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Der Wolfsmann

Der Wolfsmann

Titel: Der Wolfsmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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Tausend kleine Tiere schienen durch seine Adern zu kriechen, als die durch die Fesseln behinderte Durchblutung der Gliedmaßen wieder voll einsetzte.
    Der Wolfsmann begann sich zu bewegen. Mit einem schnellen Blick überzeugte Mythor sich davon, dass Sadagar und Kalathee zu sich kamen. Nottr hatte den Schock überwunden. Kampfbereit stand er neben Mythor.
    Ein schrecklicher Schrei hallte über den Marktplatz. Mythors Herz drohte stehenzubleiben. Corchwll drehte sich zu ihnen um, erfasste die neue Situation blitzschnell und sah zu Nyala hinüber.
    Mythor erkannte seine Absicht. Er stürmte los, erreichte Corchwll auf halbem Weg zu Nyala und stieß ihm mit der ganzen Kraft seines Körpers die linke Schulter in den Leib. Der Wolfsmann wurde zurückgeworfen und geriet ins Taumeln. Nottr war mit dem Schwert heran. Er hieb die Klinge dem Wolfsmann quer über den Rücken.
    Aufschreiend wie ein verwundetes Tier drehte sich Corchwll dem neuen Gegner zu. Mythor hatte Nyala erreicht und zog sie am Arm aus dem roten Lichtkegel. Sie wehrte sich nicht. Aus ihren Augen sprach Verständnislosigkeit. Mythor zerrte sie vom Altar weg und nahm sie auf seine Arme. Jetzt begann sie zu zappeln und nach ihm zu schlagen.
    Sadagar war beim Altar und sammelte seine restlichen Messer auf. Nottr wich vor dem anstürmenden Corchwll zurück, der in blinder Wut Nyala für Sekunden vergessen hatte und nur den Mann mit dem Schwert sah. Er war unsicher auf den Beinen, obwohl ihn Nottrs Streich nicht ernsthaft verletzt haben konnte. Nottr schlug wieder zu, zog diesmal die Klinge quer über Corchwlls Brust.
    »Weiter, Nottr!« rief Mythor. »Beschäftige ihn!«
    Die Wölfe rührten sich nicht. Aber Mythor war sicher, dass ein einziger Befehl von Corchwll genügte, um ihnen die ganze Meute wieder auf den Hals zu hetzen. Nottr musste dafür sorgen, dass er nicht zu früh auf den Gedanken kam. Zweifellos befand sich der Wolfsmann noch immer in Trance, sonst hätte der Barbar keine Chance gegen ihn gehabt.
    »Sadagar! Kalathee!« Mythor winkte die beiden heran, während er sich der tobenden und schreienden Nyala zu erwehren hatte. »Die Statue!«
    Sadagar verstand. Sie musste zerstört werden, solange sich diese einmalige Gelegenheit bot.
    Der Steinmann warf sich mit dem Rücken gegen das Standbild.
    Corchwll schrie grauenhaft. Er begriff, was die Menschen vorhatten. Nottr bearbeitete ihn mit dem Schwert, doch der Wolfsmann schien die Hiebe nicht mehr zu spüren. Er taumelte auf die Statue zu, um Sadagar zurück zu reißen. Nottr sprang auf seinen Rücken und legte beide Hände um seinen Hals. Corchwll kam zum Stehen.
    Er wird seine Wölfe rufen! durchfuhr es Mythor. Und Sadagar konnte die Statue mit seinem geringen Körpergewicht nicht umstürzen.
    Mythor legte die strampelnde, kratzende und tretende Nyala ab und rannte zusammen mit Sadagar gegen das Standbild. Es wankte leicht auf dem Steinsockel.
    »Kalathee!«
    Sie kam und half den Männern. Alles ging in wenigen Atemzügen vor sich. Noch beschäftigte Nottr den Wolfsmann, und noch kauerten die Wölfe. Ein zweites Anrennen. Mythor gab das knappe Kommando, und mit ihm zusammen warfen sich Kalathee und Sadagar gegen die Statue. Sie schwankte wieder und rutschte um Zentimeter auf dem Sockel nach hinten. Mythor gelang es, das Gläserne Schwert in den Spalt zu stecken. Die Füße gegen den Boden gestemmt und mit dem Rücken am Standbild, versuchten die drei, es vom Sockel zu stürzen. Mythor half mit dem Schwert nach, so gut es ging.
    Corchwll war heran. Mythor rief instinktiv: »Spring ab, Nottr!«
    Und der Wolfsmann stürmte auf sie zu. Mythor riss Kalathee zur Seite und warf sich mit Sadagar im gleichen Augenblick noch einmal gegen die Statue, als Corchwll, blind vor Hass, Angst und Wut, dort gegen sie prallte, wo Kalathee noch eben gestanden hatte.
    Langsam kippte die Statue. Corchwll stand erstarrt da und streckte die Hände aus, um sie zu halten. Er gab ihr statt dessen den letzten, entscheidenden Stoß.
    Die Statue kippte weiter und rutschte vom Sockel ab. Der Länge nach krachte sie auf den Boden des Marktplatzes, und ein Schreien war in der Luft, das weder von den Wölfen noch von Corchwll kam. Geschrei wie von tausend Dämonen, die im glühenden Inneren der hohlen Statue tobten. So hell war das Glühen, dass Mythor und die Freunde geblendet zurücktaumelten. Mythor stolperte fast über Nyala, die nun reglos am Boden lag, die weit aufgerissenen Augen blicklos in die Ferne gerichtet.
    Was nun

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