Ton kränkte sie. So hatte sie ihn seit dem ersten Tag ihrer Bekanntschaft nicht mehr erlebt.
Wo war der sanfte Bär von letzter Nacht?
Gekränkt tat sie, wie geheißen.
Fein. Wenn er schmollen wollte, bitte. Sie würden bald Rast machen und etwas essen müssen. Bis dahin würde er sich beruhigt haben, sodass sie nach seinen Wunden sehen und sie säubern konnte.
Wenn er sich bis dahin wie ein Baby benehmen wollte, dann bitte sehr.
Viktor setzte sich neben Ewan, während sie selbst, Catarina und Ryan im Wagen Platz nahmen.
Sobald sie hineingeklettert waren, schnalzte Ewan mit den Zügeln, sodass die Pferde sich in Bewegung setzten.
»Wie habt Ihr Ryan gefunden?«, fragte Nora Catarina von ihrem unbequemen Sitzplatz auf dem harten Boden aus.
»Er kam verwundet aus der Taverne gestolpert und redete wirr davon, dass jemand ihm helfen müsse, Euch zu finden.«
Nora konnte sich gut vorstellen, was für ein Aufsehen Ryan damit erregt hatte. Dabei hasste er nichts mehr als im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen. Dennoch hatte er es für sie in Kauf genommen. Das war vermutlich das Netteste, was Ryan je für einen anderen Menschen getan hatte. Sie mochte ihn nicht leiden, aber sein Handeln in Drixel wog eine Menge der hässlicheren Dinge auf, die er mit ihr über die Jahre angestellt hatte.
»Danke, Ryan.«
Er neigte den Kopf. »Es tut mir Leid, dass ich Euch nicht besser beschützen konnte. Glaubt mir.« »Aber wenigstens habt Ihr es versucht.«
Ryan schwieg, während Nora sich mit Catarina
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