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Der Wolkenpavillon

Der Wolkenpavillon

Titel: Der Wolkenpavillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Joh Rowland
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könnt nicht einmal Ihr es schaffen.«
    »Da irrt Ihr Euch.« Yanagisawa war entschlossen, Druck auszuüben, Gefälligkeiten einzufordern und alle Hebel in Bewegung zu setzen, um sein Ziel zu erreichen.
    »Selbst wenn es Euch gelänge, Tsuruhimes Scheidung zu erwirken, könnte das meine Bedenken nicht ausräumen«, entgegnete Setsu. »Es würde nichts daran ändern, dass eine Ehe zwischen Tsuruhime und Yoritomo einem Inzest gleichkäme.«
    »Wieso? Sie sind nur ganz entfernt miteinander verwandt. Ehen zwischen Cousine und Vetter ersten Grades sind nicht ungewöhnlich.«
    »Ihr wisst genau, was ich meine«, gab Setsu zurück. »Wenn man bedenkt, wer Tsuruhime ist und wer Yoritomo ...« Ein Zittern durchlief ihren ausgemergelten Körper. »Allein der Gedanke, dass die beiden zusammen sein könnten, ist abstoßend.«
    Dem dürfte so mancher zustimmen, dachte Yanagisawa, doch er verlor allmählich die Geduld, und seine anfängliche Enttäuschung schlug um in Wut. »Unser aller Leben steht auf dem Spiel«, sagte er. »Wenn wir diese Verbindung nicht zustande bringen, werden die Probleme, die Ihr dann bekommen werdet, einen Inzest aussehen lassen wie einen Segen der Götter. Jetzt ist nicht die Zeit für Empfindlichkeiten.«
    »Wie bitte? Ich wehre mich gegen eine widerliche, sündhafte Schande, und Ihr nennt es ›Empfindlichkeit‹?« Setsus Augen funkelten vor Zorn. »Ich nenne es Ehre, Anstand und Achtung vor der Tradition! Etwas, was Euch völlig abgeht - was übrigens ein weiterer Grund dafür ist, weshalb ich Euren Vorschlag ablehne. Ich glaube nicht, dass Ihr Tsuruhime, Chocho und mir gegenüber aufrichtig seid. Ihr seid nicht der Mann, der seinen Teil einer Abmachung einhält, wenn sich irgendwelche Schwierigkeiten ergeben. Ihr würdet uns den Wölfen zum Fraß vorwerfen.« Setsu erhob sich. »Ich habe Euch nichts mehr zu sagen. Meine Entscheidung ist unumstößlich.«
    Auf der Bühne ahmte der Geschichtenerzähler den grässlichen Ritus nach, wenn siegreiche Soldaten mit den abgeschlagenen Köpfen ihrer besiegten Feinde an ihrem Feldherrn vorbeimarschieren. Die Zuschauer johlten. Die Kinder, die neben Yanagisawa knieten, kreischten vor Lachen. Als Setsu den Saal verließ, tobte in Yanagisawas Innerem ein solch übermächtiger Zorn, dass er beinahe sein Schwert gezogen hätte, hinter der Frau hergestürmt wäre und ihr den Kopf von den schmalen Schultern geschlagen hätte.
    Kurz darauf verließ auch Yanagisawa das Theater des Geschichtenerzählers und ging zu seinem wartenden Sohn.
    »Was ist geschehen, Vater?«, fragte Yoritomo.
    Yanagisawa war verzweifelt. Wie sollte er seinem Sohn beibringen, dass sein Plan gescheitert war? Konnte er es überhaupt ertragen, dem armen Jungen eine solche Enttäuschung zu bereiten? Die Hände zu Fäusten geballt, die Miene verkniffen, beobachtete Yanagisawa, wie Setsu in ihrer Sänfte davongetragen wurde.
    »Es wird dir noch leidtun, dass du mich enttäuscht hast«, flüsterte er hasserfüllt, ohne den Blick von der Sänfte zu wenden. »Es wird dir noch leidtun, das schwöre ich bei meinem Leben!«
    *

    Masahiro folgte Yanagisawa, Yoritomo und Toda Ikkyu zurück zum Palast. Er beobachtete, wie die Männer zum Tor hineingingen, und wartete, bis sie ganz sicher drinnen verschwunden waren. Was für ein Glück, dass sie ihn nicht bemerkt hatten! Dennoch fürchtete Masahiro sich davor, nach Hause zu kommen. Er würde ganz bestimmt bestraft werden.
    Hayashi, der junge Soldat, der dazu abgestellt war, auf Masahiro aufzupassen, kam aus dem Palasttor gestürmt und sah sich verzweifelt um. Obwohl Masahiro ein wenig Angst davor hatte, was geschehen würde, sobald Hayashi ihn erblickte, tat der Mann ihm leid.
    »Hayashi -san !«, rief er.
    »Junger Herr!« Hayashi griff sich vor Erleichterung an die Brust. »Ich habe Euch überall gesucht. Den Göttern sei Dank, dass Euch nichts passiert ist!« Hayashi drängte den Jungen auf die Torwächter zu, die den beiden zunickten und sie durchwinkten. »Wo habt Ihr denn so lange gesteckt?«
    »Ich war im Vergnügungsviertel in Ryōgoku«, antwortete Masahiro.
    »Ihr wart ganz allein so weit weg?« Hayashi blickte verdutzt drein, dann verzweifelt. »Ich habe überall auf dem Palastgelände nach Euch gesucht. Wenn Euer Vater erfährt, dass Ihr mir entwischt seid, wo ich doch auf Euch aufpassen sollte, bringt er mich um!«
    Hayashi war nicht der Einzige, den Sano umbringen würde. Masahiro fragte sich, wie lange er noch zu leben hatte. »Weiß sonst noch

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