Der Wolf der Wall Street: Die Geschichte einer Wall-Street-Ikone (German Edition)
mit den Fabriken in Übersee, die von Perry Ellis einen oder zwei Dollar zu viel pro Kleidungsstück verlangten und das Geld dann Elliot zuschusterten. Das ging in die Millionen. Wenn ich Elliot mit Erstemissionen Gewinn verschaffte, bezahlte er mich mit genau dem Geld, das er von den Überseefabriken bekommen hatte. Das war ein perfektes Tauschgeschäft; es gab nichts Schriftliches, das gefunden werden konnte. Aber Elliot wurde so langsam zur Last. Glücksspiel und Drogen machten ihn kaputt. Er geriet mit den Zahlungen in Verzug. Im Moment schuldete er mir zwei Millionen Dollar, die er als Rattenloch verdient hatte. Aber wenn ich ihn komplett ausbootete, wäre das Geld mit Sicherheit verloren. Des halb war ich dabei, die Beziehung schrittweise im Sande verlaufen zu lassen; ich ließ ihn weiter mit Erstemissionen Geld verdienen, während er seine Schulden abzahlte.
Trotz allem hatte Elliot seinen Zweck gut erfüllt. Er hatte mir mehr als fünf Millionen in bar rückvergütet, die jetzt sicher in Schließfächern in den Vereinigten Staaten lagen. Ich wusste zwar noch nicht ganz genau, wie ich das viele Geld in die Schweiz bringen sollte, aber ich hatte schon ein paar Ideen. Ich wollte das mit Saurel besprechen, wenn wir uns in ein paar Stunden trafen. Ich hatte mir jedenfalls schon die ganze Zeit gedacht, dass es schwer sein würde, ein anderes Rattenloch als Ersatz für Elliot zu finden, das ohne schriftliche Spuren so viel Geld beschaffen konnte. Aber jetzt, da ich die Schweiz als erste und hauptsächliche Rattenlochschicht hatte, war die Beschaffung „sauberen" Bargelds kein Problem mehr. Ich würde das Geld einfach mit Zinsen auf dem Schweizer Konto lassen. Die einzige Frage, die ich in der Besprechung nicht hatte ansprechen können, war die Frage, wie ich an das ganze Geld herankommen würde, das auf meinem Schweizer Konto lag. Wie sollte ich es ausgeben? Wie konnte ich das gewaschene Geld wieder zurück in die Vereinigten Staaten schleusen und es investieren? Es gab noch viele unbeantwortete Fragen.
Das Wichtigste war aber, dass ich jetzt, wo ich die Schweiz benutzte, meine Rattenlöcher ausschließlich aufgrund ihrer Vertrauenswürdigkeit aussuchen konnte. Das eröffnete ein viel größeres Universum von potenziellen Rattenlöchern und mir kam sofort die Verwandtschaft meiner Frau in den Sinn. Niemand davon war US-Bürger; sie wohnten alle in Großbritannien - außer Reichweite der spähenden Augen des FBI. Tatsächlich gab es in den Wertpapiergesetzen des Bundes eine wenig bekannte Freistellung, wonach Nicht-US-Bürger unter viel günstigeren Bedingungen als US-Staatsbürger investieren konnten. Sie hieß „Regulation S" und sie erlaubte es Ausländern, Privatplatzierungen von börsennotierten Gesellschaften zu kaufen, ohne die zweijährige Halteperiode nach Rule 144 einzuhalten. Als Ausländer musste man nach Regulation S seine Aktien nur 40 Tage lang halten. Das Gesetz war lächerlich und gab Ausländern einen unglaublichen Vorteil gegenüber US-Anlegern. Infolgedessen führte es - wie die meisten regulatorischen Hirnfürze - zu massivem Missbrauch, denn US-Investoren mit Durchblick trafen unterm Tisch Vereinbarungen mit Ausländern und nutzten Regulation S für illegale private Investitionen in börsennotierte Aktiengesellschaften, ohne dass sie mit dem Verkauf ihrer Aktien zwei Jahre warten mussten (nach Rule 144). Es waren schon mehrere Ausländer an mich herangetreten und hatten mir angeboten, gegen eine geringe Gebühr als Strohmänner für mich zu fungieren - damit ich Regulation S nutzen konnte, weil sie keine Bürger der Vereinigten Staaten waren. Aber ich hatte immer abgelehnt. Ich hatte immer Al Abrams Warnung im Hinterkopf. Und wieso in aller Welt sollte ich auch irgendeinem Ausländer bei so etwas eindeutig Illegalem trauen? Einen Strohmann aus dem Ausland für Aktienkäufe nach Regulation S einzusetzen war auf jeden Fall eine schwere Straftat, die ganz sicher das Interesse des FBI wecken würde. Deshalb war ich immer davor zurückgeschreckt. Aber jetzt, mit einem doppelten Rattenloch ... mit den Verwandten meiner Frau als zweiter Schutzschicht ... auf einmal erschien das alles gar nicht mehr so riskant!
Und dann konzentrierte ich mich auf Patricia, die Tante meiner Frau - oder nein, meine Tante Patricia. Sie war nämlich auch zu meiner Tante geworden! Als wir uns zum ersten Mal trafen, wussten wir, dass wir verwandte Geister waren. Wie ironisch das doch war, wenn man bedenkt, was sie zu
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