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Der Wolf der Wall Street: Die Geschichte einer Wall-Street-Ikone (German Edition)

Der Wolf der Wall Street: Die Geschichte einer Wall-Street-Ikone (German Edition)

Titel: Der Wolf der Wall Street: Die Geschichte einer Wall-Street-Ikone (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jordan Belfort
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ganz gern mochte, an einem runden Tisch. Hartley hatte den Spitznamen „Wiesel" bekommen, weil er das Ebenbild eines solchen Tierchens war. Eigentlich hätte er in Hollywood als Stunt-Double für die Zeichentrickfigur BB Eyes aus Dick Tracy arbeiten können.
    Millie's Place hatte normalerweise zwar vormittags nicht geöffnet, aber Millie, die Besitzerin, hatte das Restaurant extra für uns aufgesperrt. Und das gehörte sich auch so, denn schließlich kamen die Strattoniten nach jeder Erstemission ins Millie's, um zu essen, zu trinken, zu vögeln, zu blasen, zu sabbern, zu schnupfen und was eben Strattoniten so machten - und das ging alles auf die Firma, die je nach Schaden jeweils eine Rechnung zwischen 25.000 und 100.000 Dollar bekam.

    Als ich zum Tisch ging, sah ich, dass noch eine fünfte Person dabeisaß: Jordan Shamah, seit Kurzem Vizepräsident von Stratton. Er war ein Kindheitsfreund von Danny und er wurde der Totengräber genannt, weil sein Aufstieg an die Spitze weniger mit Leistung als mit der Tatsache zu tun hatte, dass er jeden untergrub, der ihm im Weg stand. Der Totengräber war klein und pummelig, und seine Haupt- Grabmethode war das gute alte In-den-Rücken-fallen, aber er beherrschte auch Rufmord und Gerüchtestreuen sehr gut. Ich machte mit Mafia-Umarmungen die Runde bei meinen ehemaligen Komplizen, setzte mich in einen Lehnstuhl und schenkte mir Kaffee ein. Die Besprechung hatte ein trauriges Ziel: Danny zur Schließung von Stratton Oakmont zu überreden, und zwar nach der Kakerlakenmethode: Bevor er Stratton zumachte, sollte er eine Reihe kleinerer Brokerfirmen eröffnen - jede im Besitz eines Strohmanns - sodass er die Strattoniten in Gruppen aufteilen und über die neuen Firmen verteilen konnte. Wenn er damit fertig wäre, würde er Stratton schließen und in eine der kleineren Firmen gehen, von der aus er als sogenannter Berater hinter den Kulissen die Fäden ziehen konnte.
    Es war durchaus üblich, dass sich Brokerfirmen, die von den Regulierungsbehörden unter Druck gesetzt wurden, auf diese Weise einen Vorsprung verschafften; im Grunde machten sie zu und eröffneten unter neuem Namen wieder, sodass sie genauso wieder Geld verdienten und gegen die Regulierer kämpften. Das war, als ob man eine Kakerlake zertritt und dann laufen zehn neue in alle Richtungen davon.
    In Anbetracht der Probleme, die Stratton momentan hatte, war das die richtige Vorgehensweise, aber Danny glaubte nicht an die Kakerlakentheorie. Er hatte seine eigene Theorie entwickelt, die er als„ 20 Jahre Sonnenschein" bezeichnete. Laut dieser Theorie müsste Stratton nur die momentane Welle regulatorischer Hürden überwinden und könnte dann noch 20 Jahre weiterbestehen. Das war grotesk! Stratton hatte höchstens noch ein Jahr. Schon jetzt sammelten sich alle 50 Bundesstaaten wie Geier um einen Kadaver und die NASD, die National Association of Securities Dealers [Verband der Wertpapierhändler] hatte sich der Party angeschlossen.

    Aber Danny leugnete das völlig. Tatsächlich war er eine Wall-Street- Version von Elvis in seinen letzten Tagen - als die Roadies seinen massigen Leib in einen riesigen weißen Lederanzug zwängten und ihn auf die Bühne schubsten, damit er ein paar Lieder sang. Dann schleppten sie ihn wieder weg, bevor er vor Überhitzung oder Seconal zusammenbrach. Wigwam hatte erzählt, dass Danny inzwischen in den morgendlichen Sitzungen auf Schreibtische stieg, dass er Computermonitore auf den Boden warf und die Regulierer beschimpfte. Ganz offensichtlich fraßen die Strattoniten diesen Mist und deshalb legte Danny noch einen Zahn zu - er zog die Hosen herunter und pinkelte unter donnerndem Applaus auf einen Stapel von NASD- Unterlagen.
    Wigwam und ich hatten gerade Augenkontakt und ich signalisierte ihm mit einer Kinnbewegung: „Mach mal den ersten Einsatz." Wigwam nickte zuversichtlich und sagte: „Hör mal, Danny, ich weiß wirklich nicht, wie lange ich überhaupt noch Deals durchbekomme. Die SEC nimmt uns von vier Seiten in die Zange und es dauert sechs Monate, bis irgendetwas genehmigt wird. Wenn wir jetzt eine neue Firma aufbauen, könnte sie bis Jahresende den Betrieb aufnehmen - und für uns alle Deals machen." Dannys Antwort war nicht ganz das, was sich Wigwam erhofft hatte: „Ich will dir mal was sagen, Wigwam. Deine Motive sind so offensichtlich, dass einem davon beschissen schlecht wird. Wir haben noch massenhaft Zeit, über die Kakerlakentaktik nachzudenken, also warum nimmst du nicht den

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