Der Wolf der Wall Street: Die Geschichte einer Wall-Street-Ikone (German Edition)
üblich allein im Bett. Die Herzogin war schon bei den Pferden und nieste wahrscheinlich wie ein wilder Elf. Sie würde gegen Mittag wieder da sein und immer noch niesen. Dann würde sie in den Schwangerschaftsmoden-Vorführraum gehen und noch ein paar Kleider entwerfen. Eines Tages, so dachte ich mir, würde sie vielleicht sogar versuchen, sie zu verkaufen.
Also saß ich da, starrte den sagenhaft teuren weißen Seidenhimmel an und wartete, dass meine Schmerzen losgingen. Sechs Jahre währte die unheilbare Agonie jetzt schon, die ich diesem räudigen Köter Rocky zu verdanken hatte. Aber er schoss nicht in mein linkes Bein und ich hatte kein brennendes Gefühl in der unteren Körperhälfte. Ich schwang meine Füße seitlich aus dem Bett, stellte mich aufrecht hin und streckte die Arme gen Himmel. Ich spürte immer noch nichts. Ich beugte mich mehrmals zur Seite - immer noch nichts. Es war nicht etwa so, dass ich weniger Schmerzen gehabt hätte; ich fühlte überhaupt keinen Schmerz. Es war, als hätte jemand einen Schalter umgelegt und den Schmerz buchstäblich abgeschaltet. Er war weg.
Also stand ich in Boxershorts scheinbar eine Ewigkeit lang da. Dann schloss ich die Augen, biss mir auf die Unterlippe und fing an zu weinen. Ich legte meinen Kopf auf die Bettkante und weinte weiter. Ich hatte sechs Jahre meines Lebens für diesen Schmerz aufgegeben und die letzten drei waren so schlimm gewesen, dass er mir buchstäblich das Leben ausgesaugt hatte. Ich war drogensüchtig geworden. Ich hatte Depressionen bekommen. Und wenn ich high war, hatte ich Dinge getan, die ich mit meinem Gewissen nicht vereinbaren konnte. Ohne die Drogen hätte ich Stratton niemals so außer Kontrolle geraten lassen.
Wie sehr war meine Drogenabhängigkeit für mein Leben auf der dunklen Seite verantwortlich? Hätte ich als nüchterner Mann mit diesen ganzen Prostituierten geschlafen? Hätte ich je das ganze Geld in die Schweiz geschmuggelt? Hätte ich je zugelassen, dass die Verkaufsmethoden von Stratton derart außer Kontrolle gerieten? Es wäre zugegebenermaßen leicht gewesen, alles auf die Drogen zu schieben, aber natürlich war ich für mein Handeln selbst verantwortlich. Mein einziger Trost war, dass ich jetzt ein ehrlicheres Leben führte - und Steve Madden Shoes aufbaute.
In diesem Moment flog die Tür auf und Chandler kam herein. Sie sagte: „Guten Morgen, Daddy! Ich bin wieder da, um dein Aua wegzuküssen." Sie beugte sich vor und küsste mir den unteren Rücken, einmal auf jeder Seite, und dann platzierte sie einen Kuss direkt auf der Wirbelsäule, über der Narbe.
Ich drehte mich um und hatte immer noch Tränen in den Augen; ich schaute mir meine Tochter an. Sie war kein Baby mehr. Während ich in Schmerzen versunken war, hatte sie die Windel abgelegt. Ihr Gesicht war jetzt feiner gezeichnet und obwohl sie noch keine drei war, sprach sie schon nicht mehr wie ein Baby. Ich lächelte sie an und sagte: „Rat mal, was passiert ist, Däumelinchen! Du hast Daddys Aua weggeküsst. Es ist ganz weg!"
Das fand sie interessant: „Wirklich?", fragte sie erstaunt. „Ja, Baby, wirklich." Ich fasste sie unter den Armen, stand gerade auf und hob sie über meinen Kopf. „Siehst du, Baby? Daddys Schmerzen sind jetzt weg. Ist das nicht toll?" Höchst begeistert: „Spielst du dann heute draußen mit mir?" „Darauf kannst du wetten! " Ich schwang sie in großem Bogen um meinen Kopf herum. „Ab jetzt spiele ich jeden Tag mit dir. Aber zuerst muss ich zu Mami gehen und ihr die gute Nachricht bringen." Sie sagte altklug: „Sie reitet auf Leapyear, Daddy." „Na dann muss ich dort hin, aber zuerst gehen wir zu Carter und geben ihm einen Kuss, okay?" Sie nickte eifrig und schon waren wir unterwegs.
Als die Herzogin mich sah, fiel sie vom Pferd. Buchstäblich. Das Pferd war in die eine Richtung gegangen und sie in die andere, und jetzt lag sie niesend und schniefend am Boden. Ich erzählte ihr von meiner wunderbaren Heilung und wir küssten uns - und teilten einen wunderbaren sorglosen Augenblick miteinander. Dann sagte ich etwas, das sich als höchst ironisch entpuppen sollte, nämlich: „Ich finde, wir sollten auf der Jacht Urlaub machen; das wäre so entspannend."
Ahhh, die Jacht Nadine! Obwohl mich das beschissene Boot anwiderte und obwohl ich wünschte, dass es sinken sollte, hatte es doch etwas höchst Verführerisches, auf einer 52-Meter-Motorjacht in den blauen Gewässern des Mittelmeers zu kreuzen. Tatsächlich wollten wir es uns
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