Der Wolf der Wall Street: Die Geschichte einer Wall-Street-Ikone (German Edition)
dabeisitzt und beobachtest. Versuch herauszufinden, was diese Frogs denken. Ich kann aus ihrer Körpersprache überhaupt nichts herauslesen. Ich glaube so langsam, die haben überhaupt keine. Aber egal wie gut das heute morgen läuft, egal wie perfekt das ganze aussieht, wir gehen aus diesem Meeting heraus und sagen, wir hätten kein Interesse. Das ist ein Muss, Danny. Wir sagen, das passt nicht zu dem, was wir drüben in den Staaten machen, und wir hätten beschlossen, dass das nichts für uns ist. Wenn sie mir dann noch ein bisschen mehr über die rechtlichen Angelegenheiten erzählen, bringe ich noch ein paar logische Argumente." „Kein Problem", antwortete er, „aber warum?" „Wegen Kaminsky", sagte ich. „Er ist bei der ersten Besprechung dabei und ich traue dem Toupet tragenden Bastard nicht weiter über den Weg, als ich ihn werfen kann. Ich sag dir was - ich sehe diese ganze Schweizer Sache, so wie sie ist, eigentlich negativ. Aus irgendeinem Grund habe ich dabei ein schlechtes Gefühl. Aber wenn wir doch beschließen, das zu machen, darf es Kaminsky auf jeden Fall nie erfahren. Das würde dem Sinn und Zweck der Sache widersprechen. Vielleicht nehmen wir eine andere Bank, wenn wir es doch durchziehen wollen, oder wir können es doch noch mit dieser machen. Ich bin sicher, dass sie Kaminsky gegenüber zu keiner Loyalität verpflichtet sind. Das Wichtigste ist auf jeden Fall, dass in den Staaten niemand etwas davon weiß. Mir ist egal, wie stoned du bist oder wie viele Ludes du nimmst oder wie viel Koks du schnupfst; aber das da rutscht dir niemals raus. Nicht Madden gegenüber, nicht deinem Vater gegenüber und vor allem nicht deiner Frau gegenüber - okay?" Danny nickte. „Omertä, Kumpel. Bis zum bitteren Ende." Ich lächelte und nickte und schaute dann wortlos aus dem Fenster. Das war für Danny das Zeichen, dass ich nicht mehr in der Stimmung für eine Unterhaltung war; und weil Danny eben Danny war, kapierte er das sofort.
Den Rest der Limousinenfahrt verbrachte ich damit, durch das Fenster auf die makellosen Straßen von Genf zu starren - zu staunen, dass nicht das kleinste bisschen Müll auf dem Gehsteig lag oder auch nur ein Strich Graffiti an einer Mauer zu sehen war. Bald schweifte ich ab und fragte mich, warum um alles in der Welt ich das alles machte. Es schien falsch, es schien riskant und es schien rücksichtslos. Einer meiner ersten Mentoren, Al Abrams, hatte mich gewarnt, ich sollte Bankgeschäfte im Ausland vermeiden. Er sagte, damit wäre der Ärger vorprogrammiert, zu vieles spräche dagegen. Er sagte, man könne den Schweizern nie trauen - sie würden einen mir nichts, dir nichts verkaufen, wenn die US-Regierung echten Druck auf sie ausüben würde. Er erklärte, dass alle Schweizer Banken Vertretungen in den Vereinigten Staaten hatten und dass sie deshalb auf Behördendruck empfindlich reagierten. Alles, was Al sagte, stimmte. Und Al war der vorsichtigste Mann, der mir je begegnet ist. Er bewahrte in seinem Büro tatsächlich 10 oder 15 Jahre alte Kugelschreiber und Füller auf; wenn er ein Dokument rückda tieren musste, würde die Tinte der gaschromatografischen Prüfung des FBI standhalten. Erzählen Sie mir nichts von vorsichtigen Verbrechern!
In der ersten Zeit, als ich gerade erst anfing, traf ich mich mit Al immer zum Frühstück im Seville Diner. Das war von der damaligen Stratton-Zentrale auf der 2001 Marcus Avenue etwa eine Meile die Straße runter und nur einen Steinwurf von dem jetzigen Standort entfernt. Er gab mir eine Tasse Kaffee, ein Stück Linzer Torte und eine historische Analyse der Entwicklung der Bundes-Wertpapiergesetzgebung. Er erklärte mir, warum die Dinge so waren, wie sie eben waren; welche Fehler die Menschen in der Vergangenheit gemacht hatten; und dass die meisten aktuellen Wertpapiergesetze auf Straftaten hin geschaffen wurden. Ich saugte das alles auf. Ich machte mir keine Notizen. Schließlich war es verboten, etwas schriftlich zu machen. Mit Al machte man Geschäfte ausschließlich per Handschlag. Er bürgte mit seinem Wort. Und er brach es nie. Ja, wenn es absolut notwendig war, wurden auch Papiere ausgetauscht, aber nur welche, die Al mit sorgfältig ausgewählten Stiften sorgfältig aufgesetzt hatte. Und natürlich sorgte jedes Dokument für glaubhafte Bestreitbarkeit.
Al hatte mir viele Dinge beigebracht, aber das Wichtigste war: Jede Transaktion - jeder Wertpapier-Trade und jede Überweisung, egal ob von einer Bank oder von einem Brokerhaus
Weitere Kostenlose Bücher