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Der Willy ist weg

Der Willy ist weg

Titel: Der Willy ist weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Juretzka
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rutschte im Sitz, soweit es ging, nach unten.
    Drei Minuten vergingen.
    Noch mal drei Minuten, und ich stand ein wenig atemlos im tiefen Schatten der Auffahrt von Hausnummer 127. Sieben Häuser weiter die Straße hinunter konnte ich ein lila Dach aus einer ganzen Reihe zurückhaltender lackierter Autodächer herausleuchten sehen.
    Was machte meine Bis-heute-morgen-noch-Geliebte hier, bei diesem dreimal so alten Doktor der Jurisprudenz? Denn sie war hier, da war ich mir sicher, auch wenn ich sie nicht hatte hineingehen sehen. Wo war die Verbindung zwischen diesen beiden? Was um alles in der Welt mochten sie jetzt gerade zu besprechen haben? Wenn ich bloß . Wenn ich bloß .
    Punktuelle Hitze rötete mir den Schenkel, und stechender Rauch stieg mir in die Nase, als ein lange vergessener Ersatzhaustürschlüssel zum zweiten Mal versuchte, mir ein Loch in die Hosentasche zu brennen.
    Der Flur auf der anderen Seite des Türspions war unbeleuchtet. Im nächsten Augenblick war ich drin. Wischte den Schlüssel an meinem Sweatshirt ab und hängte ihn zurück an seinen Haken.
    Ich könnte immer noch behaupten, die Haustür habe offen gestanden. Ich könnte immer noch behaupten, geklingelt und geklopft und gerufen zu haben. Ich könnte immer noch behaupten ...
    Vierzehn Monate<, hauchte es mir kühl ins Genick.
    Alles dunkel, nur durch die Belüftungsschlitze der Badezimmertüre fiel Licht.
    »Die Schmerzen lassen und lassen nicht nach«, hörte ich schwach, tapste ein paar leise Schritte, ging in die Hocke und hörte schon viel besser.
    »Diese Tabletten sind völlig wirkungslos!« Es war Roth-Bichler, ganz klar, und er war ziemlich aufgebracht, was seine Stimme hoch und schwankend werden ließ. An wen erinnerte sie mich?
    »Wenn das nicht bald besser wird, muss ich zurück ins Krankenhaus. Kannst du mir mein altes Zimmer wieder.«
    »Nein«, hörte ich Deliah. »Und nun stehen Sie mal einen Moment ruhig«, mahnte sie. »Das tut jetzt ein bisschen weh.«
    »Wie, nein? Was meinst du mit nein?«
    Ein kurzes Rrtsch!, augenblicklich gefolgt vom feuchten Zischen zwischen den Zähnen eingesogenen Atems, und Deliah sprach weiter.
    »Das ist ja immer noch entzündet«, stellte sie fest. »Haben Sie die Tabletten auch wirklich genommen?«
    »Ja, Kruzitürken, morgens, mittags, abends. Aber beantworte jetzt meine Frage! Was heißt hier: nein?«
    »Nein heißt, ich gehe nicht dahin zurück. Schon morgen fliege ich in die Sonne. Die Fuckers haben das Geld tatsächlich aufgetrieben.«
    »Wa-was?« Roth-Bichler schnappte hörbar nach Luft, etwas, wozu ich ihn nie gekriegt hatte, es war immer umgekehrt gewesen. »Woher?! Haben sie irgendwas von Luxemburger Konten erwähnt?«
    »Nein, sie haben was geklaut und es dann verkauft. Irgendwelche Wertpapiere oder so was. An einen Schweden. Taten ziemlich geheimnisvoll.«
    »Verkauft? Wertpapiere? Verkauft? An einen Schweden? Was für einen Schweden?«
    »Weiß ich auch nicht.«
    Ein kurzes Schweigen entstand.
    »Ja, und was wird jetzt aus unserer Vereinbarung?«, fragte Roth-Bichler dann.
    »Deshalb bin ich ja hier.« Deliah war die Ruhe selbst.
    »Wir brauchen das vereinbarte Geld.«
    »Geld!« Und hoch ging sie wieder, die Stimme. An wen erinnerte sie mich? »Ihr alle wollt Geld! Und immer im Voraus! Noch heute Morgen habe ich mit - du weißt schon - mit ihm telefoniert. Wo bleibt das Geld, wollte auch er wissen. Und ich habe ihm das Gleiche geantwortet, was ich jetzt dir sage: Wo bleibt die Aktion? Das gilt für euch ebenso wie für ihn. Die Bewegung verliert die Geduld mit ihm und seinen Leuten. Die letzte Aktion war zu lasch, die neue lässt auf sich warten.
    Deshalb haben sie die Spenden eingefroren. Dadurch, und nicht zuletzt durch deinen heißen Rennbahntipp, stehe ich kurz vor der Pleite. Es kommt nichts mehr, haben sie mir von der Bewegung zu verstehen gegeben, bevor es nicht geknallt hat. Der große Knall muss kommen, habe ich ihm gesagt, so wie schon hundert Mal versprochen, dann sprudeln auch die Geldquellen wieder, aber vorher nicht. Es muss knallen, knallen, knallen!«
    Wovon redet er?, fragte ich mich. Wen meint er? Kann er nicht mal Namen nennen?
    »So, schön vorsichtig hinsetzen.« Nicht aus der Ruhe zu bringen, ganz Krankenschwester. »Lockerlassen. Das tut jetzt noch mal ein bisschen weh .«
    Ein Grunzen, ein gepresstes Stöhnen, dann ein pullerndes Geräusch, das von einem Seufzen der Erleichterung begleitet wurde.
    »Bleiben Sie noch einen Moment sitzen. Ich gehe eben und

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