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Der Wolfsmann

Der Wolfsmann

Titel: Der Wolfsmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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geschah, war ein Alptraum. Die Statue lag am Boden. Auf den ersten Blick sah es so aus, als versinke sie darin. Doch es waren die in ihr wütenden Feuer, die sich ins Pflaster fraßen und sich immer tiefer in die Erde brannten. Ein gewaltiges Loch entstand, in dem das Standbild versank. Schon war es nicht mehr zu sehen, und es sank immer noch, gerade so, als wollten sich die magischen Feuer, die der Statue selbst nichts anhaben konnten, bis in die tiefste Hölle durchbrennen.
    Plötzlich gab der Boden unter den Füßen der Gefährten nach. Mythor schrie eine Warnung, hob Nyala auf und rannte mit ihr vom Krater fort, direkt in die Reihen der Wölfe hinein.
    Kalathee, Sadagar und Nottr kamen hinzu und sahen fassungslos mit an, wie Erdmassen in die Tiefe stürzten. Es gab ein Geräusch wie von einem schweren Aufschlag. Auf der anderen Seite des Kraters hatte sich Corchwll in Sicherheit gebracht.
    Der Boden unter den Füßen der Freunde bebte. Kein Wolf reagierte darauf. Dann war der Spuk zu Ende.
    Lähmende Stille breitete sich aus. Der Wolfsmann rührte sich nicht.
    Er stand da wie vom Blitz getroffen. Mythor versuchte, seine Gedanken zu ordnen. Das Geräusch eines Aufschlags. Und auch wie die Erdmassen in die Tiefe gestürzt waren - es hatte hohl geklungen, als ob Erde und Standbild in einen gewaltigen Hohlraum unter dem Marktplatz gestürzt seien.
    Mythor sah sich schnell um. Um ihn herum das Meer aus schwarzen Leibern, die jeden Augenblick zum Leben erwachen konnten, und vor ihm.
    »Hier«, sagte er hastig zu Nottr. »Nimm du sie!«
    Der Lorvaner nahm ihm Nyala ab. Mythor ging vorsichtig auf die Einsturzstelle zu, erreichte den Rand und sah hinab. Er hatte sich nicht getäuscht. Das mussten riesige Katakomben unter diesem Teil der Stadt sein, vielleicht unter ganz Lockwergen.
    Er erfasste blitzschnell die Chance, die sich ihm und den Gefährten hier bot. Corchwll sah ihn an, aber er schien noch nicht begriffen zu haben, was geschehen war. Von der Statue war nichts mehr zu sehen, nur ein großes Loch im Boden der unterirdischen Gewölbe erweckte den Eindruck, als habe sie sich immer weiter in unbekannte Tiefen durchgefressen. Sie war fort. Deshalb war Corchwll wie gelähmt. Aber längst noch nicht tot!
    »Kommt her!« rief Mythor.
    Nur Kalathee zögerte. Sadagar hob sie kurzerhand auf seine Arme und stürmte los. Zusammen mit Nottr, der Nyala trug, erreichten sie das Loch, den Einstieg in eine geheimnisvolle Unterwelt, in die Erde gebrannt vom Feuer der Statue.
    Mythor sprang als letzter in die Tiefe, über die eingestürzten Erdmassen hinab bis auf den Boden der Katakomben. Nottr wartete, bis alle anderen bei ihm waren. Dann rannten sie los, hinein ins Unbekannte, nur weg von Corchwll und seinen Wölfen. Und keinen Augenblick zu früh.
    Als habe das Verschwinden der Menschen und der zukünftigen Gefährtin den Wolfsmann wieder zum Leben erweckt, warf er sich in die Brust, legte den Kopf in den Nacken und stieß ein markerschütterndes Geheul aus. In die Wölfe kam Leben. Sie sprangen auf und umringten ihn knurrend und jaulend.
    »Worauf wartet ihr?« schrie der Wolfsmann in der Sprache der Menschen. »Hinter ihnen her! Jagt sie! Lasst keinen von ihnen entkommen! Zerreißt sie, aber bringt mir die Gefährtin lebend!«
    Die schwarze Meute ergoss sich in die Tiefe. Corchwll folgte ihnen, ein Wolf unter Wölfen. Er hetzte seine Armee und schonte sich selbst nicht. Er setzte sich an ihre Spitze, getrieben von Hass, Panik und blanker Angst um die eigene Existenz.
    Denn nicht nur die kraftspendenden Ströme aus der Statue blieben aus. Tief in seinem Inneren fühlte der Wolfsmann, dass etwas mit ihm geschah.
    *
    Drundyrs Schiff hatte nicht sofort abgelegt, um nach Akinborg zu segeln, nachdem der Caer-Priester und seine Krieger den Hafen erreicht hatten.
    Drundyr hatte den Befehl gegeben, noch zwei weitere Tage zu warten. Dann sollten einige Krieger noch einmal in die Stadt gehen, um sich davon zu überzeugen, dass Corchwll tatsächlich mit seinen Wölfen Herr der Lage war. Diese Vorsichtsmaßnahme erschien den Kriegern überflüssig. Doch Drundyr hatte seine Gründe. Erst nach der Ankunft am Hafen hatte sich herausgestellt, dass drei der besten Krieger fehlten. Es gehörte zum Pakt zwischen ihm und dem Dämon, dass die Wölfe keine Caer verletzen durften. Also gab es andere Gegner, irgendwo in Lockwergen versteckt.
    Drundyr mochte übervorsichtig sein, aber die Angst vor einem weiteren Versagen und Drudins Strafe war groß.

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