Der Wolf der Wall Street: Die Geschichte einer Wall-Street-Ikone (German Edition)
wiederholte diese drei Wörter wie den Refrain eines Songs. „Ich möchte mal kurz allein mir dir sprechen", sagte eine ernste Herzogin und zog mich von unseren Gästen weg. „Was denn?", sagte ich unschuldig, obwohl ich mich gar nicht so unschuldig fühlte. Rob und ich hatten im Flugzeug ein bisschen die Beherrschung verloren und der Geduldsfaden der Herzogin war schon ziemlich dünn.
„Ich bin mit den vielen Drogen, die du nimmst, nicht glücklich. Dein Rücken ist jetzt besser, und deshalb verstehe ich das nicht." Sie schüttelte den Kopf als wäre sie enttäuscht von mir. „Ich habe dir wegen deines Rückens immer Spielraum gelassen, aber jetzt ... na ich weiß nicht. Das ist nicht richtig, Schatz." Sie sagte das eigentlich sehr nett - sehr ruhig und vollkommen vernünftig. Deshalb fand ich, dass ich ihr eine dicke Lüge schuldig war. „Ich verspreche dir, dass ich nach dieser Reise damit aufhöre, Nae. Ich schwöre bei Gott; das war's." Ich hob die Hand wie ein schwörender Pfadfinder. Dann folgten ein paar Sekunden ungemütlichen Schweigens. „In Ordnung", sagte sie skeptisch, „aber ich erinnere dich daran."
„Gut, denn das will ich ja. Und jetzt gehen wir einkaufen!" Ich fasste in die Tasche und holte drei Ludes heraus. Ich zerbrach eine davon in zwei Hälften und gab die eine der Herzogin. „Hier", sagte ich, „eine halbe für dich und eine halbe für mich." Die Herzogin nahm ihre magere Dosis und ging zum Wasserhahn. Ich folgte ihr pflichtbewusst. Aber auf dem Weg fasste ich noch einmal in die Tasche und holte noch zwei Ludes heraus. Denn wenn man schon etwas macht ... dann soll es sich auch richtig lohnen.
Drei Stunden später saßen wir im Fond einer Limousine und fuhren einen steilen Berg hinab, der zum Porto di Civitavecchia führte. Die Herzogin hatte eine brandneue Garderobe und bei mir waren die Nachwirkungen der Ludes so stark, dass ich kaum die Augen offenhalten konnte. Es gab zwei Dinge, die ich verzweifelt brauchte: Bewegung und ein Schläfchen. Ich war in der seltenen Phase eines Quaalude-Rauschs namens Bewegungsphase, in der man es nicht länger als eine Sekunde auf der gleichen Stelle aushält. Das ist das Drogen-Pendant zu Hummeln im Hintern.
Dave Ceradini bemerkte es als Erster: „Warum sind da Schaumkronen im Hafen?" Er zeigte mit dem Finger aus dem Fenster, und alle acht schauten wir hin. Tatsächlich, das gräuliche Wasser sah sehr rau aus. Kleine Strudel wirbelten bald hierhin, bald dahin. Ophelia sagte zu mir: „Dave mag keine raue See. Da werden wir beide seekrank." „Ich auch", sagte Bonnie. „Können wir nicht warten, bis sich das Wasser wieder beruhigt?" Ross antwortete für mich: „Du bist ja so schwachsinnig, Bonnie. Das Boot ist gut 50 Meter lang; das hält einiges aus. Und außerdem ist Seekrankheit Einstellungssache." Ich musste die ganzen Ängste dämpfen. „Wir haben Pflaster gegen Seekrankheit an Bord", sagte ich zuversichtlich, „also wenn ihr leicht seekrank werdet, solltet ihr euch eins aufkleben, sobald wir an Bord sind." Als wir am Fuß des Hügels ankamen, bemerkte ich, dass wir uns alle getäuscht hatten. Das waren keine Schaumkronen, das waren Wellen ... Himmel! Ich hatte so etwas noch nie gesehen! Die Wellen waren im Hafenbecken 1,20 Meter hoch und sie schienen ohne bestimmte Richtung kreuz und quer zu laufen. Es war, als würde der Wind aus allen vier Himmelsrichtungen gleichzeitig wehen.
Die Limo bog nach rechts ab, und da lag sie: Die Nadine erhob sich majestätisch über alle anderen Jachten. Gott - wie ich das Ding hasste! Warum zum Teufel hatte ich es nur gekauft? Ich wandte mich an meine Gäste und sagte: „Sieht sie prachtvoll aus, oder?" Alle nickten. Dann fragte Ophelia: „Warum sind im Hafen Wellen?" Die Herzogin sagte: „Keine Sorge, O. Wenn es zu arg ist, warten wir ab." „Keine Chance!", dachte ich. Bewegung ... Bewegung ... ich brauchte Bewegung.
Die Limo fuhr ans Ende des Kais, wo Captain Marc uns erwartete, um uns zu begrüßen. Neben ihm stand John, der Steuermann. Sie trugen beide die Nadine-Uniform - Poloshirts mit weißem Kragen, blaue Seglerhosen und graue Segeltuchschuhe. Aufjedem Kleidungsstück prangte das Nadine-Logo, das Dave Ceradini für den Schnäppchenpreis von 8.000 Dollar entworfen hatte.
Die Herzogin umarmte Captain Marc herzlich. „Warum sind im Hafen so hohe Wellen?", fragte sie ihn. „Der Sturm ist plötzlich aus dem Nichts gekommen", sagte der Kapitän. „Die Wellen sind drei Meter hoch und
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