Der Wissenschaftswahn
die Erde ein lebendiger Organismus ist, wie steht es dann mit der Sonne und dem gesamten Sonnensystem? Ist das Sonnensystem so etwas wie ein Organismus, warum dann nicht die Galaxie? Eigentlich stellt die Kosmologie das Universum ja bereits als eine Art wachsenden Super-Organismus dar, geschlüpft aus dem kosmischen Ei.
Dieser neue Gesichtswinkel übersetzt sich nicht unmittelbar in neue Technologien und ist zumindest in diesem Sinne nicht wirtschaftlich nutzbar. Aber er könnte sehr wichtig sein, um die Kluft zu schließen, die durch die mechanistische Theorie entstanden ist – die Kluft zwischen unserer persönlichen Naturerfahrung und den mechanistischen Erklärungen der Naturwissenschaft. Es ist die Kluft, die auch zwischen der Naturwissenschaft und allen Naturvölkern und indigenen Traditionen klafft, von denen keine einzige die Menschen und Tiere als Maschinen in einer mechanischen Welt versteht.
Wenn wir den Glauben an das Universum als Maschine ablegen, tauchen viele neue Fragen auf, denen wir uns in den folgenden Kapiteln zuwenden werden.
Fragen an Materialisten
Ist das mechanistische Weltbild eine überprüfbare wissenschaftliche Theorie oder eine Metapher?
Falls es eine Metapher ist, weshalb soll die Maschinenmetapher dann in jeder Hinsicht besser sein als die Organismusmetapher? Falls es eine wissenschaftliche Theorie ist: Wie wäre sie als solche zu belegen oder zu widerlegen?
Glauben Sie, dass Sie selbst nicht mehr als eine komplexe Maschine sind?
Sind Sie auf den materialistischen Glauben programmiert worden?
Zusammenfassung
Kern der mechanistischen Theorie ist die Maschinenmetapher. Aber sie ist eben nur eine Metapher. Die Organismusmetapher eignet sich viel besser für geordnete Systeme einfacher oder komplexer Art, etwa für Moleküle, Pflanzen und Tiergesellschaften, die alle eine gestufte Organisation aufweisen, in der die Ganzheit einer Ebene mehr ist als die Summe der Teile, welche wiederum die Ganzheiten der nächsttieferen Ebene sind. Selbst glühende Verfechter der mechanistischen Theorie führen durch irgendeine Hintertür, etwa in Form egoistischer Gene oder genetischer Programme, wieder zweckbestimmte Organisationsprinzipien bei Lebewesen ein. Im Licht der Urknalltheorie ist das ganze Universum eher ein wachsender und sich entwickelnder Organismus als eine Maschine, der langsam der Treibstoff ausgeht.
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2 Ist die Gesamtmenge der Materie und Energie immer gleich?
Jeder Student der Naturwissenschaften lernt, dass die Gesamtmenge der Materie und Energie immer gleich ist. Materie und Energie können weder erzeugt noch vernichtet werden. Der Erhaltungssatz der Materie und Energie ist einfach und tröstlich, gewährleistet er doch etwas Gleichbleibendes als Grundlage dieser so wandelbaren Welt.
Dieses Gesetz wird normalerweise nicht in Frage gestellt, steht jetzt aber doch vor einer nie dagewesenen Belastungsprobe. Wie bereits erwähnt, glauben die meisten Physiker heute, dass der Kosmos gewaltige Mengen »dunkler Materie« enthält. Um was es sich dabei handelt und was für Eigenschaften sie hat, bleibt freilich einstweilen wirklich dunkel. Man nimmt gegenwärtig an, dass dunkle Materie ungefähr 23 Prozent der Gesamtmasse und Gesamtenergie des Universums ausmacht, während die bekannte Materie und Energie nur einen Anteil von etwa vier Prozent stellen. Damit nicht genug, nehmen die meisten Kosmologen außerdem an, dass die Ausdehnung des Universums auf »dunkler Energie« beruht, über die man auch weiter nichts weiß. Nach dem derzeitigen Standardmodell der Kosmologie macht die dunkle Energie etwa 73 Prozent der Gesamtheit der Energie und Materie im Universum aus.
In welcher Beziehung stehen dunkle Materie und Energie zu normaler Materie und Energie? Und was ist das Nullpunktsenergiefeld, das auch Quantenvakuum genannt wird? Lässt sich Nullpunktsenergie auf irgendeine Weise nutzen?
Der Erhaltungssatz der Materie und Energie wurde formuliert, als sich solche Fragen noch nicht stellten, und es lassen sich auch nicht ohne Weiteres Antworten aus ihm ableiten. Er beruht auf philosophischen und theologischen Erwägungen und hat seine Wurzeln in der atomistischen Schule der antiken griechischen Philosophie. Es handelte sich von Anfang an um eine Annahme. In seiner modernen Form fasst er eine Reihe von »Gesetzen« zusammen, die vom siebzehnten Jahrhundert an formuliert wurden – die Erhaltungssätze für Materie, Masse, Bewegung, Kraft und Energie. Im vorliegenden Kapitel
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