Der widerspenstige Highlander
unterhielt, was man tun sollte, um den MacKaids aus dem Weg zu gehen.
Er lehnte sich gegen die Wagenwand zurück und stöhnte bei jedem Atemzug, den er tat, jammerte die ganze Zeit, welch unerträgliche Qualen er litt und dass niemand sich vorstellen konnte, wie sehr sein Bauch schmerzte.
Nora ersparte sich jede Erwiderung. Stattdessen waren ihre Gedanken bei dem Mann, der den Wagen lenkte. Der, dessen tiefe Schnittwunde an der Seite nicht genäht war, und dessen Handgelenke wund gescheuert waren.
Der Mann, der kein Wort über seine Schmerzen verlor.
Die körperlichen oder die seelischen.
Sie fuhren stundenlang ohne anzuhalten. Es war fast Mittag, ehe Ewan das Gespann zügelte und den Wagen zum Stehen brachte.
Er half Nora hinunter und überließ Catarina Viktor.
Nora versuchte mit Ewan zu reden, aber er beachtete sie nicht.
Ohne ein Wort oder einen Blick für sie ging er zu den Pferden, um sie zu versorgen.
Wütend über sein Verhalten folgte ihm Nora. »Warum bist du zu mir so kalt?«
»Ich bin nicht kalt zu dir.«
»Ach nein? Warum bekomme ich dann jedes Mal Schüttelfrost, wenn ich deinen Blick auffange? Oder sollte ich besser falls sagen, denn so oft schaust du mich plötzlich gar nicht mehr an.«
Er blickte über ihre Schulter, wo Ryan ein Stück entfernt stand und sic mit hochgezogenen Augenbrauen neugierig beobachtete. »Ryan ist verletzt. Du musst dich um ihn kümmern.«
Mit einem Mal begriff sie alles. »Du bist eifersüchtig?«
»Bestimmt nicht, Nora. Glaub mir.«
»Was ist dann mit dir los?«
»Ich bin wütend.«
Ewan biss die Zähne zusammen, unfähig zu glauben, dass ihm diese Bemerkung entschlüpft war.
»Worüber bist du denn wütend?«
Das Schicksal. Die Vorsehung. Alles, was ihn daran hinderte, sie für sich zu behalten. Alles, was Ryan für sie anziehender machte als ihn. »Lass mich einfach in Ruhe.«
Sie streckte die Hand aus, wollte ihn berühren. Ewan sehnte sich so verzweifelt danach, dass er einen Moment lang wie gelähmt war. Er wartete, voller Sehnsucht und Verlangen. Aber er hatte kein Recht darauf, und so machte er rasch einen Schritt zur Seite.
»Ewan, bitte sprich mit mir. Stoß mich nicht weg.«
Obwohl es ihm das Herz schier zerriss, ignorierte Ewan ihre Bitte. Das musste er. Wenn er das nicht täte ...
Er stürmte an Ryan vorbei in den Wald.
Nora schaute Ewan nach und verspürte den schier überwältigenden Drang, ihm nachzulaufen und ihn mit einem Ast zu schlagen, bis er Vernunft annahm und mit ihr redete.
»Er liebt Euch.«
Bei Ryans unvermittelten Worten blinzelte sie. »Was habt Ihr gesagt?«
»Er liebt Euch, nicht wahr?«
»Was lässt Euch das glauben?«
Ryan seufzte. »Sein Gesichtsausdruck, wenn er Euch ansieht, und der Hass in seinen Augen, wenn er sie auf mich richtet. Als er eben an mir vorbeigerannt ist, habe ich halb damit gerechnet, dass er mich schlägt.«
Nora blickte zu den Bäumen, zwischen denen Ewan verschwunden war. Wenn sie doch nur ein einziges Mal in sein Herz schauen könnte, um zu sehen, was er fühlte! »Ich weiß nicht, was er empfindet. Ich weiß nur, dass er ein sturköpfiger, aufreizender Mann ist.«
»Ein sturköpfiger, aufreizender Mann, den Ihr ebenfalls liebt.«
Sie warf Ryan einen finsteren Blick zu.
»Macht Euch nicht die Mühe, es abzustreiten, Nora«, sagte er. »Ich kenne Euch seit Kinderzeiten. Da ist etwas in Euch, das zu leuchten beginnt, wenn er in Eurer Nähe ist.«
Das tat sie verächtlich ab. »Ganz bestimmt nicht.«
»Oh doch. Ihr strahlt richtiggehend.« Ein Muskel in Ryans Wange begann zu zucken. »So stahlt Ihr nie in meiner Gegenwart, es sei denn, Euer Gesicht wird rot vor Wut auf mich.«
»Dann tretet Ihr von unserer Verlobung zurück?«
Ryans Miene versteinerte sich, und als sie ihm in die Augen schaute, wurde ihr das Herz angesichts der stählernen Entschlossenheit, die sie dort sah, schwer.
»Ich kann nicht, Nora. Ich stecke zu tief in Schulden. Ein paar dieser Männer werden mich töten, wenn ich nicht zahle, was ich ihnen schulde. Es tut mir Leid.«
Sie blickte fort, während ihr Herz noch ein wenig mehr brach. »Mir auch, Ryan. Mir auch.«
Sie brauchten drei Tage, um Lochlans Burg zu erreichen. Ewan sprach kein einziges Mal mit ihr, obwohl Nora nichts unversucht ließ, ihn in ein Gespräch zu verwickeln.
Er schaute sie nicht einmal mehr an.
Er tat so, als gäbe es sie nicht, und jedes Mal, wenn er sich weigerte, sie anzusprechen oder anzusehen, welkte Noras Herz ein bisschen mehr. Was
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