Der Widerstand
würden sie wenden und zu ihrer Heimatbasis nahe der Menschenstadt Old Fort zurückkehren können – was nicht heißen sollte, dass er sich darauf freute, auf der endlos langen »Interstate«-Straße der Menschen unterwegs zu sein, die sich zwischen hier und Black Mountain erstreckte. Das einzig Gute an Old Fort Mountain war, dass sie diesmal talwärts unterwegs sein würden, obwohl das bei einem solchen Wetter auch mit Widrigkeiten verbunden war.
Cainharn, dieser ganze Planet wimmelt von Widrigkeiten!, beklagte er sich stumm.
Sein Name war Jamison Snelgrove, er war ein sechsunddreißig Jahre alter Anwalt, der vor einer vielversprechenden Karriere gestanden hatte, als die Shongairi wie aus dem Nichts auftauchten. Seine Frau Melanie erwartete ihr zweites Kind.
Keiner von ihnen hätte sich jemals gewünscht, was vor dreieinhalb Monaten über die Welt hereingebrochen war, und sie hatten ihr Bestes gegeben, diese Zeit auf der Farm von Melanies Eltern in North Carolina zu verbringen. Sie hatten ganz gut durchgehalten. Zugegeben, es gab zu wenig zu essen, und keiner von ihnen freute sich auf den anstehenden Winter, trotzdem hatten sie sich bislang passabel geschlagen.
Bis bei Melanie vorzeitig die Wehen einsetzten.
Natürlich funktionierte das Telefon nicht mehr, und der nächste Arzt, von dem sie wussten, dass er wohl noch praktizierte, war in Brevard zu finden. Also gab es nur eine Lösung. Zum Glück hatten sie für solche Notfälle einen großen Benzinvorrat angelegt.
Und so kam es, dass Jamison und Melanie Snelgrove knapp drei Minuten nach Mitchells Konvoi von der Hannah Ford Road auf die US-64 einbogen – genau in dem Moment, als die Patrouille von Senior-Truppführer Laifayr aus Brevard kommend auf dem zweigeteilten Highway auf der nach Norden führenden Fahrbahn in Richtung Süden unterwegs war.
»Scheiße!«, fluchte Rob Wilson, als er den Pick-up sah, der mit so hoher Geschwindigkeit auf den Highway gerast kam, dass er sich beim Lenkmanöver für einen Moment querstellte.
»Ganz ruhig«, meinte Dvorak, klappte die Linsenabdeckung seines Visiers hoch und sah zu dem Fahrzeug, das nördlich von ihnen aufgetaucht war und auch in diese Richtung davonfuhr. »Womöglich konnte uns gar nichts Besseres passieren. Wenn die Patrouille den Wagen anhält und der Fahrer einen legitimen Grund vorweisen kann, warum er hier unterwegs ist, dann wird das die Hündchen lange genug aufhalten, damit Sam sich mit seinen Leuten völlig unbemerkt aus dem Staub machen kann.«
»Wollen wir’s hoffen«, murmelte Wilson.
Senior-Truppführer Laifayr stutzte, als er plötzlich ein Scheinwerferpaar entdeckte, das sich ihnen näherte. Es war dieses intensive bläulich-weiße Licht, das nur bei den Autos dieser Menschen zu finden war. Seit fünf Tagen war es das erste Mal, dass sie einem menschlichen Fahrzeug begegnet waren, und diese Tatsache machte ihn neugierig.
Vermutlich ein Fahrzeug der lokalen Regierung, überlegte er. Niemand verfügt hier sonst noch über Treibstoff.
»Jimmy!«, schrie Melanie Snelgrove entsetzt, als sie die Scheinwerferpaare bemerkte, die sich ihnen auf ihrer Fahrbahnseite näherten. Die Farbe des Lichts kam ihr irgendwie eigenartig vor, und dann wurde ihr Schreck noch größer, als sie die im Regen nicht allzu deutlich zu erkennenden Silhouetten der Fahrzeuge ausmachte. So etwas hatte sie noch nie gesehen, und im gleichen Moment war ihr klar, dass diese Lastwagen nicht von Menschen konstruiert und gebaut worden waren.
Jamison sah sie auch, starrte sie eine Sekunde lang an und drehte sich dann zu seiner Frau um, die die Hände auf ihren Bauch gepresst hielt, als die nächste schrecklich schmerzhafte Wehe einsetzte.
Ein Gewirr aus chaotischen Gedanken jagte durch Jamisons Kopf, aber die Zeit reichte nicht, um sich auf einen von ihnen zu konzentrieren und ihn zu Ende zu denken. Es waren alles nur winzige Splitter: seine verängstigte Frau; ihr ungeborenes Kind; der Regen, der gegen die Windschutzscheibe prasselte; die Ungewissheit, wie die Aliens reagieren würden; das Rauschen der durch die Lüftungsschlitze gepressten warmen Luft; die Angst, was mit Melanie geschehen würde; die Angst, dass die Aliens sie auch ohne feindselige Absichten zu lange aufhalten könnten und er mit Melanie zu spät den Arzt erreichen würde; das Geräusch der Scheibenwischer; Berichte und Gerüchte über Konfrontationen mit den Aliens; das Rauschen der Reifen auf der regennassen Straße …
All das zuckte gleichzeitig durch
Weitere Kostenlose Bücher