Der Wolf der Wall Street: Die Geschichte einer Wall-Street-Ikone (German Edition)

Maynard hat ihr davon abgeraten." „Das passt zu ihm", spuckte ich. „Der Typ ist ein richtiger Mistkerl. Sobald das alles vorbei ist, lasse ich ihm einen kleinen Besuch abstatten." Die Comedy-Truppe ließ sich nicht darauf ein. „Darf ich Ihnen einen Vorschlag machen? ", fragte der Drüsenmann. Ich nickte. „Klar, warum nicht? Ich mag euch. Den anderen Sack, den hasse ich."

    Er lächelte und blickte sich verschwörerisch um. Dann senkte er die Stimme und sagte: „Warum gehen Sie nicht mit uns hier raus, lassen sich von uns nach Atlanta bringen und hauen vom Entzug gleich wieder ab, sobald Sie drin sind? Da gibt es weder Mauern noch Gitterstäbe noch Stacheldraht oder so was. Sie wohnen dort mit einer Sammlung schräger Ärzte in einer Luxuswohnung." „Jä `, sagte Dick- Brad, „sobald wir Sie in Atlanta abgeliefert haben, ist der Baker Act nichtig und Sie können hingehen, wohin Sie wollen. Aber sagen Sie Ihrem Piloten, dass er am Flughafen bleiben soll. Wenn Ihnen die Kur nicht gefällt, gehen Sie einfach." Ich musste lachen. „Ihr zwei seid ja unglaublich! Ihr wollt mein diebisches Herz ansprechen, richtig?" „Ich tue alles, was nötig ist, Sie in die Entziehung zu kriegen", sagte Dick-Brad. „Sie sind ein netter Kerl und Sie haben es verdient zu leben und nicht mit einer Crackpfeife im Mund zu sterben, denn das passiert, wenn Sie nicht clean werden. Glauben Sie's mir - ich spreche aus Erfahrung."„ Sie sind auch ein ehemaliger Süchtiger?", fragte ich. „Sind wir beide", sagte der Drüsenmann. „Ich bin seit 11 Jahren sauber und Brad seit 13." „Wie soll denn das gehen? Die Wahrheit ist, dass ich gerne aufhören würde, aber nicht kann. Ich würde es nicht länger als ein paar Tage aushalten, aber niemals 13 Jahre."„ Sie können das schaffen", sagte Dick-Brad. „Nicht für 13 Jahre, aber ich wette, Sie schaffen es heute." „Ja", sagte ich, „ich schaffe es heute, aber das war's dann auch."

    „Und das reicht", sagte der Drüsenmann. „Heute ist das Einzige, was zählt. Wer weiß denn, was der morgige Tag bringt? Nehmen Sie sich immer nur einen Tag vor, dann geht es Ihnen gut. So mache ich das. Ich bin heute morgen nicht aufgewacht und habe mir gesagt: ,Pass auf, Mike, du musst den Drang, etwas zu trinken, dein Leben lang unter Kontrolle halten!' Ich habe gesagt: Pass auf, Mike, du brauchst nur die nächsten 24 Stunden durchzuhalten und der Rest deines Lebens kümmert sich um sich selbst." Dick-Brad nickte. „Er hat recht, Jordan. Und ich weiß, was Sie jetzt wahrscheinlich denken - dass das nur eine Art gedankliche Flucht ist, so als würde man sich einfach die Decke über den Kopf ziehen." Er zuckte die Schultern. „Vielleicht ist es das auch, aber mir persönlich ist das scheißegal. Es funktioniert, und nur darum geht's mir. Das hat mir mein Leben wiedergegeben und es wird auch Ihnen das Leben wiedergeben."
    Ich atmete tief ein und langsam wieder aus. Ich mochte diese Burschen wirklich. Und ich wollte sauber werden. So sehr, dass ich es regelrecht schmecken konnte. Aber der Zwang war einfach zu stark. Alle meine Freunde nahmen Drogen; alle meine Vergnügungen beinhalteten Drogen. Und meine Frau ... nun, die Herzogin hatte mich nicht besucht. Bei allen schrecklichen Dingen, die ich ihr angetan hatte - ich wusste tief im Herzen, ich würde es ihr nie vergessen, dass sie mich nach meinem Selbstmordversuch nicht besucht hatte. Und dann gab es natürlich noch die Seite der Herzogin. Vielleicht würde sie beschließen, mir nicht zu verzeihen. Ich konnte ihr das nicht verübeln. Sie war mir eine gute Frau gewesen und ich hatte es ihr damit vergolten, dass ich drogensüchtig wurde. Ich sagte mir, dass ich dafür meine Gründe gehabt hatte, aber das änderte ja nichts. Wenn sie sich scheiden lassen wollte, war das ihr gutes Recht. Ich würde mich immer um sie kümmern, ich würde sie immer lieben und ich würde immer dafür sorgen, dass sie ein gutes Leben hatte. Schließlich hatte sie mir zwei prachtvolle Kinder geschenkt und sie hatte das Ganze ja organisiert. Ich schaute Dick-Brad direkt in die Augen und begann langsam zu nicken. „Lasst uns rausgehen aus diesem Höllenloch." „Genau", sagte er. „Genau."

    Auf den ersten Blick schien es hier ziemlich normal zu sein. Der Talbot Marsh Recovery Campus erstreckt sich über zweieinhalb landschaftliche schöne Hektar in Atlanta, Georgia. Er war nur zehn Minuten Limousinenfahrt vom Privatflugplatz entfernt und ich verbrachte die gesamten 600