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Der Willy ist weg

Der Willy ist weg

Titel: Der Willy ist weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Juretzka
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-, reichte er mir auch die Hand. »Gut«, fand er. »Sehr gut. Gesundheit ist alles.«
    Er führte mich in sein Wohnzimmer, wies mir einen Sessel an, und kaum dass ich saß, erschien einer der -sagen wir mal - Leibwächter und fragte, was ich trinken wolle. Alles ganz zivilisiert. Auch so ein Männerhaushalt, dachte ich. Fast wie bei uns. Ich bat um ein Bier.
    Der Schwede ließ sich mir gegenüber auf der Couch nieder, und wir nahmen einander in Augenschein. Er hatte sich heute für das Modell >Heino< entschieden, falls es sich nicht um den Typ >Brian Jones< handelte. Ansonsten trug er mal wieder ein Hemd, das mich meine Sonnenbrille vermissen ließ, dazu Jeans und italienische Schuhe.
    Ich meinerseits lief rum wie immer.
    Mein Bier kam und für den Schweden ein hohes, schmales Glas mit einer klaren, leicht perlenden Flüssigkeit, in der zwei Eiswürfel schwammen. Mineralwasser, mochte ich wetten.
    Wir prosteten einander zu, er setzte sein Glas auf einen Untersetzer, spreizte die Finger seiner recht großen Hände und stieß ihre Spitzen federnd gegeneinander.
    »Schildern Sie mir doch erst mal, was Sie bei Roth-Bichler alles aus dem Safe geholt haben«, begann er unvermittelt und sah von seinen Fingerübungen hoch. Wo sein Blick einmal hinzielte, blieb er auch. Unverrückbar. Trotz des Zuckens. Er erinnerte mich an jemanden, und meine Abwehr-Automatismen wollten anspringen, bis ich mir ins Bewusstsein rief, dass dies hier definitiv nicht die Polizei war.
    »Wo haben Sie übrigens Ihr Gewerbe erlernt?«, fragte er, noch ehe ich eine Antwort formulieren konnte. »Irgendeine Form von .«, er zögerte, ». staatlicher Organisation?«
    Hm? Worauf sollte das denn hinaus?
    »Oder . politischer?«, schickte er hinterher.
    Ich brauchte einen Moment. Geheimdienst oder Terrorgruppe, das war es, was er andeutete. Dickes Kompliment, so gesehen.
    »Nein, ich bin Autodidakt«, antwortete ich, gestand damit im gleichen Atemzug den Einbruch und den Diebstahl ein und lachte auch noch, geschmeichelt. Er war richtig gut, der Schwede. Wo er wohl sein Gewerbe erlernt hatte?, fuhr es mir durch den Kopf.
    »Sie scheinen eine Menge zu wissen«, stellte ich fest.
    Er zuckte die Achseln. »Ich habe einen Informanten im Präsidium sitzen«, gab er unumwunden zu. »Muss man haben«, schickte er sachlich hinterher.
    »Und dieser ... Informant glaubt, dass ich es war, der bei Roth-Bichler eingestiegen ist?« Vielleicht hatte ich doch noch Fieber. Mit der Raumtemperatur jedenfalls war das Ausmaß meiner Transpiration nicht zu rechtfertigen.
    Er winkte ab. »Jemand scheint das zu glauben. Doch das ist unwichtig. Beweisen müssen sie es können. Und danach sieht es zur Zeit nicht aus. Doch lassen Sie uns, ehe wir weitersprechen, noch mal ganz kurz eine wichtige Frage klären: Die Sachen sind sicher untergebracht?«
    Ich nickte.
    »Gut.« Er entspannte sich etwas und dachte nach.
    »Woher wissen Sie eigentlich, dass Roth-Bichlers Safe leer geräumt wurde?«
    Lazio Cinosil nahm die Hände in den Nacken und sah zur Decke hoch.
    »Der Antennendienst«, meinte er gelangweilt, »räumte einen großen, prallen Postsack aus dem Haus in seinen gelblichen Transporter. Heute Morgen parkt der Servicewagen einer Geldschrankfirma in der Einfahrt des Notars.
    Spätnachmittags habe ich dann bei der Firma angerufen, mich in Roth-Bichlers Namen gemeldet und vorsichtig angefragt, ob der Monteur zufällig irrtümlich einen Wertgegenstand aus dem Safe an sich genommen habe. Oder so ähnlich. Die Antwort war: Da war nichts mehr zum Ansich-Nehmen. Weder zufällig noch irrtümlich noch sonst wie. Das Ding war leer.«
    Roth-Bichler würde mich verdächtigen, oder besser, uns, die Stormfuckers, und er würde die Bullen auf unsere Spur hetzen. Die würden dann einen Durchsuchungsbefehl fürs Fuckers' Place beantragen, etwas, auf das dieser Menden nur gelauert hat . Es war zu erwarten gewesen, doch kam es jetzt schneller als geahnt. Die Bullen im Haus . Was könnte dabei herauskommen? Wie würden die verfluchten Entführer reagieren? Saß ich hier möglicherweise einem gegenüber? Vielleicht sollte ich dem Schweden vorschlagen, ganz einfach den Willy gegen den SafeInhalt zu tauschen und ab dafür? Vielleicht würde er das gleich vorschlagen? Plötzlich wünschte ich, es möge so kommen. Dann noch eben die McDagobert's-Eröffnung hinter uns bringen, dem Spuk der Anschläge ein Ende bereiten und anschließend alle Mann hoch sechs Wochen nach Gran Canaria. Strandbuggy fahren und

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