Der Wolf der Wall Street: Die Geschichte einer Wall-Street-Ikone (German Edition)
in einem glänzend schwarzen Glasbau, der sich zehn Stockwerke aus dem frogverseuchten Genfer Sumpf erhebt. Es liegt in der Rue du Rhöne, was übersetzt vermutlich Rhöne-Straße bedeutet. Sie befindet sich im Herzen des überteuerten Genfer Einkaufsviertels, nur einen Steinwurf von meinem Lieblingsgeysir entfernt.
Im Gegensatz zu einer US-Bank, wo man durch den Eingangsbereich an lächelnden Schalterbeamten hinter kugelsicheren Glasscheiben vorbeigeht, gab es in diesem Foyer eine einzige junge Dame, die von rund 40 Tonnen italienischem Marmor umgeben war. Sie saß hinter einem massiven Mahagoni-Schreibtisch, der so groß war, dass mein Hubschrauber darauf hätte landen können. Sie trug einen hellgrauen Hosenanzug, eine hochgeschlossene weiße Bluse und einen leeren Gesichtsausdruck. Ihr blondes Haar war am Hinterkopf zu einem festen Knoten gebunden. Ihre Haut war makellos, kein Fältchen, kein Schönheitsfehler. „Noch so ein Schweizer Roboter", dachte ich. Als Danny und ich zu dem Schreibtisch gingen, schaute sie uns misstrauisch an. Sie wusste es, ganz bestimmt! Natürlich wusste sie es. Es stand deutlich auf unseren Gesichtern geschrieben. Junge kriminelle Amerikaner wollen ihre unsauberen Gewinne waschen! Drogendealer, die ihr Geld mit dem Verkauf an Schulkinder verdienen! Ich atmete tief durch und widerstand dem Drang, ihr zu erklären, dass wir bloß altmodische Börsenschwindler waren und nur selbst drogenabhängig waren. Wir verkauften die Drogen nicht einmal, verdammt!
Zum Glück beschloss sie jedoch, ihre Meinung für sich zu behalten und uns nicht auf die exakte Natur unseres Verbrechens anzusprechen. Sie sagte nur: „Könnte ich Ihnen helfen?" Könnte? Heiliger Bimbam! Noch mehr Wünsche! „Ja, ich habe einen Termin bei Jean Jacques Saurel?' Mein Name ist Jordan Belfort?" Warum zum Teufel formulierte ich alles als Frage? Diese Schweizer Bastarde färbten schon auf mich ab.
Ich wartete darauf, dass mir der weibliche Android antwortete, aber das tat er nicht. Sie starrte mich einfach weiter an ... und dann Danny ... sie taxierte uns von oben bis unten. Und dann, wie um zu betonen, wie schlecht ich den Namen von Mister Saurel ausgesprochen hatte, sagte sie: „Ah - Sie meinen Monsieur jean Jacques Saurel! " Wie schön sie diesen Namen klingen ließ! „Ja, Mr. Belfort, sie würden alle im fünften Stock auf Sie warten." Sie gestikulierte in Richtung Aufzug.
Danny und ich stiegen in einen mahagonivertäfelten Fahrstuhl ein, der von einem jungen Mann bedient wurde, der gekleidet war wie ein Schweizer Armeemarschall aus dem 19. Jahrhundert. Ich flüsterte Danny zu: „Denk dran, was ich dir gesagt habe. Egal wie das läuft, wir stehen vom Tisch auf und sagen, wir hätten kein Interesse. Okay?" Danny nickte. Wir stiegen aus dem Fahrstuhl und gingen durch einen langen mahagonivertäfelten Korridor, der nach Reichtum roch. Es war so still, dass ich mich fühlte wie in einem Sarg, aber ich überwand den Drang, aus diesem Gedanken irgendwelche Schlüsse zu ziehen. Stattdessen atmete ich tief durch und ging weiter auf die große schlanke Gestalt am Ende des Korridors zu.
„Ahhh, Mr. Belfort! Mr. Porush! Guten Morgen Ihnen beiden! ", sagte Jean Jacques Saurel in herzlichem Ton. Wir gaben uns die Hände. Dann fixierte er mich mit schiefem Lächeln und fügte hinzu: „Ich bin sicher, dass Ihr Aufenthalt nach der üblen Geschichte am Flughafen angenehmer war. Sie müssen mir bei einer Tasse Kaffee von Ihrem Abenteuer mit der Stewardess erzählen!" Er zwinkerte mir zu. „Was für ein Typ!", dachte ich bei mir. Auf jeden Fall war das nicht der typische Schweizer Frog. Er gehörte definitiv zum Euro- Trash, aber trotzdem war er so ... so verbindlich, dass er auf keinen Fall Schweizer sein konnte. Seine Haut war braun und das dunkelbraune Haar war glatt zurückgekämmt wie bei einem echten Wall- Street-Typen. Sein Gesicht war lang und schmal, auch seine Gesichtszüge, aber es passte alles gut zusammen. Er trug einen makellosen marineblauen Kammgarnanzug mit grauen Nadelstreifen, ein weißes Frackhemd mit Doppelmanschetten und eine blaue, teuer aussehende Seidenkrawatte. Seine Kleider saßen ihm so angenehm auf dem Leib, wie es nur diese europäischen Bastarde hinbekamen.
Wir unterhielten uns kurz auf dem Korridor und ich erfuhr, dass Jean Jacques eigentlich kein Schweizer, sondern Franzose war, eine Leihgabe von der Pariser Filiale der Bank. Das erklärte vieles. Und dann beeindruckte er mich höllisch mit
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