Der widerspenstige Highlander
gewachsen, blond und außerordentlich schön.
Fast schon unheimlich schön.
»Das ist mein Bruder Lochlan«, antwortete Ewan an ihrer Stelle. »Sin befindet sich rechts von meiner Mutter, der Frau auf den Stufen, und Braden ist der auf der linken Seite. Bradens Gattin Maggie, die mit den vielen Kindern, und Caledonia, Sins Gemahlin, stehen neben ihren Männern.«
Nora nahm zufrieden zur Kenntnis, dass sie alle richtig zugeordnet hatte.
»Eure Brüder sehen sehr gut aus, Ewan«, erklärte Catarina in fast schon ehrfürchtigem Ton.
»Das habe ich schon häufig gehört.«
Nora fiel auf, dass Ewan sie zum ersten Mal seit Tagen anblickte.
Dann lenkte er den Wagen zu den Stufen, hielt an und zog die hölzerne Bremse an.
Sobald sie ihr Pferd zum Stehen gebracht hatte, eilten ihr Vater und ihre Mutter zu ihr. Obwohl sie Angst hatte, was als Nächstes geschehen würde, war sie doch froh, ihre Eltern wiederzusehen.
»Geht es dir gut?«, fragte ihr Vater, als er ihr aus dem Sattel half. Sein gut geschnittenes Gesicht zierten tiefe Sorgenfalten, während er sie von Kopf bis Fuß betrachtete, als suchte er nach Verletzungen.
Nora genoss den Anblick ihres Vaters. Er war nur wenig größer als sie und von stämmiger Statur. Sein Bart war genauso goldblond wie sein Haar, und in seinen braunen Augen stand sowohl Erleichterung als auch Verärgerung.
»Mir geht es gut, Vater. Ehrlich.«
Er zog sie aus dem Sattel in seine Arme, hielt sie fest an sich gedrückt. Nora war sprachlos. Es passte so gar nicht zu ihrem Vater, seine Gefühle zu zeigen. Er hatte sie immer behandelt, als sei sie eine zarte Blume, die er mit seiner Berührung zerdrücken würde.
In den blassblauen Augen ihrer Mutter funkelten Tränen, und ihre Lippen zuckten. »Willkommen zu Hause, Liebes«, sagte sie, schob Noras Vater zur Seite und schloss sie selbst in die Arme.
Dann, zu Noras noch größerer Verwunderung, wandte sich ihr Vater an Ryan, der abgesessen war und auf sie zukam.
Er starrte ihn an, und einen Moment glaubte Nora, er sei wütend auf ihn. Dann wurde seine Miene weich. »Und du, mein Junge. Ich habe dir Unrecht getan.«
Zu ihrer Verblüffung umarmte er Ryan wie den verlorenen Sohn und klopfte ihm voller Zuneigung auf den Rücken.
Ryan verschluckte sich und hustete, als hielte er die Kraft ihres Vaters nicht aus.
Dennoch hörte ihr Vater nicht auf. »Lysander hat uns erzählt, wie du beinahe tödlich verwundet worden wärst, als du Nora zu Hilfe kommen wolltest. Danke.«
Nora blickte zu Ewan, dessen Miene unergründlich war. Wenigstens für alle anderen außer ihr. Sie sah die verkniffenen Linien um seine Lippen, die Leere in seinen Augen.
Wortlos stieg er vom Wagen und ging zur Tür in den Wohnturm.
Seine Mutter sagte etwas zu ihm, aber er beachtete sie nicht weiter und blieb nicht stehen.
Seine Brüder folgten ihm, niemand sprach ihn an, während Nora von ihren Eltern mit Fragen regelrecht bombardiert wurde. Lysander, Pagan und Bavel begrüßten Catarina und Viktor.
Ewan brauchte etwas zu trinken. Am besten ein ganzes Fass Ale.
Aber in seinem Herzen wusste er, selbst ein See aus Ale würde nicht reichen, um den Schmerz wegzuspülen, der ihn innerlich zerriss.
»Was ist geschehen, Ewan?«, fragte Lochlan, der hinter ihm ging.
»Nichts.« Er blieb am Tisch stehen und nahm sich einen Krug und einen Becher.
Er fluchte, als er hinter sich alle Mitglieder seiner Familie entdeckte. Das Gesicht seiner Mutter zeigte eine besorgte Miene, während seine Brüder aussahen, als wollten sie sich mit ihm prügeln.
Seine Schwägerinnen entschuldigten sich klugerweise und zogen sich in ihre Gemächer oben zurück.
Dankbar goss sich Ewan Ale ein.
»Nichts?«, wiederholte Braden. »Alexander Canmore ist seit zwei Tagen hier und will wissen, was du mit seiner Tochter angestellt hast. Er droht abwechselnd uns mit Krieg und dir mit Verstümmelung, sollte sie nicht unbeschadet hier erscheinen, und doch behauptest du, es sei nichts geschehen?«
Ewan leerte seinen Becher in einem Zug, schenkte sich nach, dann drehte er sich um und starrte Braden finster an, ehe er auch den zweiten Becher Ale austrank. »Ich will keine Vorhaltungen von einem Mann hören, der seine Tochter getäuscht hat und dadurch gezwungen, sich zu mir zu flüchten. Wenn Alexander sich solche Sorgen um ihr Wohlergehen macht, dann hätte er sie zu Hause behalten sollen, wo sie hingehört.«
»Was redest du da?«, erkundigte sich Lochlan skeptisch.
Ewan deutete mit seinem Becher
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