Der widerspenstige Highlander
war nötig, um den Mann wieder zur Vernunft zu bringen?
»Nein«, sagte Catarina, als sie der Gauklerin von ihren Sorgen erzählt hatte. »Er benimmt sich, als sei dein Anblick mehr, als er ertragen könne. Er weiß, dass Ryan ältere Rechte an dir hat, und das zerreißt ihn innerlich.«
Nora hoffte nur, dass das nicht stimmte.
Aber für den Fall, dass es doch wahr wäre, machte sie sich daran, Ryan das Leben zur Hölle zu machen. Sie begann jedes Mal ununterbrochen zu schwätzen, wenn er sich ihr näherte. Sie spielte Laute, bis alle sie abwechselnd bedrohten und anflehten, damit aufzuhören. Sie unternahm alles, was ihr einfiel, um ihn wahnsinnig zu machen.
Oft genug suchte Ryan nur wenige Minuten, nachdem er zu ihr gekommen war, das Weite.
»Entlasse mich aus der Verlobung«, hatte Nora ihn wiederholt gebeten.
Seine Antwort lautete unweigerlich: »Ich kann nicht.«
So ging es weiter, bis sie hätte schreien mögen.
Jetzt, da das Ende der Reise näher rückte, beobachtete sie Ewan auf dem Wagen, während sie auf einem Pferd neben ihm ritt. Er hielt seinen Blick streng geradeaus gerichtet, aber dennoch hatte sie den heimlichen Verdacht, dass er genau wusste, wo sie war und was sie tat.
»Ich nehme an, du bist froh, mich bald loszuwerden«, bemerkte sie beiläufig, während er sich weiter Mühe gab, sie zu ignorieren. »Du wirst wieder in deine Höhle zurückkehren können.«
Er antwortete nicht.
»Ich werde jedenfalls froh sein, wieder ein Bett zu haben«, beschwerte sich Ryan, der hinter ihr ritt. »Ich fürchte, mein Magen hat dauerhaft Schaden genommen. Dieses Tempo der letzten paar Tage hat mich beinahe umgebracht.«
Es war eine Schande, dass Lochlan so nahe wohnte.
Nora!, wies sie sich in Gedanken zurecht.
Wie unchristlich.
Das war es, aber zur selben Zeit konnte sie sich nicht dazu überwinden, dem Mann freundlichere Gefühle entgegenzubringen, der aus purer Selbstsucht ihre einzige Chance auf Glück vernichtete.
Einen Mann hatte sie an eine andere Frau verloren. Und jetzt würde sie Ewan verlieren - an sein Ehrgefühl.
Himmel, Männer und ihre Ehre. Sie waren richtiggehend verbohrt, wenn es darum ging. Wenn der Tag doch anbräche, an dem sie sich von Liebe leiten ließen statt diesem idiotischen Ehrenkodex!
Sie seufzte wehmütig, während sie ihn beobachtete.
Bitte, Gott, bitte hilf ihm einzusehen, dass ich ihn so nötig brauche wie er mich.
Sie ritten schweigend durch die Tore von Lochlans Burg, nur um sich in einem wahren Hexenkessel wiederzufinden.
Ihre Eltern, Lysander, Pagan, Bavel und Ewans gesamte Familie waren auf dem Burghof versammelt, aber keiner von ihnen wirkte sonderlich fröhlich.
Nora wollte am liebsten ihr Pferd wenden und geradewegs allein nach England reiten.
Einzig die Tatsache, dass das Tor hinter ihnen geschlossen wurde, hinderte sie daran, diesem Drang nachzugeben.
An seiner unnatürlich angespannten Haltung konnte sie erkennen, dass Ewan denselben Wunsch verspürte, aber wie es seinem Wesen entsprach, stürzte er sich mitten in das Durcheinander.
Auf den Stufen vor der Burgtür stand eine kleine dunkelhaarige Frau, die Ewan so ähnlich sah, dass Nora sofort wusste, es war seine Mutter. Zwei schwarzhaarige Männer flankierten sie, und aufgrund ihrer Größe und dem Umstand, dass sie dicht neben der Frau Stellung bezogen hatten, nahm sie an, dass es zwei von Ewans Brüdern waren.
Einer war dunkel und tödlich, sein Blick ernst. Den Gerüchten nach müsste das Sin MacAllister sein, der die Lairdess des MacNeely-Clans geheiratet hatte. Eine wunderschöne Frau mit roten Haaren befand sich an seiner Seite. Ihre vornehme Haltung verriet ihre hohe Stellung. Zweifellos war sie Caledonia von den MacNeelys - eine entfernte Cousine Noras, die sie aber nie persönlich kennen gelernt hatte.
Der andere dunkelhaarige Mann sah so gut aus, dass es beinahe wehtat, ihn anzuschauen. Er war die Vollkommenheit schlechthin, und die Frau neben ihm war von Kindern umringt. Ihr rotes Haar glänzte nicht so wie Caledonias, ihre Züge waren nur durchschnittlich hübsch.
Aber als sie Braden anstieß und er sie anschaute, zeigte die Liebe in seiner Miene, dass sie in seinen Augen die schönste Frau auf der ganzen Welt war.
Ihr tat das Herz weh davon. Noch vor nicht langer Zeit hatte Ewan sie genau so angesehen.
Catarina stieß einen leisen Pfiff aus. »Wer ist das da, direkt neben Alexander?«
Nora schaute zu ihrem Vater und entdeckte den Mann, der Catarina aufgefallen war. Er war hoch
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