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Der Willy ist weg

Der Willy ist weg

Titel: Der Willy ist weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Juretzka
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macht einen fertig, ehrlich, zu bangem Abwarten verdammt zu sein. Es macht einen so aggressiv, dass ich diesen Arschlöchern praktisch kaum eine Überlebenschance einräumte, sollten wir sie zu fassen kriegen. Seit dem Finger in der Post hatte Charly einen Blick drauf, der absolut zum Fürchten war.
    Wir, Pit Bull, D.O. und ich, ließen ihn zurück, die Stellung halten oder wie immer man das nennen will. Er wünschte uns Glück, nur halb bei der Sache, und vertiefte sich wieder in seine Notizen. Manchmal, dachte ich, ist es regelrecht erleichternd, wenn man noch andere Sorgen hat.
    »Oh, nein, nicht der! Das Ding hat ein Vermögen gekostet.«
    Ragobert lief durch sein Büro und rang die Arme.
    »Doch, Herr Knauff, gerade deshalb, natürlich. Nach all der Publicity mit dem Ballon (Ostwind brachte das Scheißding wieder zurück, blies es aus dem Grenzgebiet, aber keineswegs aus den Schlagzeilen) wird sich unser Mann nicht mehr mit dem Anzünden von Plakattafeln zufrieden geben.«
    »Und was macht Sie so sicher, dass es ausgerechnet die aufblasbare Figur treffen soll?«
    »Der Ort. Hier, sehen Sie selbst. Man muss nur die Spiralform der Anschläge fortsetzen, und der Anschlagsort wird beinahe zwangsläufig.« Ich zeigte es ihm auf der Karte, und er musste wieder mal zugeben, dass da was dran war an dem, was ich sagte.
    Sie hatten eine beinahe zehn Meter hohe, aufblasbare und von innen beleuchtete Figur auf einer Wiese direkt an der B1 aufgestellt, gehalten von Drahtseilen an dicken, in den Boden getriebenen Holzpflocks.
    Es war der widerliche Clown, den konstruktiven Notwendigkeiten einer Aufblasfigur folgend um einiges rundlicher als sonst, der im Schneidersitz dahockte und grinste und grinste.
    »Genauso zwangsläufig wie Datum und Zeit. Ich habe alle Daten hier.« Mit Schwung zog ich mehrere mit Listen vollgeschmierte Blätter aus einer schmalen Aktentasche.
    »Die Leuchtsäule.« Ich deutete auf ein Kreuz auf dem Stadtplan, dann zurück zu meiner Liste. »Abgefackelt vorgestern, am 17.1., zwischen acht und neun Uhr morgens. Der Bal-lon« Finger auf den Plan, und wieder auf die Liste. »Seil gekappt am 13.1., achtzehn bis neunzehn Uhr abends. Die große Plakatwand gegenüber vom Allkauf? 3.1. Und im Dezember? Anschläge am 29., am 5. und am 1. Der November? 11,. 7. und 2. Und das allererste Attentat geht zurück auf den 31. Oktober. Was fällt Ihnen auf?«
    Nichts. Vielleicht ratterte ich diese Fakten etwas zu schnell herunter, auf alle Fälle wirkte mein Kunde sachte überfordert.
    »Primzahlen«, sagte ich und klatschte die Hand auf den Schreibtisch zur Untermalung. »Samt und sonders. Unser kleiner Teufel liebt Primzahlen.«
    Ragobert sah kurz auf und nickte dann mit einiger Heftigkeit und Ausdauer.
    »Jetzt seh ich's auch«, meinte er.
    »Und wenn wir die Zeiten vergleichen, kommen wir darauf, dass die Zerstörungen immer abwechselnd zwischen morgens und abends und immer in der einen Stunde zwischen acht und neun beziehungsweise achtzehn und neunzehn Uhr stattfinden. Als ob der Täter sonst keine Zeit hätte. Dies wäre ein interessanter Schlüssel zu seiner Person, doch werden wir den jetzt nicht mehr brauchen. Es bleiben, alles in allem, nur noch zwei Primzahlen übrig. Die 19, das ist heute, und .«
    »Die 23! Das Datum der Eröffnung!« Ragobert wurde so bleich wie die Schminke des Clowns gleichen Namens.
    »Und die Windung der Spirale lässt nur noch zwei Orte zu: Die Wiese an der B1, und ...«
    »Das Restaurant! Damit wäre die Katastrophe komplett!« Er sank auf seinen Bürostuhl und hielt sich den Kopf.
    »Der Anschlag auf die Säule geschah morgens, so dass der heutige wieder abends stattfinden wird. Kommen Sie«, sagte ich fröhlich und hätte ihn beinahe am Händchen genommen, so verzweifelt schaute er drein, »Datum, Zeit und Ort . wir gehen jetzt und schnappen uns den Kerl!«
    Der gelbliche Transporter mit der >saTan<-Beschriftung parkte unauffällig am Straßenrand, so postiert, dass die rechte hintere Ecke auf die Clownsfigur deutete. Somit konnten wir das Ding durch die mit schwarzer Folie von außen undurchsichtig gemachte Heckscheibe beobachten und hatten gleichzeitig auch noch die Schiebetüre auf der richtigen Seite zum raschen Raussprinten.
    Ah, ich hatte ein gutes Gefühl. Seelisch. Körperlich gesehen war ich froh, Pit Bull und D.O. dabeizuhaben. Mir war nicht nach Rennen, und nach Rangeleien mit Verdächtigen war mir auch nicht recht.
    Ich erläuterte Herrn Knauff eben kurz, warum der

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