Der Wolf der Wall Street: Die Geschichte einer Wall-Street-Ikone (German Edition)
der Aussage, dass ihm die Anwesenheit von Gary Kaminsky bei unserer Besprechung unangenehm sei, aber da Gary den Kontakt hergestellt habe, sei das nun einmal unvermeidlich. Er schlug vor, dass wir nur bis zu einem gewissen Punkt verhandeln und uns dann im Laufe des Tages oder morgen privat treffen sollten. Ich sagte ihm, dass ich schon geplant hatte, die Besprechung aus genau dem gleichen Grund negativ zu beenden. Er schürzte die Lippen und nickte zustimmend, als wolle er sagen: „Nicht schlecht!" Ich brauchte Danny gar nicht anzuschauen. Ich wusste, dass er beeindruckt war. Jean Jacques führte uns in ein Besprechungszimmer, das eher wie ein Raucherclub aussah. Da saßen sechs Schweizer Frogs um einen langen gläsernen Konferenztisch herum, alle in traditioneller Geschäftskleidung. Jeder hatte eine Zigarette in der Hand oder brennend im Aschenbecher vor sich liegen. Der Raum war von oben bis unten von einer gigantischen Rauchwolke erfüllt.
Und dann war da noch Kaminsky. Er saß mitten unter den Frogs und sein fürchterliches Toupet saß auf seinem Schädel wie ein totes Tier. Er trug ein scheißefressendes Grinsen im Gesicht, für das ich ihm am liebsten eine reingehauen hätte. Ich dachte einen kurzen Moment nach, ob ich ihn bitten sollte, den Raum zu verlassen, aber ich entschied mich dagegen. Es war besser, wenn er Zeuge der Besprechung wurde und mit seinen eigenen Ohren hörte, dass ich mich gegen Geschäfte in der Schweiz entschieden hatte.
Nach ein paar Minuten Smalltalk sagte ich: „Ich bin neugierig, was die Gesetze zum Bankgeheimnis betrifft. Ich habe dazu von Anwälten in den Vereinigten Staaten widersprüchliche Dinge gehört. Unter welchen Umständen würden Sie mit den US-Behörden kooperieren?" Kaminsky antwortete: „Das ist das Beste an Geschäften in der -" Ich unterbrach ihn. „Gary, wenn ich an deiner Meinung in dieser Sache interessiert wäre, dann hätte ich verf..." Ich hielt inne, weil mir klar war, dass diesen Schweizer Robotern meine übliche Fäkalsprache wahrscheinlich nicht gefallen würde. Dann sagte ich bescheiden: „Bitte allerseits um Entschuldigung - dann hätte ich dich danach daheim in New York gefragt, Gary."
Die Frogs lächelten und nickten mit den Köpfen. Die unausgesprochene Botschaft lautete: „Ja, Kaminsky ist wirklich so dumm, wie er aussieht." Aber meine Gedanken preschte jetzt nach vorn. Offenbar bekam Kaminsky eine Art Finderlohn, wenn ich beschloss, mit der Bank Geschäfte zu machen. Warum sollte er sonst so erpicht darauf sein, meine Bedenken zu zerstreuen? Am Anfang hatte ich gedacht, Kaminsky wäre nur ein Schafskopf, der zeigen wollte, wie viel er über ein undurchsichtiges Thema wusste. An der Wall Street wimmelte es von solchen Menschen. Wir bezeichneten sie als Dilettanten. Aber jetzt war ich davon überzeugt, dass Kaminskys Motive finanzieller Natur waren. Wenn ich wirklich ein Konto bei dieser Bank eröffnete, dann würde er das erfahren, weil er seinen Finderlohn bekam. Das war das Problem.
Als könnte er meine Gedanken lesen, sagte Jean Jacques: „Mr. Kaminsky äußert seine Meinung zu solchen Themen immer sehr schnell. Angesichts der Tatsache, dass er bei Ihrer Entscheidung weder etwas zu gewinnen noch etwas zu verlieren hat, finde ich das etwas seltsam. Er hat schon einen kleinen Finderlohn dafür bekommen, dass er Sie hergebracht hat. Ob Sie sich dafür entscheiden, mit Union Banc Geschäfte zu machen oder nicht, hat auf Mr. Kaminskys Brieftasche keinerlei Auswirkungen." Ich nickte begreifend. Ich fand es interessant, dass Saurel nicht in Wünschen sprach. Er beherrschte die englische Sprache vollständig, mit Redewendungen und allem drum und dran. Saurel machte weiter: „Aber um Ihre Frage zu beantworten, die Schweizer Regierung würde ausschließlich dann mit der US-Regierung kooperieren, wenn das zur Last gelegte Verbrechen auch in der Schweiz eine Straftat wäre. Es gibt in der Schweiz beispielsweise kein Gesetz gegen Steuerhinterziehung. Wenn wir aus den Vereinigten Staaten eine Anfrage in einer solchen Angelegenheit bekämen, dann würden wir nicht kooperieren."
„Mr. Saurel hat vollkommen recht", sagte der Vizepräsident der Bank, ein schmaler kleiner Frog mit Brille, der Pierre irgendwas oder sonstwas hieß. „Wir sind Ihrer Regierung nicht besonders zugetan. Nehmen Sie das bitte nicht als Beleidigung. Aber es ist eine Tatsache, dass wir nur kooperieren würden, wenn das zur Last gelegte Verbrechen ein strafrechtliches Vergehen
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