Der Willy ist weg
Schwede ein weiteres Mal das entgeisterte Gestammel ab, »sobald wir die gesamten Unterlagen in Händen haben, könnten wir nachforschen, wo das Geld hingewandert ist, sollte er jemals welches besessen haben.«
Das waren niederschmetternde Neuigkeiten. Völlig. Kein Geld, kein Lösegeld. Dies war das, was man eine Bier-Situation nennen könnte. Ohne Umschweife setzte ich mir die Flasche an den Hals.
»Davon abgesehen sind ein paar von Roth-Bichlers Akten nicht ohne Interesse für ... mich. Ja, sagen wir es so. Ich würde sie Ihnen gerne abkaufen. Für na, was meinen Sie zu . fünfhunderttausend Dollar?«
Und ich atmete einen Viertelliter Pils ein.
Alle, bis auf Scuzzi natürlich, aber alle anderen rings um den Küchentisch starrten mich genauso baff an, wie ich wohl den Schweden angestarrt haben musste. Nachdem ich fertig war mit Husten.
Der erste, der seine Sprache wiederfand, war Hoho.
»Hoho!«, entfuhr es ihm.
»Entweder du willst uns verscheißern«, meinte Pit Bull, »oder der Schwede.«
»Da musste der Kram ja das Doppelte oder Dreifache wert sein«, gab Charly zu bedenken.
Ich schüttelte den Kopf. »Das meiste davon ist auf dem freien Markt nicht absetzbar. Wir können von Glück reden, dafür überhaupt einen Käufer gefunden zu haben«, log ich. Denn Lazio Cinosil hatte das Zeugs überhaupt nicht gekauft. Die Dollars hatte er uns praktisch geschenkt.
»Und wieso Dollars?«
Ich zuckte die Achseln. »Das ist halt die Währung, in der er einen so großen Betrag in so kurzer Zeit auftreiben kann«, log ich.
»Und wann kriegen wir den Zaster?«, wollte Schisser wissen. Poppel, fiel mir auf, war immer noch abwesend, bei seiner Duisburger Torte.
»Mor-« fing ich an, warf dann einen Blick auf die Küchenuhr - es war nach eins - und korrigierte mich. »Heute noch«, log ich. »Heute Abend ist Übergabe.«
»Dann habt ihr ja euren Willy bald wieder«, freute sich Deliah und rieb meine Schulter. Mann, ich war müde.
»Ja, sobald diese Schweine sich wieder melden, vereinbaren wir einen Ort, eine Zeit, und dann dürfte es eigentlich keine Probleme mehr geben.« Log ich.
»Nach allem, was ich über ihn gehört habe, bin ich richtig gespannt, ihn mal kennen zu lernen.«
»Ja«, log ich, »das glaube ich gern.«
Ich log, falls das noch keinem aufgefallen sein sollte, schon die ganze Zeit.
Der Schwede hatte die Dollars nämlich da gehabt. In einer Camping-Kühlbox, die ein weiterer Bodyguard angeschleppt hatte, schob er sie uns über den Tisch.
»Okay«, sagte ich, ein bisschen erstaunt über diesen Mangel an Zeremonie, »mein Partner hier zählt das Geld, und ich gehe inzwischen und hole den Sack.«
Ei, das stimmte sie heiter, den Schweden, den Bodyguard mit dem frischen Bier für mich und den Bodyguard, der das Geld geholt hatte, und auch Albert, der mit einem Aktendeckel unterm Arm im Türrahmen lehnte.
»Bisschen neu, die Scheine«, fand Scuzzi, unempfänglich für die plötzliche Heiterkeit, und pfrrrrrtete ein Bündel mit dem Daumen.
Sie hatten den Sack nämlich schon längst aus dem Toyota geklaut gehabt. Das war es, was ich meinte mit >praktisch geschenkte Und die Dollarscheine waren ein bisschen neu. Und ein bisschen falsch, wie der Schwede auf seine offene Art eingestand. Was, so gesehen, das ganze Geschäft wieder etwas in Relation rückte. Und mich zum Lügen nötigte. Denn wenn tatsächlich Informationen aus dem Fuckers' Place nach draußen drangen, mussten Scuzzi und ich diese hier unbedingt geheim halten. Vor allen.
Und auch die Sorgen um Willy hatten damit noch längst kein Ende. Denn einer längeren oder genaueren Prüfung hielten die verdammten Scheine nicht stand. Außer für ein kurzes Täuschungsmanöver waren sie so gut wie wertlos.
»Freust du dich nicht?«, fragte Deliah mit einem prüfenden Griff unter die Bettdecke. »Wenn alles klargeht, könnten wir auch schon bald auf Ibiza sein. Mit Willy. Wäre das nicht toll?«
Fast hätte ich sie mit >Gran Canaria< verbessert, verbiss es mir aber im letzten Moment. »Doch«, log ich stattdessen und kam, selbst nachdem wir's zweimal getan hatten, noch lange nicht in den Schlaf.
Kapitel 7
Ich schlug die Augen auf, und die verdammte Katze purrte mich an. Von Deliahs Kissen aus.
»Frühschicht, Hase«, hatte sie mir ins Ohr geflüstert und mich zum Abschied auf die Wange geküsst, und so sehr ich auch versucht hatte, ebenfalls aufzustehen, es war mir irgendwie nicht geglückt.
Jetzt, aber .
»Musst du so haaren?«, fragte ich,
Weitere Kostenlose Bücher