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Der Willy ist weg

Der Willy ist weg

Titel: Der Willy ist weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Juretzka
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lesen.
    Mitten in der Halle blieb der Kommissar stehen, drehte sich zu mir um, sagte: »Wir würden sehr gerne mit Herrn Wilfried Heckhoff sprechen«, und das durch die Haustür hereinflutende Licht ließ seine Augen aufleuchten wie zwei blassgraue Bühnenscheinwerfer.
    Sie schienen auf mich. Auf das Podium geschubst, ohne Zeit gehabt zu haben, meinen Text zu lernen. Showtime. Ich schluckte.
    »Das ist leider unmöglich«, konstatierte ich, was auf der Hand lag. Was konnte die Polizei von Willy wollen? Wer hatte .? Eine aus der Fassung geschraubte und trotzdem aufleuchtende Glühbirne erschien eine Handbreit über meinem Scheitel. »Denn«, wiederholte ich nur, was sie schon von anderer Seite erfahren hatten, »Wilfried Heckhoff ist entführt worden.«
    Die Idee dahinter, gar nicht erst zu leugnen, war auch, sie möglichst schnell wieder loszuwerden. Ich hoffte, Willy in den nächsten 24 Stunden entweder zu finden und mithilfe nackter, brachialer, lang aufgestauter Gewalt zu befreien, oder ihn mit den im Kofferraum des Toyotas wartenden Dollars auszulösen. Wollte ich Willy finden, musste ich mich beeilen, den paar Spuren, die ich hatte, hinterher hecheln, und dazu musste ich mich frei bewegen können, und dazu musste ich, verdammt noch mal, die verdammten Bullen loswerden.
    »Kommen Sie bitte mit auf mein Zimmer. Ich werde Ihnen alles erklären.«
    Ein gehässiges Echo echote durch die Halle, und ich fragte mich, ob Freund Schisser sich bemühte, mir den Poppel zu ersetzen.
    »Sie werden wissen wollen, warum wir die Behörden nicht benachrichtigt haben«, schickte ich voraus, hob den ersten Erpresserbrief von meinem Schreibtisch und reichte ihn Menden. »Wir haben uns damit nur an die Anweisungen der Entführer gehalten.«
    Die Katze kam um die Ecke ins Zimmer geschossen, wofür sie sich um ein Haar eine Kugel von Baer eingefangen hätte. Unbeeindruckt sah sie kurz von einem zum anderen, entschied, wer der Wichtigste war, stakste an ihn heran und begann, ihre Krallen an seinem Hosenbein zu schärfen. Ohne von der Lektüre des Briefe abzulassen, schob Menden sie sanft und doch nachdrücklich mit dem Fuß beiseite, woraufhin sie sich über das andere Hosenbein hermachte.
    »Und wer immer Sie benachrichtigt hat« (denn so viel war mir gerade mit dem Aufleuchten der Glühbirne klargeworden), »hat bewusst gegen diese Anweisungen verstoßen und gleichzeitig die damit verbundenen Drohungen ignoriert.« Ich nannte keinen Namen. Aber mir fiel nur einer ein, eine einzige Person, für die Willys Rückkehr mit möglichen Nachteilen verbunden war. »Wenn Sie, wie wir, die Drohungen ernst nehmen«, und ich drückte Menden noch die beiden Polaroids in die Finger, »müsste Ihnen klar werden, dass Ihre reine Anwesenheit hier das Leben des Entführten weiter gefährdet.«
    So, und jetzt packt euch. Je eher ihr wieder verduftet, desto besser für alle.
    Doch halt, dachte ich. Wenn Roth-Bichler uns die Bullen auf die Bude schickte, müsste er doch damit rechnen, dass die seine ganzen Papiere in die Finger bekamen .
    Außer, er wusste, dass wir den Krempel schon längst verhökert hatten .
    Nur, woher? ...
    Aah, kann mal einer den Hummelschwarm aus meinem Schädel lassen?
    Menden war so nett. Er setzte sich an meinen Schreibtisch und reduzierte mein Denken mit einem Handgriff auf ein einziges Problem.
    Er griff nach meiner Schreibmaschine, drehte das eingespannte Blatt ein Stück heraus und wollte gerade etwas eintippen, wohl, um die Schriftbilder zu vergleichen, als er stutzte und - las. Das Geschriebene auf dem eingespannten Bogen.
    Ab dem Moment war ich ein Selbstmordkandidat ersten Ranges: Kryszinski geht hin und trennt sich selber den Kopf vom Rumpf, weil er mit der eigenen Blödheit nicht länger weiterleben kann.
    »Was ist das?«, fragte Menden und stubste den Brief leicht mit dem Finger an.
    »Das ist ein Gedankenspiel«, wand ich mich und wünschte den Tod herbei. »Es sollte eine Art letzter Rettungsanker sein, falls alle anderen Versuche, Willy freizubekommen, scheitern sollten.«
    Er wandte mir den Kopf in Zeitlupe zu, und ich hätte mir am liebsten eine Tüte über den Kopf gezogen. Und am Hals verschnürt.
    »Nur ein Gedankenspiel«, konnte ich mich, wenn schon nicht die Hände, so doch die Töne ringen hören.
    »Wie kommen Sie gerade auf diese Restaurantkette? Haben Sie, als wir uns an der zerstörten Leuchtsäule trafen, nicht behauptet, Sie hätten nichts mit denen zu tun?«
    Alles, aber auch alles, was ich ihm

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