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Der wilde Tanz der Seidenröcke: Roman

Der wilde Tanz der Seidenröcke: Roman

Titel: Der wilde Tanz der Seidenröcke: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Merle
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zu, wo der Prinz von Conti und der Herzog von Montpensier nebeneinander hockten wie zwei gestrandete, abgewrackte Schiffe.
    »Wie boshaft, er macht sich über mich lustig«, sagte Noémie de Sobol mehr traurig als wütend. »Da habt Ihr unsere Elegants! Sie kriegen es fertig, einen zu beleidigen, indem sie einem Liebenswürdigkeiten sagen.«
    »Er hat Euch immerhin um einen Tanz gebeten.«
    »Glaubt Ihr, er hält Wort? Alle diese schönen Kavaliere, die um Bassompierre kreisen: Bellegarde, Sommerive, Joinville, Schomberg, sie fliehen Jungfrauen wie die Pest. Für sie sind es Ehefallen. Lieber umschmeicheln sie abgestoßene Tugenden wie die Moret oder die Essarts und begnügen sich fürs Alltägliche mit Bassompierres ›Nichten‹.«
    »Aber was mag Sommerive dem Prinzen von Conti erzählen? Der Prinz hört ihn doch nicht.«
    »Er hört ihn weder, noch könnte er, wenn er ihn hörte, antworten, denn der arme Prinz stottert so, daß er keine zwei Sätze nacheinander herausbringt. Und der Herzog von Montpensierist sehr geschwächt. Habt Ihr gesehen, wie erschreckend mager er ist?«
    »Ja«, sagte ich, »er sieht schwindsüchtig aus.«
    »Das ist er nicht. Er leidet seit vierzehn Jahren an einer gräßlichen Kieferwunde, die er in der Schlacht zu Dreux auf der Seite von Henri Quatre empfing. Wenn er keinen Verband ums Kinn hätte, würdet Ihr den Eiter sehen. Der fließt seit vierzehn Jahren! Der Unglückliche kann nicht mehr kauen, man ernährt ihn mit Frauenmilch.«
    »Warum mit Frauenmilch?« fragte ich verblüfft.
    »Er verträgt keine Kuhmilch.«
    »Ist er, wie Sommerive sagt, idiotisch?«
    »Wenn ich Ihrer Hoheit glaube«, sagte Noémie de Sobol, »Eurer Patin, meine ich, hat der Herzog, so tapfer im Kampf er auch war, niemals viel Verstand gehabt. Und das bißchen, das er hatte, haben ihm seine dauernden Leiden geraubt.«
    »Wenn er so leidet, warum kommt er dann zum Ball?«
    »Der König ist sein Cousin.«
    »Liebt ihn der König?«
    »Er liebt vor allem seine Tochter.«
    »Wie alt ist sie?«
    »Ein paar Monate alt: der König will sie mit aller Macht mit seinem zweiten Sohn verheiraten, weil sie nach dem Tod des Herzogs die reichste Erbin des Königreichs sein wird.«
    »Das finde ich ein bißchen traurig«, sagte ich nach einem Schweigen.
    »Ich auch«, sagte Noémie de Sobol. »Tanzt Ihr mit mir, Chevalier?«
    »Ja.«
    »Dieses ›ja‹ wäre etwas kärglich, wenn der Blick es nicht auffüllen würde. Ich glaube, Ihr findet mich schön? Wie schade, daß Ihr so jung seid. Euch würde ich gerne heiraten.«
    »Madame, könnt Ihr an nichts anderes denken?«
    »Nur gezwungen. Was glaubt Ihr denn, was eine Ehrenjungfer ist? Eine wohlgeborene Dienerin, die man nicht bezahlt. Sicher, ich mache keine Betten, aber ich trage den Fächer und trage das Riechfläschchen. Eure Patin ist die Güte selbst, aber ...«
    »Aber«, sagte ich lachend, »eine Milchsuppe, die kocht und überkocht ...«
    »Und mich mitten in der Nacht weckt, damit ich in ihr Bett komme und ihr die schlaflosen Stunden erleichtere, indem ich mir ihre Vertraulichkeiten anhöre. Glaubt mir, Chevalier, wenn ich hoch genug geboren wäre – denn die Großen vermählen sich doch nur untereinander –, dann hätte ich den Prinzen von Conti auch geheiratet.«
    »Pfui, so ein Wrack!«
    »Besser, man klammert sich an ein Wrack, als in der Hölle eines Klosters zu versauern.«
    »Madame, Eure Metapher stimmt nicht: in der Hölle versauert man nicht, da schmort man.«
    Darauf lachte sie wie toll und hätte noch länger gelacht, wäre nicht ein ganz kleiner Page in den Farben der Guise auf uns zugetrippelt gekommen, um ihr zu sagen, Ihre Hoheit wünsche sie an ihrer Seite, damit sie ihr fächele. Noémie de Sobol verdrehte die Augen himmelwärts, seufzte und folgte nach einem letzten Blick auf mich dem Zwerg.
    Ich fühlte mich nun ein wenig verloren und fehl am Platze in diesem Festsaal, wo jetzt ein unentwegtes Wandeln und Wogen, ein buntes Kommen und Gehen von reich gekleideten Herren und Damen war, die sich untereinander alle kannten – nur ich kannte niemand. Da längs den Wänden Schemel, Lehnsessel und Reifrockstühle aufgereiht standen, beschloß ich, nicht inmitten des Raumes zu verharren wie eine von fremden Wogen umbrandete Insel, und zog mich auf einen Schemel zurück, von denen viele, Gott sei Dank, noch frei waren, denn solange nicht getanzt wurde, taten auch noch niemandem die Knie weh. Ich hatte meine Bastion gut gewählt, auf einer Estrade zu

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