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Der Wolf aus den Highlands

Der Wolf aus den Highlands

Titel: Der Wolf aus den Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Howell
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war.
    James knebelte Mab rasch mit dem Leinentuch, mit dem er sich abgetrocknet hatte, dann zog er sich hastig an und packte seine wenigen Habseligkeiten. Was immer in dieser Nacht noch passieren würde, er musste Dunncraig so schnell wie möglich verlassen. Derjenige, der Mab befreite, würde zweifellos alles über den Mann erfahren, der zur Hälfte braunhaarig und zur Hälfte rothaarig war. Eine Frau wie sie konnte ein solch pikantes Geheimnis nicht lange für sich behalten. Sobald sie ihre Geschichte herumerzählte, würde er wieder ein Gejagter sein. Bevor die Jagd jedoch begann, musste er Annora und Meggie in Sicherheit bringen.
    Annora streckte sich und rieb sich den Rücken. Sie hatte zu lange versucht, im schlechten Licht der wenigen Talgkerzen Kleider zu flicken und darauf zu warten, etwas von James zu hören. Schließlich schien es ihr töricht, noch mehr Schlaf zu verlieren. Morgen würde James zweifellos einen Weg finden, mit ihr zu sprechen. Zumindest hoffte sie das; sie befürchtete nämlich noch immer, dass das Gift, das in Marys Tagebuch steckte, dem, was sie und James teilten, schaden könnte. Ihr war zwar klar, dass das, was sie teilten, nicht für immer und ewig war, aber die Vorstellung, dass es aufgrund der grausamen Worte einer treulosen Gemahlin vielleicht schon viel zu bald enden sollte, war ihr unerträglich.
    Während sie sich auszog, stiegen Sorgen in ihr auf, dass James etwas zugestoßen sein könnte. Egan hatte nie aufgehört, James wütend anzufunkeln, wann immer er ihm begegnete. Vielleicht packte Egan die Gelegenheit beim Schopf, James etwas anzutun, wenn er ihn allein im Dunkeln herumlaufen sah? Sie hielt inne und beschloss, dass es nicht schaden konnte, sich rasch zu vergewissern, dass James von seinem Gespräch mit Sir Simon und Sir Tormand unversehrt zurückgekehrt war.
    Eine kleine Stimme in ihrem Kopf mahnte sie, das lieber nicht zu tun, doch Annora hörte nicht auf sie. Sie schnürte ihr Gewand gerade so weit zu, dass es nicht von den Schultern fiel, und entriegelte die Tür. In dem Moment, als sie sie öffnete, wünschte sie inständig, sie hätte auf die kleine Stimme gehört: Auf der Schwelle stand Egan und grinste breit.
    Annora versuchte, ihm die Tür vor der Nase zuzuschlagen, doch er war schnell und stark. Er stieß sie zurück ins Zimmer, trat ein und warf die Tür hinter sich zu. Einen Moment lang hoffte Annora, der Lärm würde jemand dazu bringen nachzusehen, was los war, doch diese Hoffnung verflog rasch. Selbst wenn jemand käme, um nach ihr zu sehen, konnte sie nicht erwarten, gerettet zu werden. Niemand auf Dunncraig würde sich gegen Egan stellen.
    »Ihr müsst jetzt gehen!«, herrschte sie ihn an und wich aus, als er auf sie zukam. »Das ist nicht richtig. Ich bin ein anständiges junges Mädchen, und kein Mann sollte sich um diese Zeit in meiner Schlafkammer aufhalten, und ganz bestimmt nicht allein mit mir.«
    »Ich bin Euer Verlobter, ich habe alles Recht der Welt, hier zu sein«, erwiderte er barsch.
    »Wir sind noch nicht verheiratet, Egan, und ich weiß nicht, ob wir es je sein werden. Ich will Euch nicht heiraten.« Sie schrie schmerzerfüllt auf, als er sie so hart ohrfeigte, dass sie gegen das Bett taumelte.
    »Ihr werdet mich heiraten, Mädchen, und jetzt werde ich dafür sorgen, dass Ihr Euch ohne Widerrede fügt.«
    »Indem Ihr mich schlagt?«
    »Nein, indem ich Euch zeige, wie es ist, einen Mann im Bett zu haben. Ihr habt viel zu lange an Eurer Keuschheit festgehalten.«
    Beinahe hätte sie erwidert, dass sie diese Keuschheit vor einigen Nächten aufgegeben und jeden Moment genossen hatte. Doch ihr gesunder Menschenverstand hielt sie davon ab. Wahrscheinlich würde Egan sie dann so verprügeln, wie sie noch nie verprügelt worden war. Er wollte sie unberührt, und sie würde es bitter büßen müssen, wenn er herausfand, dass sie es nicht mehr war. Solche tollkühnen Worte würden nicht nur sie gefährden, sondern auch James. Sie sollte jetzt nur noch an Flucht denken. Doch Egan stand breit zwischen ihr und der Tür.
    Bevor sie noch etwas einwenden konnte, packte er sie und warf sie aufs Bett. Annora schrie leise auf vor Furcht und Bestürzung, als er begann, ihr die Kleider vom Leib zu reißen. Jedes Mal, wenn sie versuchte, ihn aufzuhalten, oder auch nur sich an ihren Kleidern festzuhalten, die er ihr grob vom Leib zerrte, ohrfeigte er sie, und bald befürchtete sie, wenn sie sich weiter wehrte, das Bewusstsein zu verlieren, bevor sie eine Chance

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