Der Wolf der Wall Street: Die Geschichte einer Wall-Street-Ikone (German Edition)

Fenster, als würdest du die Lösung auf der Straße finden." Ich überlegte einen kurzen Moment, ob ich ihm sagen sollte, dass ich nur auf die Idee gekommen war, das FBI abzuhören, weil ich so supererfolgreich die SEC abgehört hatte - und dazu hatte er selbst unwissentlich den Weg geebnet, indem er mich mit ehemaligen CIA-Agenten bekannt gemacht hatte, die mir hinter seinem Rücken die Wanzen verkauft hatten. Die eine Wanze sah aus wie ein Stromstecker und steckte schon seit einem Jahr in einer Steckdose im Besprechungszimmer; den Strom bekam sie aus der Steckdose, sodass nie die Batterien leer wurden. Ein wunderbarer kleiner Apparat! Trotzdem hielt ich den Zeitpunkt nicht für günstig, dieses kleine Geheimnis mit Bo zu teilen. Ich sagte: „Es ist nur so, dass ich es mit dem Kampf gegen diese Sache todernst meine. Ich habe nicht die Absicht, mich auf die andere Seite zu drehen und mich tot zu stellen, nur weil ein FBI-Agent herumläuft und Fragen über mich stellt. Es steht zu viel auf dem Spiel für mich und es sind zu viele Menschen darin verwickelt; ich kann das nicht auf sich beruhen lassen. Und jetzt, wo ich dich beruhigt habe, sag mir, was du herausgefunden hast, okay?"
    Bo nickte, aber bevor er mir antwortete, nahm er ein großes Glas mit Single Malt Scotch und kippte sich eine Menge hinein, die mindestens drei oder vier normalen Schlucken entsprach, als ob es Wasser wäre. Dann leckte er sich die Lippen. „Mmmhh, Junge! Das tut gut!" Endlich redete er weiter: „Zunächst einmal sind die Ermittlungen noch im Anfangsstadium und hinter dem Ganzen steht ein Typ namens Coleman, Special Agent Gregory Coleman. Sonst hat im Büro keiner Interesse daran; die halten das alle für eine verlorene Sache. Und was die Staatsanwaltschaft angeht, die haben daran auch kein Interesse. Der dafür zuständige Staatsanwalt ist Sean O'Shea, und was man so hört, ist das ein ganz netter Kerl, kein Ermittlerschwein. Ich bin mit einem Anwalt namens Greg O'Connell befreundet, und der hat früher mit Sean O'Shea zusammengearbeitet. Er hat für mich bei Sean nachgefragt, und der gibt keinen Pfifferling auf deinen Fall. Du hattest recht damit, dass die da nicht viele Wertpapiersachen machen. Die machen mehr Bandenzeug, weil sie ja auch für Brooklyn zuständig sind. In dieser Hinsicht hast du also Glück. Aber über diesen Coleman erzählt man sich, dass er ganz schön vernagelt ist. Er spricht von dir, als wärst du eine Art Star. Er hat eine sehr hohe Meinung von dir, aber nicht in der Richtung, die dir gefällt. Das klingt, als wäre er von der ganzen Sache ein bisschen besessen."

    Ich schüttelte ernst den Kopf. „Na, das ist jabeschissen! Ein besessener FBI-Agent! Wo kommt der denn so plötzlich her? Warum gerade jetzt? Das hat bestimmt etwas mit dem Vergleichsangebot von der SEC zu tun. Diese Bastarde wollen mich mit einem doppelten Spiel über den Tisch ziehen." „Beruhige dich, Bo. So schlimm, wie es aussieht, ist es gar nicht. Mit der SEC hat das nichts zu tun. Es ist bloß so, dass Coleman von dir fasziniert ist. Hat wahrscheinlich mehr mit der ganzen Presse zu tun, die du bekommst, als mit sonst was, mit dieser ganzen Wolf der Wall Street'-Geschichte." Er schüttelte den Kopf. „Die ganzen Geschichten über die Drogen und die Nutten und das viele Geld. Einen jungen FBI-Agenten, der 40 Riesen im Jahr verdient, törnt das ganz schön an. Und dieser Coleman ist jung, ich glaube Anfang 30, also nicht viel älter als du. Du musst also der harten Realität ins Auge blicken, dass dieser Typ deinen Steuerbescheid anschaut und sieht, dass du in einer Stunde mehr verdienst als er in einem Jahr. Und dann sieht er noch deine Frau über den Fernsehbildschirm tänzeln."
    Bo zuckte die Schultern. „Was ich damit sagen will: Du solltest versuchen, dich in nächster Zeit ein bisschen zurückzuhalten. Vielleicht einen längeren Urlaub machen oder so, was im Zusammenhang mit dem SEC-Vergleich ja auch absolut sinnvoll wäre. Wann wird das denn bekannt gegeben?" „Ich bin nicht hundertprozentig sicher", antwortete ich. „Wahrscheinlich in ein oder zwei Wochen."

    Bo nickte. „Nun, die gute Nachricht ist, dass Coleman den Ruf als ziemlich geradliniger Typ hat. Er ist ganz anders als der Agent, den du heute Abend kennenlernst, der ist nämlich ein echt verfluchter Wilder. Ich meine, wenn Jim Barsini hinter dir her wäre - das wäre wirklich sehr schlimm. Er hat schon zwei oder drei Leute erschossen, einen davon mit einem Gewehr, obwohl