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Der Willy ist weg

Der Willy ist weg

Titel: Der Willy ist weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Juretzka
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Scheiße . »In Bad Orb. Kommt morgen wieder.«
    So, und jetzt zieht endlich Leine.
    Sie waren praktisch draußen, zögerten aber noch, Blick in den Himmel, unter dem schmalen Vordach, und ich dachte ernsthaft daran, ihnen die Türe einfach ins Kreuz zu drücken, als eine weiße, dickschädelige, ungeheuer flusige Katze unter einem Busch hervorgesprintet kam und Kurs auf uns nahm.
    Baer packte sie sich mit einem erfreuten >Hahaa< und hob sie hoch. »Gehört die hierhin?«, fragte er und hielt mir das Vieh unter eine sich instinktiv zurückkräuselnde Nase. Ich nickte, weil es mir das einfachste schien. Wasser schoss mir in die Augen. »Ein Prachtstück, finden Sie nicht?« Ich nickte. Atmete durch den Mund. Biss auf die Zähne. Hielt die Nase hoch. Presste die Knie zusammen. »Perser, würd ich sagen.« Ich nickte, grub mir die Fingernägel in die Handflächen, trat mir mit der Hacke des linken Fußes auf die Zehen des rechten, fühlte mich wie eine Handgranate minus ihren Abzugsbügel, als der fette Schwachkopf das haarige Biest endlich absetzte und ich die Türe schließen konnte. Im Gleichklang mit dem >Schnack< des Schlosses riss mir das aufgestaute Niesen den Mopp von der Omme, die Beißer aus'm Maul und die Brille vom Zachel. Hätte nicht viel gefehlt, und er wäre hinterhergeflogen, mein Riechkolben.
    »Gesundheit«, hörte ich von draußen, dann hörte ich sie noch ein bisschen grummeln, dann hörte ich sie die Einfahrt hinunterschlurfen, und dann hörte ich Autotüren zuklappen, einen Motor starten und weg waren sie.
    Ich weiß nicht, wie es kam, aber ich fühlte mich plötzlich müde, irgendwie. Erst bückte ich mich nach meinen Utensilien, dann ließ ich mich daneben nieder. Nur ein Sekündchen.
    »Was ist«, wollte Poppel wissen, »hauen wir ab?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Bist du mit dem Keller durch? Gut, dann mach in der ersten Etage weiter«, sagte ich und hatte mich gerade wieder hochgerappelt, als irgendwo im Haus das Telefon ging. Ich hastete dem Bimmeln hinterher, fand den Apparat, drückte meinen fliegenden Atem herunter, so gut es ging, und hob ab.
    »Werner Gundlach Satellitenantennenanlagen, Bau, Vertrieb und Montage«, meldete ich mich in einem tiefgestimmten, vor Routine triefenden Rutsch.
    »Ja, guten Tag Herr Gundlach, Polizeiobermeister Horstmann hier, vom Präsidium Von-Bock-Straße.« Ich musste die Hand auf die Sprechmuschel legen und ein kurzes, triumphierendes Lachen abhusten. >Die Nummer kriegen wir schon raus<, mein Arsch.
    »Ich habe hier eine kleine Überprüfung vorzunehmen.«
    Sie hatten sie natürlich einfach hinten vom Transporter abgeschrieben und über Funk weitergegeben.
    Von allen Dingen, auf die man wetten kann, gibt es keine sicherere Bank als die Faulheit der Leute.
    »Ist das richtig, dass ein gewisser . Moment, hier steht's: ein Günther Becker und ein Detlev Enfield bei Ihnen beschäftigt sind?« Clever, Poppel, dachte ich. Sowohl >Detlev Royal< als auch >Detlev Bullett< hätten doch sehr nach Künstlername geklungen.
    »Becker ist einer meiner langjährigen Monteure«, sagte ich, »den anderen Hänger hat mir heute Morgen das Arbeitsamt geschickt. Warum, hatten sie einen Unfall? Oder haben sie irgendwas verbrochen? Kann ich mir von Becker beim besten Willen nicht vorstellen. Spitzenmann, das.«
    »Nein, nein. Es ist nur so, sie haben eine Alarmanlage ausgelöst.«
    »Ochsen«, knurrte ich.
    »Betrachten Sie das hier als eine Routine-Überprüfung. Sagen Sie mir nur bitte noch, welchen Auftrag sie den beiden heute Morgen gegeben haben. Dann ist die Sache wohl erledigt.«
    »Moment«, machte ich und zählte bis fünf, »wo hab ich's denn? Ah, hier: Roth-Bichler, Bleichstraße Nummer 127, Erstmontage einer Schüssel 720mm, inklusive Neuverkabelung sowie Demontage und Abfuhr der alten Dachantenne. Hilft Ihnen das weiter?«
    Ja, ja, und vielen Dank auch für meine Kooperation.
    »Fickt euch«, sagte ich. Doch erst nachdem ich die Verbindung unterbrochen hatte.
    »Nichts«, murrte Poppel und lief hinter mir her. »Auch im Erdgeschoss steht praktisch alles offen. Der Keller ist halb voll Akten. Manche noch aussen Fünfzigern. Viele Zimmer stehen übrigens ganz leer, in anderen sind die Möbel mit so Laken abgedeckt. Die paar Räume, die bewohnt werden, sind so was von aufgeräumt, wie ich's noch nie gesehen habe.«
    »Hast du irgendwas angefasst?«
    »Nur Türgriffe und so.« Und er wedelte mit seiner behandschuhten Rechten.
    »Gut.« Zielstrebig arbeitete ich mich

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