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Der Willy ist weg

Der Willy ist weg

Titel: Der Willy ist weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Juretzka
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Strandhasen pimpern und Willy mittendrin, langsam, aber sicher seine körperlichen und seelischen Blessuren auskurierend .
    Ich sah hoch und direkt in Lazio Cinosils forschenden Blick.
    »Doch wissen Sie was«, fuhr er fort, wo er abgebrochen hatte, »meinem Informanten zufolge hat Roth-Bichler den Diebstahl bis jetzt noch nicht angezeigt.«
    Hä? Also vielleicht doch keine Hausdurchsuchung, war das erste, das mir durch den Kopf ging. Dann erst das Warum nicht?
    »Das kann nur bedeuten, dass er nicht will, dass das Material aus seinem Safe in die Hände der Polizei gelangt«, schlussfolgerte ich, und der Schwede lächelte zufrieden wie ein Lehrer über den Eifer eines Schülers.
    »Wirft ein bisschen ein neues Licht auf den guten Notar, oder was meinen Sie?«, fragte er. »Was ist«, fuhr er fort, »sollen wir uns die Sachen mal anschauen?«
    Eineinhalb Stunden später saßen wir uns wieder gegenüber, nur dass ich diesmal von Scuzzi begleitet wurde und der Schwede Albert dabeihatte, französisch ausgesprochen und als sein Buchhalter vorgestellt. Ich war in einem Zustand jenseits großer Verwunderung, und so nahm ich nur einfach zur Kenntnis, dass Albert den sonnengebräuntesten und mit Abstand langlockigsten Buchhalter darstellte, der mir jemals untergekommen war, und dazu der mit den entschieden meisten Armreifen, -bändchen und -kettchen. Kurz, er sah aus, als ob er sich wesentlich besser zwischen den Schenkeln von Ferienclub-Touristinnen zurechtfände als zwischen den Pappdeckeln von so etwas Sprödem wie Halbjahresbilanzen.
    Nachdem wir uns alle bekannt gemacht hatten, schob ich, was Scuzzi während der Fahrt aus dem Postsack gefischt hatte, über den flachen Couchtisch und bedankte mich abwesend bei dem Bodyguard, der mir ein frisches Bier gebracht hatte. Kaffee wäre vielleicht besser gewesen, aber scheiß drauf. Ich blickte eh nicht mehr durch, mit oder ohne Kaffee.
    Nur eine Seite aus jedem der Aktenordner, hatte ich Scuzzi angewiesen, und genau das war es auch, womit ich auf Lazio Cinosils gerunzelte Brauen reagierte.
    »Eine Seite aus jedem der Ordner«, sagte ich. »Damit Sie sich einen Überblick verschaffen können.«
    Achselzuckend gab der Schwede die Bögen an Albert weiter.
    Ein Schweigen entstand. Scuzzi fragte nach einer Weile, ob jemand was dagegen hätte, wenn er sich einen kleinen Spliff ansteckte, und niemand hatte. Während Scuzzi sich also in rotäugigen Gleichmut paffte, zutzelte ich an meinem Bier herum.
    Gott, ich wünschte, dieser ganze Zirkus hätte ein Ende.
    Ich fühlte mich mürbe, richtiggehend bröselig. Was immer der Schwede oder Albert gleich sagen oder verlangen oder vorschlagen sollten, ich würde dem nicht viel entgegenzusetzen haben und es wahrscheinlich einfach abnicken. Ich wollte Willy zurück, und alles andere war mir wurscht.
    Albert ging Bogen auf Bogen mit kritischem Interesse durch. Ab und zu fiel ihm etwas auf, das er dann dem Schweden zeigte, woraufhin der nonverbale Kommentare nickte oder brummte.
    »Worum geht es jetzt eigentlich«, fragte ich, als mir eben diese Frage durch die Birne geisterte, »sind es immer noch nur Sicherheiten für einen Wucherkredit oder haben Sie da schon irgendetwas gefunden, dass sich direkt in Geld umwandeln lässt?« Und, als Lazio Cinosil nicht antwortete, sondern nur mit vorgeschobener Unterlippe über den Tisch blickte, schob ich noch, halb vertraulich: »Müssen wir überhaupt noch den Umweg über einen Kredit machen?«, hinterher.
    »Kann ich hiervon Kopien ziehen?«, fragte Albert dazwischen, mit ein paar Blättern in der Hand, und ich nickte nur knapp, woraufhin er abschob.
    »Also«, sagte ich, »Herr Cinosil, Butter bei de Fisch, wie man bei uns sagt.«
    »Jiddisch«, sagte er. »>Butter bei de Fisch< ist jiddisch, genauso wie >Maloche<, >Mischpoke< und eine ganze Anzahl anderer farbenprächtiger Ausdrücke in Ihrer Gegend hier.«
    »Ah«, sagte ich, kurz nach dem Faden suchend, der mir entglitten war. »doch worauf ich hinauswollte .«
    Der Schwede unterbrach mich mit einer Handbewegung.
    »Jaja«, meinte er, »weiß ich. Machen wir's kurz: Ich habe keine Million zu verleihen. Und niemand sonst wird es tun. Ich habe Wilfried Heckhoffs Schufa-Auskunft eingeholt. Der Mann hat kein Geld. Seine Konten sind leer, und über ein größeres Anlagevermögen ist nichts bekannt.«
    »Aber .« warf ich ein.
    »Selbst auf dem Haus, in dem er wohnt, lastet eine Hypothek. Euer Willy ist pleite.«
    »Aberaber .«
    »Aber«, schnitt mir der

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