Der Wolkenatlas (German Edition)
Vögel, drum ham wirs Zelt nich getarnt un den Ziehkarrn auch nich. Pa schickte mich los Zunder un Feuerholz holn währnd er un Adam s Zelt aufgebaut ham.
Ich hatt schlimm Lochspucken an dem Tag, weil ich hatt in Honokaa n lahmes Hundebein gegessen, un wie ich schluchtauf zwischen den Ironwoodbäumn hockte, merkte ich plözlich n paar Augen auf mir drauf. Wer is da?, rief ich, aber s dichte Gestrüpp schluckte meine Stimme runter.
Na, jetz sitzte bös in der Klemme , Junge , zischelte s Gestrüpp.
Sag deinn Namen! , schrie ich, bloß nich richtich laut. Ich hab ne Klinge bei mir!
Dicht über meim Kopf tats flüstern: Sag du mir deinn Namen, Junge, bist du Zachry der Mutiche oder Zachry der Feige? Ich kuckte hoch un da saß Old Georgie mit übergeschlagnen Beinen auf nem morschen Baum, n hinterlistiches Grinsen in seinn hungrichen Augen.
Vor dir tu ich mich nich fürchten , sagte ich, aber wahr gesprochen war meine Stimme bloß n Entenfurz in nem Wirbelsturm. Gezittert hab ich in mir drin wie Old Georgie von seim Ast gesprungn is, un was is dann passiert? Wuschzisch war er hinter mir verschwunden, ja, nix mehr zu sehn … nur n dicker Speckvogel wo nach Würmern pickte un richtich drum bitten tat gerupft un gebraten zu werden! Na, ich mir gedacht, Zachry der Mutiche hat Old Georgie inne Knie gezwungn, ja, sicher isser los sich n feigern Gegner suchen. Ich wollt Pa un Adam von meim unheimlichen Abenteuer erzähln, aber ne Fabel schmeckt nu mal besser mit schön was zum Kaun dabei, drum hab ich mir leiseleise die Hose hochgezogen, bin an das fleischvolle Federvieh rangeschlichen … un hab n Satz gemacht.
Der Speckvogel is mir aus n Fingern geflutscht un wechgehüpft, aber ich wollt nich aufgeben, nee, ich jagte ihn flussauf durchs hubbliche dorniche Dickicht, tote Zweige sprangn mir engegn, Dornen zerkratzten mir schlimm s Gesicht, aber ich war nu mal im Jagdfieber un drum merkte ich gar nich wie die Bäume wenicher wurden un den Hiilawefällen ihr Tosen lauter, jednfalls nich bis ich bums in die Lichtung beim See gerannt bin undn Haufen Ferde aufgescheucht hab. Nee, keine Wildferde, das warn Ferde mit ner beschlagnen Rüstung aus Leder, un auf Big Isle heißt das nur eins, ja, die Kona.
Zehn-zwölf von den bemalten Wilden warn schon hoch un langten mit Kriegsgeschrei nach ihrn Klingn un Peitschen! Oh, ich wetzte aufm selben Weg schluchtab wie ich gekommn war, ja, der Jäger war jetz der Gejagte. Der nahste Kona war mir am Nachrennen, die andern sprangn auf ihre Ferde rauf un lachten über ihre Beute. Panik gibt deinn Füßen Flügel, aber sie macht auch deinn Kopf wirr, drum bin ich zurück zu Pa kanickelt. Ich war erst neun, drum bin ich einfach meim Instinkt gefolgt ohne dran zu denken was passiern würd.
Na, bis zu unserm Zelt bin ich gar nich mehr gekommn, sons tät ich jetz nich hier sitzen un euch fabeliern, nee. Über ne zähe Wurzel – vielleicht auch Georgie seinn Fuß – bin ich gestolpert un in ne Grube voll mit toten Blättern gefalln wo mich vor den donnernden Konahufen über mir verbargen. Da blieb ich drin un hörte ihre raun Schreie, wie sie nur n paar Schritt wech durchn Wald geprescht sind … stracks nach Sloosha hin. Nach Pa un Adam hin.
Schlau un schnell schlich ich ihnn nach, aber s war schon zu spät, ja, viel zu spät. Die Kona ritten um unser Lager rum, ihre Lederpeitschen knallten. Pa schwang seine Akst un mein Bruder hatte seinn Spießer, aber die Kona ham bloß mit ihnn gespielt. Ich blieb am Rand vonner Lichtung stehn, weil die Angst die pisste mir ins Blut rein un ich konnt nich einn Schritt tun. Knall! machte ne Peitsche un Pa un Adam fieln um un zitterten wie Aale im Sand. Der Oberste von den Kona, so n viehscher Dreckskerl, sprang von seim Ferd un plitschte durchs flache Wasser auf Pa zu, dann kuckte er mit nem Grinsen zu seinn bemalten Brüdern hin un schlitzte Pa die Gurgel auf, von eim Ohr bis zum andern.
Noch nie hatt ich was so Rotes gesehn wie Pa sein rinndes Blut. Der Oberste leckte es von seiner Klinge ab.
Adam war vor Schreck wie tot, der ganze Mumm war ihm wechgeflossen. N bemalter Dreckskerl fesselte meim ältern Bruder Füße un Hände un schmiss ihn über seinn Sattel wie n Sack Taro, un die andern durchwühlten unser Lager nach Eisenwarn un allem un hauten kaputt was sie nich brauchen konnten. Der Oberste stieg wieder auf sein Ferd, drehte sich noch mal um un starrte mich an … seine Augen warn die Augen von Old Georgie. Z achry der Feige , sagten sie,
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