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Der Wolkenpavillon

Der Wolkenpavillon

Titel: Der Wolkenpavillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Joh Rowland
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ausgefallene Kleidung. Er führte sich auf, als wäre er eine wichtige Persönlichkeit. Als er dem Mann im Kassenhäuschen das Eintrittsgeld hinschob, rutschte sein Ärmel ein Stück hoch, und Masahiro sah am Handgelenk des Mannes ein großes, unregelmäßig geformtes Mal.
    Er runzelte die Stirn. Wo hatte er ein solches Mal schon einmal gesehen? Dann fiel es ihm wieder ein: Als er am Fluss versucht hatte, sich aus Todas Griff zu befreien. Masahiro hatte es ganz vergessen - bis jetzt.
    Der Fremde vor ihm war Toda Ikkyu.
    *

    Im Theater des Geschichtenerzählers stand ein alter Mann auf der Bühne und trug die Geschichte der Schlacht von Sekigahara vor, wobei er berittene Krieger nachahmte, die das Schwert schwangen. Dabei erzeugte er die verschiedensten Geräusche: das Wiehern von Pferden, das Krachen von Gewehren, das Donnern von Kanonen. Das Publikum lachte und applaudierte.
    Yanagisawa entdeckte Setsu, kniete sich neben sie und fragte ohne Umschweife: »Was ist los? Wo ist Chocho? Und wo ist Tsuruhime?«
    Setsus Miene zeigte den gewohnt mürrischen, schmerzerfüllten Ausdruck. Heute war die rechte Gesichtshälfte besonders schlimm verzerrt, so angespannt war die Muskulatur. »Die beiden hatten etwas Wichtiges zu erledigen.«
    Es war eine beinahe unverschämt fadenscheinige Ausrede. »Was könnte es Wichtigeres geben, als unser beider Zukunft zu sichern?«, fragte Yanagisawa erbost.
    Ein Mann kniete sich neben Setsu. Er sah aus wie ein Kaufmann. Dann erschien ein Bauerspaar mit sechs Kindern, darunter ein Junge, der gekleidet war wie ein Gärtnergehilfe, und ließ sich neben Yanagisawa nieder. Dem war es egal, ob diese Leute sein Gespräch mit Setsu hörten.
    »Deshalb bin ich hergekommen«, erklärte Setsu. »Um mit Euch über unser beider Zukunft zu sprechen. Aber Chocho und Tsuruhime brauchen nicht dabei zu sein.«
    In Yanagisawa stieg eine düstere Vorahnung auf. »Dann habt Ihr Eure Entscheidung bereits getroffen?«
    »So ist es«, antwortete Setsu. »Zu meinem Bedauern muss ich Euch mitteilen, dass wir Euren Vorschlag ablehnen.«
    Yanagisawa hatte nichts anderes erwartet. Hätte Setsu sich anders entschieden, wären Chocho und Tsuruhime bei ihr gewesen, um die Bedingungen für die Eheschließung auszuhandeln und die Einzelheiten der Hochzeit zu planen. Obwohl Setsu beim letzten Mal schon ihre Zweifel geäußert hatte, war Yanagisawa nun doch schockiert.
    Auf der Bühne heulte der Geschichtenerzähler in gespieltem Schmerz, als er einen Krieger darstellte, der durch einen Dolchstich ins Herz getötet wurde.
    Yanagisawa hatte immer gedacht, er könnte alles bekommen, was er begehrte. War er nicht von einem unbedeutenden Samurai zum Stellvertreter des Shōgun aufgestiegen? Hatte er nicht die Niederlage gegen Fürst Matsudaira überstanden? Hatte er nicht die Verbannung auf die Insel Hachijo überlebt, um dann gleichsam aus dem Reich der Toten zurückzukehren? Nun aber kam es Yanagisawa so vor, als hätte Setsu ihm einen Granitblock in den Weg gerollt, der ihm das letzte Stück zum Gipfel der Macht versperrte.
    Die Zuschauer johlten, als wollten sie sich über ihn lustig machen.
    »Warum lehnt Ihr ab?«, wollte Yanagisawa wissen. »Warum weigert Ihr Euch?«
    Setsu blickte ihn streitlustig an. »Was sollen diese Fragen? Ihr kennt die Gründe, auch wenn Ihr offenbar entschlossen seid, sie zu ignorieren. Ihr wisst genauso gut wie ich, dass Tsuruhime nicht frei darüber entscheiden kann, Euren Sohn zu ehelichen, weil sie bereits verheiratet ist.«
    »Ich weiß, aber das ist kein Problem.« Yanagisawa musste Setsu dazu bringen, dass sie ihre Meinung änderte. Sich an die dümmliche Chocho zu wenden, hatte keinen Sinn. Es war Yanagisawa nicht entgangen, dass es Setsu war, die sämtliche Entscheidungen traf. Sie war es, die er überzeugen musste. »Ich kann dafür sorgen, dass Tsuruhime geschieden wird.«
    Angesichts seiner Hartnäckigkeit hob Setsu erstaunt die linke Augenbraue, während die Braue auf der anderen, verzerrten Gesichtshälfte starr blieb. »Die Leute werden nicht einverstanden sein.«
    »Tsuruhime hat keine Kinder. Das macht es leichter, eine Scheidung zu erwirken. Außerdem scheint Ihr meine Macht zu unterschätzen. Was wetten wir, dass Tsuruhime schon morgen eine geschiedene Frau ist, wenn ich es will?«
    »Oh, ich bin sicher, dass Ihr die Regeln des Anstands missachten und vor nichts zurückschrecken würdet, um Euren Willen durchzusetzen«, erwiderte Setsu in herablassendem Tonfall. »Aber diesmal

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