Der Widerstand

Benötigte zur Verfügung zu stellen.«
    »Selbstverständlich, Flottenkommandant«, erwiderte Jainfar, woraufhin sich Thikair Shairez zuwandte.
    »Und nun zu Ihnen, Basislagerkommandantin«, sagte er.
    »Flottenkommandant, ich bedaure sehr, zugeben zu müssen, dass ich nicht in der Lage gewesen bin, den Plan einzuhalten, den Sie und ich vor der Landung besprochen hatten«, antwortete sie. »Zum großen Teil liegt es an der ungeheuren Datenmenge, die wir aus dem Internet der Menschen geholt haben und deren Sichtung und Analyse noch längst nicht abgeschlossen ist. Trotzdem haben wir einen Punkt erreicht, an dem ich diese Arbeit bedenkenlos meinen Untergebenen übertragen kann. Das bedeutet, ich habe wieder mehr Zeit, um mich meinen anderen Aufgaben zu widmen, und ich hoffe, es versetzt mich in die Lage, einen Teil der verlorenen Zeit aufzuholen. Dennoch kann ich nicht leugnen, dass ich auch da in allem weit hinter meinem Plan liege. Vor allem war ich gezwungen, meine Bemühungen zurückzustellen, die Psychologie dieser Spezies zu bewerten. Ich fürchte, das ist eine Aufgabe, die ich nicht delegieren konnte.«
    Thikair achtete darauf, dass er seine Ohren nicht bewegte, die ein Lächeln verraten hätten.
    » Das ist eine Aufgabe, die ich nicht delegieren konnte«, allerdings, dachte er amüsiert. Sie wollten doch eigentlich sagen, dass Sie niemanden sonst an dieses ganz besonders faszinierende Puzzle heranlassen wollen, nicht wahr, Basislagerkommandantin?
    Er wusste, das war Shairez gegenüber nicht ganz gerecht. Sie ließ es nicht zu, dass persönliche Interessen sich auf ihre Arbeit auswirkten, und sie ließ sich deshalb auch nicht von ihrer Verantwortung ablenken. Dennoch war sie ganz zweifellos von der bizarren Funktionsweise der Gehirne dieser Kreaturen fasziniert.
    Und vermutlich, fügte er im Geist ernster hinzu, ist sie die einzige Senioroffizierin in dieser Flotte, die tatsächlich in der Lage ist, die Funktionsweise von deren Gehirnen zu entschlüsseln. Vorausgesetzt, sie besitzen überhaupt eine Funktionsweise.
    Nicht zum ersten Mal seit der Ankunft in diesem Cainharn von einem Sternensystem wünschte sich Thikair, dass ein paar Shongairi mehr das gleiche Interesse an Xeno-Psychologie entwickelt hätten wie Shairez. Dummerweise war das nicht der Fall.
    »Ich beabsichtige, den größten Teil meiner Zeit so bald wie möglich wieder diesem Projekt zu widmen«, fuhr Shairez fort. »Mit etwas Glück werde ich in einem Monat vielleicht schon eine vorläufige Analyse ihrer Psychologie vorlegen und etwas dazu sagen können, ob sie mittels Neuraledukator-Technologie erziehbar sind.«
    Ihre Ohren wackelten und deuteten so ein ironisches Lächeln an.
    »Glücklicherweise geht es in der Verantwortlichkeitszone meines Basislagers nicht annähernd so lebhaft zu wie in denen der anderen Kommandanten. Die meisten menschlichen Städte wurden von den Menschen aufgegeben, und nicht mehr als ein Zwölfter Teil der Bevölkerung ist seither zurückgekehrt. Ich fürchte, es hat unter den Menschen viele Fälle von Hungertod gegeben, und es breiten sich auch Krankheiten aus, aber die Entscheidung, unsere primären Anstrengungen auf Nordamerika und die sekundären Anstrengungen auf den westlichen Teil von Europa zu konzentrieren, hat meinen eigenen Bodentruppenkommandanten die Arbeit spürbar erleichtert. Ich bin sogar in die Lage versetzt worden, Basiskommandant Fura zumindest ein wenig Verstärkung zukommen zu lassen, in dessen Verantwortlichkeitszone deutlich mehr Aktivitäten zu verzeichnen sind.«
    »Es freut mich zu hören, dass es wenigstens für irgendjemand eine positive Auswirkung zu vermelden gibt, Basislagerkommandantin«, kommentierte Thairys ironisch.
    »Also gut«, sagte Thikair und zog betrübt die Ohren hoch. »Zumindest bin ich recht zuversichtlich, dass Ihre Operationen für die Menschen Folgen haben, die noch unangenehmer sind als unsere eigenen Erfahrungen, Bodentruppenkommandant.«

.XXVI.
    »Das war der Letzte, Longbow.«
    Als Major Torino über die Schulter den großen bärtigen Mann mit der dunklen Hautfarbe ansah, der ihn soeben angesprochen hatte, wurde ihm einmal mehr bewusst, wie unwahrscheinlich es doch gewesen war, dass er ausgerechnet ihn zu seinem Stellvertreter machen würde.
    Abu Bakr bin Muhammed el-Hiri war ein zum Islam übergetretener Amerikaner. Vor der Invasion durch die Shongairi war er einer der vehementesten Kritiker der Einsätze des US-Militärs im Irak und in Afghanistan gewesen. Viele