Der Wolf der Wall Street: Die Geschichte einer Wall-Street-Ikone (German Edition)
Sekunden mit der Planung meiner Flucht. Tatsächlich hatte ich, bevor ich aus dem Flugzeug stieg, den Piloten strikte Anweisung gegeben, unter keinen Umständen wegzufliegen. Schließlich bezahlte ich das alles, und nicht die Herzogin. Außerdem würde es ein bisschen was Extra geben, wenn sie eine Weile warteten. Sie versicherten mir, das würden sie tun.
Als die Limo in die Einfahrt fuhr, untersuchte ich das Terrain mit den Augen eines Gefangenen. Dick-Brad und Mike der Drüsenmann saßen mir gegenüber, und wie sie gesagt hatten, eine Betonmauer, Eisenstäbe, ein bewaffneter Turm oder Stacheldraht waren nirgends in Sicht. Das Anwesen schimmerte strahlend in der Sonne von Georgia - violette und gelbe Blumen, zurechtgestutzte Rosenhecken, turmhohe Eichen und Ulmen. Das war etwas ganz anderes als die urinverseuchten Flure des Delray Medical Centers. Aber irgendwas kam mir komisch vor. Vielleicht war der Ort zu schön? War mit Entziehungskuren wirklich so viel Geld zu machen? Vor dem Gebäude gab es eine runde Haltezone und während die Limo darauf zu rollte, griff Dick-Brad in seine Hosentasche und holte drei Zwanziger heraus. „Hier", sagte er, „ich weiß, dass Sie kein Geld dabei haben, also betrachten Sie's als Geschenk. Das ist das Taxigeld für die Fahrt zum Flugplatz. Ich will nicht, dass Sie per Anhalter fahren müssen. Man weiß ja nie, ob man einem drogensüchtigen Irren begegnet." „Wovon sprechen Sie?", sagte ich unschuldig. „Ich habe gesehen, dass Sie dem Piloten etwas ins Ohr geflüstert haben", sagte Dick-Brad. „Ich mache das schon sehr lange, und wenn ich dabei eines gelernt habe, dann, dass man jemanden, der nicht wirklich clean werden will, mit nichts dazu zwingen kann. Ich möchte Sie nicht mit dem Vergleich beleidigen, dass das Pferd so lange zur Tränke geht und dem ganzen Quatsch. Auf jeden Fall denke ich, ich schulde Ihnen die 60 Dollar allein schon dafür, dass sie mich auf dem Weg hierher so sehr zum Lachen gebracht haben." Er schüttelte den Kopf. „Sie sind wirklich ein ganz schön verdrehter Kerl."
Er machte eine Pause als würde er nach den richtigen Worten suchen. „Jedenfalls war das die seltsamste Drogenberatung der Welt. Gestern war ich noch in Kalifornien und saß in einer langweiligen Versammlung, da bekam ich einen hysterischen Anruf vom bald gewesenen Dennis Maynard; er erzählte mir von dem tollen Model, dessen märchenhaft reicher Mann kurz davor steht, sich umzubringen. Ob Sie's glauben oder nicht, zuerst sträubte ich mich dagegen, weil es so weit weg war, aber dann kam die Herzogin von Bay Ridge ans Telefon und ein Nein akzeptiert sie einfach nicht. Und dann saßen wir schon im Privatjet. Und dann haben wir Sie kennengelernt, was der größte Trip von allen war." Er zuckte die Schultern. „Ich kann nur sagen, dass ich Ihnen und Ihrer Frau alles Gute wünsche. Ich hoffe, Ihr bleibt zusammen. Das wäre ein tolles Ende für diese Geschichte."
Der Drüsenmann nickte zustimmend. „Sie sind ein guter Mensch, Jordan. Vergessen Sie das nie. Selbst wenn Sie in zehn Minuten abhauen und direkt in die nächste Crack-Höhle gehen, ändert das nichts daran, wer Sie sind. Das ist eine beschissene Krankheit; sie ist heimtückisch und verwirrend. Ich bin selber aus drei Kliniken abgehauen, bevor ich es geschafft habe. Meine Familie fand mich unter einer Brücke; ich lebte vom Betteln. Und das richtig Kranke daran ist, dass ich abgehauen und wieder unter die Brücke gegangen bin, nachdem sie mich in die Entziehungsklinik gebracht hatten. So ist das mit dieser Krankheit."
Ich seufzte tief. „Ich will euch keinen Quatsch erzählen. Schon auf dem Flug hierher - als ich euch die ganzen hysterischen Geschichten erzählt habe und wir alle unbändig gelacht haben - dachte ich trotzdem an Drogen. Sie brannten im Hintergrund meines Verstands wie ein beschissener Hochofen. Ich denke jetzt schon daran, dass ich meinen Quaalude-Dealer anrufe, sobald ich hier draußen bin. Vielleicht kann ich ohne Kokain leben, aber nicht ohne Ludes. Sie sind inzwischen zu sehr Teil meines Lebens." „Ich weiß genau, wie Sie sich fühlen", sagte Dick-Brad nickend. „Tatsächlich ging es mir mit dem Koks genauso. Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht den Drang verspüre zu koksen. Aber ich habe es geschafft, 13 Jahre lang sauber zu bleiben. Und wissen Sie, wie ich das mache?" Ich lächelte. „Ja, du dicker Bastard - immer nur einen Tag, stimmt's?" „Ah", sagte Dick Brad, „jetzt fängst du an zu
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