Der Widerstand
zermahlener Vegetation auf. Die Panzer wirkten wie ein Leviathan, der sich aus der Tiefe erhob, bis die Geschütztürme gerade eben über die Linie des Hügelkamms hinausragten.
Das Timing des Alten war perfekt gewesen, wie Gutierrez beiläufig bemerkte. Zwar hatte er ohne seine Displays auskommen müssen, aber die Instinkte des Colonels arbeiteten immer noch tadellos.
»Ziel. Mannschaftstransporter. Ein Uhr. Treibspiegel«, verkündete Gutierrez und bestimmte das Ziel mit Hilfe seines eigenen Visiers.
»Ziel!«, erwiderte der Schütze seines Panzers, während er es erfasste und den Laser zur Bestimmung der Entfernung ausrichtete.
»Treibspiegel aktiv!«, ließ der Lader wissen, was aber in seinem Fall nur eine Bestätigung war, da sich bereits eine Patrone im Geschützrohr befand und dieser Ladevorgang entfiel.
»Ist unterwegs!«
Das gesamte schwere Gefährt wurde durchgeschaukelt, als es vom Rückstoß der 120-Millimeter M256 Rheinmetall erfasst wurde. Ein ungeheurer Geysir aus Flammen und Treibladung zerriss die Dunkelheit und zerstörte die Nachtsicht von jedem, der in diesem Moment hinsah. Allein das Mündungsfeuer der M256 war brutal genug, um eine Druckwelle zu erzeugen, die eine Gefahrenzone für jeden darstellte, der sich ungeschützt in einer Entfernung von bis zu fünfzig Metern hinter dem Panzer aufhielt. Ein fächerförmiger Bereich aus toten Blättern und von der Dürre braun verfärbtem Gras am Hügelkamm ging in Flammen auf. Einen Sekundenbruchteil später schlug das panzerbrechende Subkaliber M829A3 keine fünf Zentimeter von dem vom Schützen anvisierten Ziel ein, die Geschwindigkeit von über achtzehnhundert Metern pro Sekunde betrug dabei das Doppelte der um ein Vielfaches leichteren Kugel aus einem M16-Sturmgewehr.
Panzerung, die aus jeder beliebigen Distanz mit einem Langbogen abgeschossene Pfeile aufgehalten hätte, konnte einem Geschoss nichts entgegensetzen, das mit dem Gedanken entwickelt worden war, die Eingeweide eines russischen Panzers neuester Bauart zu zerreißen. Dasselbe panzerbrechende Geschoss flog sogar noch weiter und bohrte sich auch in den Transporter gleich daneben, sodass beide Fahrzeuge in einen Feuerball aus leuchtendem Orange und gleißendem Weiß von entzündetem Treibstoff gehüllt wurden. Bei diesem Anblick nahm sich Emiliano Gutierrez vor, die Treibspiegelgeschosse für wirklich schwer gepanzerte Ziele aufzubewahren.
Und dann eröffneten auch die übrigen elf Panzer das Feuer.
»Schießt sie ab!«, rief Sergeant First Class Eduardo Hidalgo, dann wurden drei FIM92F Stinger-Luftabwehrraketen von den beiden AN/TWQ-1 Avengers seiner Luftraumverteidigung abgefeuert.
Die Stinger waren schon vor über dreißig Jahren eingeführt worden, aber selbst in ihrer aktuell aufgerüsteten Version stellten sie noch immer die besten MANPAD-Raketen der Welt dar. Der Avenger war ein auf einem Humvee montiertes System mit einem gyro-stabilisierten Luftabwehrturm, der Platz bot für vier Stinger-Raketen. Die Up-Gun-Version des Avenger hatte die rechte Abschussvorrichtung durch ein MP3-Maschinengewehr vom Kaliber .50 ersetzt, und eine verbesserte Version war Nachfolger der gleichen M242 Bushmaster 25-Millimeter-Kanone geworden, die für das Kaliber .50 auf dem Bradley montiert war. Hidalgo war regelrecht sauer gewesen, als die Up-Guns der Zweiten Brigade doch nicht zugeteilt wurden und sie stattdessen den Befehl erhielten, die zwei Raketenabschussvorrichtungen wieder zu montieren. Er hätte viel lieber zusätzliche Feuerkraft für den Bodeneinsatz in einem Krieg gehabt, in dem ein Angriff aus der Luft gelinde gesagt unwahrscheinlich war. Jetzt dagegen …
Alle drei Stinger schossen geradewegs auf Ziele zu, die in einer Höhe von weniger als zweihundert Meter über dem Grund schwebten, und keines dieser Ziele geriet auch nur für einen Moment ins Stocken, von einem Ausweichmanöver ganz zu schweigen. Zwei seiner drei Raketen konnten direkte Treffer verzeichnen, ihre Ziele verschwanden in Blasen aus gleißendem Licht, als wären sie Blitze in der Dunkelheit. Die dritte Stinger zog nur Zentimeter an ihrem Ziel vorbei, die Näherungssensoren reagierten, leiteten die Sprengung ein und die Shongair-Drohne wurde vom Himmel geschleudert.
Harshair starrte voller Unglauben und Entsetzen auf seine Anzeigen.
Das Gemetzel, das sich in Explosionen auf seinem Direktsicht-Display abspielte, war schon schlimm genug mitanzusehen, aber dann waren auch noch die Bildschirme erloschen, die ihm
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