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Der Willy ist weg

Der Willy ist weg

Titel: Der Willy ist weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Juretzka
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nicht erzählen wollte, Himmelarsch! Alles, binnen vielleicht fünf Minuten. Die Schande des Ganzen würde mich bis ins Grab verfolgen, da war ich mir sicher.
    »Doch«, gab ich widerwillig zu, »ich arbeite für die. Wie Sie wissen, bin ich Detektiv. Und das Geld«, beeilte ich mich, hinterherzuschicken, »das Geld haben wir inzwischen anderswo aufgetrieben.«
    »Eine Million?«, fragte Menden und tippte etwas auf meiner Maschine, verglich das Getippte mit dem des Erpresserbriefes, hin und her und wieder hin. Schließlich zog er den Bogen heraus, faltete ihn zusammen mit dem Brief auf handlicheres Format und ließ beides in seiner Manteltasche verschwinden. »Sie haben eine Million DMark aufgetrieben? Darf ich fragen, wie und wo?«
    (>Nun, wir sind einfach irgendwo eingebrochen und haben anschließend die Beute verhökert. Gegen Falschgeld, allerdings. Und das bringen wir jetzt als Lösegeld in Umlauf. Hehe.<)
    »Wir haben Wilfried Heckhoffs Vermögenswerte beliehen. War nicht ganz einfach«, sagte ich.
    Menden ging nicht weiter darauf ein. Er gab einem das Gefühl, sämtliche Lügen zu durchschauen, und gleichzeitig die, die er einem nicht direkt nachweisen konnte, irgendwo nach hinten zu sortieren.
    »Zu Ihrem Beruf«, meinte er nachdenklich, »nur ein kleiner Rat von mir: Kommen Sie uns nicht in die Quere, hören Sie? Strafverfolgung ist und bleibt unser Job. Und um den zu machen, sind wir hier. So, und jetzt führen Sie mich durch sämtliche Zimmer dieses Hauses, und dann machen Sie mich mit dem Rest Ihrer Bande bekannt.«
    Es zog sich über eine Stunde hin. Baer blieb immer dicht bei uns und raunte Wichtiges wie »Wir sind jetzt im Badezimmer erste Etage« in sein Funkgerät, Assi Wolfgang sicherte jedes Mal die Türe, Menden öffnete Schränke und Schubladen, stellte Fragen nach den jeweiligen Bewohnern der jeweiligen Zimmer, deutete immer wieder an, dass seiner Ansicht nach ich und die Stormfuckers die Hauptverdächtigen seien.
    Schließlich knöpfte er sich noch die Jungs in der Küche vor, ging mit jedem noch mal zurück zu dessen Zimmer, fragte jeden noch mal nach dem Verbleib von, natürlich, Willy, aber auch dem von Poppel, Scuzzi und D.O., und bekam von allen in etwa gleich lautende Antworten wie »Weiß nich, entführt, eben«, »Bei seiner Torte in Duisburch« und »Nach Hamburch irgn'n Wisch abholen«, was ihn nicht unbedingt besser stimmte.
    »Die Fahndung nach Wilfried Heckhoff ist draußen«, informierte er uns, sobald alle wieder in der Küche versammelt waren. »Wir haben jetzt Kenntnis, sind somit zum Handeln gezwungen, ob es Ihnen oder den Entführern passt oder nicht. Damit läuft die Maschine an, bis hin zu Interpol. Und Sie«, und er sah von einem zum anderen, »werden uns über sämtliche neuen Entwicklungen auf dem Laufenden halten. Jegliche in einem Fall wie diesem zurückgehaltene Information erfüllt den Tatbestand der versuchten Strafvereitelung. Habe ich mich klar genug ausgedrückt?« Zum einen Ohr rein und zum andern wieder raus, konnte er aus unseren Mienen lesen und hatte wohl auch nichts anderes erwartet.
    Nachdem die Drei gegangen waren und auch die Sturmtruppe rings um das Haus wieder abgezogen hatten, stellte ich mich kurz den vereinigten vorwurfsvollen Blicken.
    »Denkt ruhig, ich sei den Bullen in den Arsch gekrochen«, sagte ich. »Nächstes Mal lassen wir Schisser an die Türe, und dann sehen wir uns alle auf der Wache wieder, niedergeknüppelt und an Händen und Füssen gefesselt, wie echte Kerle.« Damit drehte mich um und ging.
    Ich hatte das Richtige getan und jegliche Konfrontation vermieden, und doch fühlte es sich so weich, so falsch, so rückgratlos an. Ich schwor mir, bei nächster sich bietender Gelegenheit mit irgendetwas Wildem, Halsbrecherischem meinen Ruf wieder aufzupolieren. Und das, obwohl ich den Mechanismus hinter diesem Denken durchschaute.
    Drei Zäune und zwei Nachbargärten später war ich wieder in der Seitenstraße, setzte die Brille und die Mütze auf, ließ den Motor an, und ab ging's zu der nächstgelegenen der von Charly aufgelisteten Adressen. Oembergsiedlung, Saarn.
    Ich tuckerte im Zweiten die lang gezogenen Einbahnstraßen mit ihren eintönigen Ketten einfallsloser Einfamilienhausbebauung entlang, trat das Gas nur, wenn der Motor zu spucken begann, überließ meinen Augen den Job, nach einem emanzenlila lackierten Honda Civic Ausschau zu halten, und harkte derweil das Beet meiner Gedanken.
    Eines der Charakteristika von Biker-WGs wie dem

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