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Der Wolf der Wall Street: Die Geschichte einer Wall-Street-Ikone (German Edition)

Der Wolf der Wall Street: Die Geschichte einer Wall-Street-Ikone (German Edition)

Titel: Der Wolf der Wall Street: Die Geschichte einer Wall-Street-Ikone (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jordan Belfort
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können, müssten Sie mir freundlicherweise erlauben, Ihnen bei dieser Gelegenheit eine kleine Lektion in Schweizer Bankengeschichte zu geben." Jetzt wurde es richtig gut. Al Abrams hatte mir bei den morgendlichen Frühstücksbesprechungen immer wieder eingebläut, wie wichtig es war, dass man die Konsequenzen verstand, die sich aus der Vergangenheit ergaben. „Bitte sehr. Ich finde Geschichte faszinierend, insbesondere wenn sie eine Situation wie die vorliegende betrifft, in der ich darüber nachdenke, auf unbekanntem Territorium Geschäfte zu machen."
    Saurel lächelte und sagte: „Der Begriff des Nummernkontos ist eigentlich völlig irreführend. Es stimmt zwar, dass alle Schweizer Banken ihren Kunden diese Möglichkeit anbieten - als Möglichkeit, die Diskretion zu wahren -, aber jedes Konto ist an einen Namen gebunden, der in der Bank aufgezeichnet ist." Bei dieser Aussage sank mir der Mut. Saurel sprach weiter: „Vor vielen Jahren, vor dem Zweiten Weltkrieg, war das noch nicht so. Damals war es unter Schweizer Bankiers üblich, Konten ohne Namen zu eröffnen. Alles beruhte auf persönlichen Beziehungen und auf Handschlag. Viele Konten wurden im Namen von Gesellschaften geführt. Aber im Gegensatz zu amerikanischen Gesellschaften waren es hier Inhabergesellschaften, die ebenfalls mit keinem Namen verbunden waren. Das heißt, der momentane Inhaber der physischen Aktienzertifikate der Gesellschaft galt als rechtmäßiger Besitzer. Aber dann kamen Adolf Hitler und die widerlichen Nazis. Das ist ein trauriges Kapitel unserer Geschichte, auf das wir nicht gerade stolz sind. Wir taten zwar unser Bestes, vielen unserer jüdischen Kunden zu helfen, aber ich würde sagen, dass wir nicht genug geholfen haben. Wie Sie wissen, Mr. Belfort, bin ich Franzose, aber ich glaube, ich spreche im Namen aller Anwesenden, wenn ich sage, ich wünschte, wir hätten mehr getan." Dann machte er eine Pause und nickte feierlich mit dem Kopf. Alle Anwesenden einschließlich des Hofnarren Kaminsky, der selbst Jude war, nickten mitfühlend. Ich nehme an, alle wussten, dass Danny und ich Juden waren, und ich konnte nicht umhin, mich zu fragen, ob Saurel das nur unseretwegen gesagt hatte. Oder meinte er ernst, was er da sagte? Jedenfalls war ich schon zehn Schritte vorausgeeilt, bevor er anfing zu sprechen, und wusste genau, was als Nächstes kommen würde. Bevor Hitler in der Lage war, durch Europa zu fegen, sechs Millionen Juden zusammenzutreiben und sie in den Gaskammern zu vernichten, war es vielen von ihnen gelungen, ihr Geld in die Schweiz zu bringen. Sie hatten die Zeichen der Zeit schon erkannt, als die Nazis Anfang der 1930er-Jahre die Macht übernahmen. Das Geld zu schmuggeln war viel leichter, als sich selbst zu schmuggeln. Mit Ausnahme von Dänemark verwehrten alle Länder Europas Millionen verzweifelten Juden eine sichere Zuflucht innerhalb ihrer Grenzen. Die meisten dieser Länder hatten mit Hitler Geheimabkommen geschlossen; wenn sie die Juden auslieferten, würde Hitler sie nicht angreifen. Nachdem er die Juden sicher in Konzentrationslager eingesperrt hatte, brach er diese Abkommen ganz schnell. Und als ein Land nach dem anderen an die Nazis fiel, gingen den Juden die Verstecke aus. Es war schon ganz schön ironisch, wie bereitwillig die Schweiz das jüdische Geld angenommen hatte, aber wie widerwillig sie jüdische Seelen aufnahm.

    Nachdem die Nazis endgültig besiegt waren, kamen viele überlebende Kinder in die Schweiz und suchten die geheimen Konten ihrer Familien. Aber sie hatten keine Möglichkeit zu beweisen, dass sie ein Anrecht darauf hatten. Schließlich gab es zu den Konten keine Namen, sondern nur Nummern. Wenn die überlebenden Kinder nicht genau wussten, bei welcher Bank ihre Eltern das Geld aufbewahrt hatten und mit welchem Bankangestellten sie zu tun gehabt hatten, gab es für sie keine Möglichkeit, Anspruch auf ihr Geld zu erheben. Bis zum heutigen Tag waren Milliarden und Abermilliarden von Dollar nicht belegt.

    Und dann wanderten meine Gedanken in dunklere Gefilde. Wie viele dieser Schweizer Bastarde hatten genau gewusst, wer die überlebenden Kinder waren, aber bewusst nicht nach ihnen gesucht? Oder noch schlimmer - wie viele jüdische Kinder, deren gesamte Familie ausgelöscht worden war, gingen zu der richtigen Schweizer Bank, sprachen mit dem richtigen Schweizer Banker, aber wurden nur angelogen? Gott! Was für eine beschissene Tragödie! Nur die nobelsten Schweizer Bankiers besaßen genug

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